Kurz & bündig
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[+] Hochwertige Ausstattung, souveräner Motor, solide Verarbeitung |
[-] Zu weiches Fahrwerk, kein Diesel lieferbar |
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Das kantige LS-Design lässt Erinnerungen an die mächtige S-Klasse (W 140) der 90er Jahre wach werden: Der Auftritt des 72.000 Euro teuren Lexus ist stimmig und dekadent zugleich. Im Innenraum sieht es nicht anders aus. Wer etwas auf sich hält, wählt die 8.300 Euro Aufpreis kostende President Line. Der Name ist Programm, denn der lederbezogene Fond wird zu einer groß dimensionierten Spielwiese für diejenigen, die mit einem Chauffeur zu reisen belieben.
Im Gegensatz zur Konkurrenz ist der Lexus LS 430 nicht mit einem verlängerten Radstand zu bekommen. Doch auch die Standardversion lässt einen im Luxus schwelgen. Elektrische Ledersitze hinten, Sitzheizung ist selbstverständlich. Doch die in dieser Klasse durchaus standesgemäße Sitzlüftung fehlt. Zudem passt die rumpelige Massagefunktion nicht zum ansonsten nahezu perfekten Auftritt der Präsidentenlimousine. Erfreulich hingegen die Bedieneinheit in der Mittelarmlehne. Die Klimaautomatik lässt sich ebenso getrennt regeln wie die Audioeinheit. Mit einem Griff erreicht man die Kühlbox. Schließlich möchte man in einer Luxuslimousine nicht mit Kühltasche im 570 Liter großen Kofferraum reisen. Vorn und hinten gibt es Platz im Überfluss. Die Sitze lassen sich perfekt verstellen. Leider fehlt besonders vorn der nötige Seitenhalt.
Wer ist hier der Boss?
Was wir schmerzlich vermissen, sind Bildschirme für die Bordunterhaltung. Die sind mittlerweile sogar im Opel Meriva gegen Aufpreis zu bekommen. Das exzellente Soundsystem des LS kann uns immerhin ein wenig trösten. Doch zusammen mit dem DVD-Navigationssystem kostet es satte 4.700 Euro. In dieser Klasse sollte ein Routenfinder fraglos zur Serienausstattung gehören. Überdies: Wer auf der Fahrt sein Ziel ändern möchte, drückt vergebens auf dem Touch-Screen-Bildschirm herum. Während der Fahrt lässt sich das System aus Sicherheitsgründen nicht bedienen. Das grenzt an einen Frechheit. Denn über solche Dinge sollte der Fahrer nach wie vor selbst entscheiden dürfen.
Wir dämpfen unseren Ärger mit dem sonoren Klang des Achtzylinders. Außen. Denn der Motor ist – selbst bei größter Anstrengung – im Innenraum nicht zu vernehmen. Lautlos im Stand, lautlos bei der Fahrt. Selbst der Wind scheint vor Ehrfurcht zu erstarren und säuselt bei hohen Geschwindigkeiten nur kaum vernehmbar. Ein starker Auftritt. Unter der langen Motorhaube arbeitet der lautlose 4,3 Liter Achtzylinder. 207 kW/282 PS sind eine gute, aber keine üppige Motorisierung für den rund zwei Tonnen schweren Asiaten.
Amerikanische Gene
Doch die Fahrleistungen des LS brauchen sich in der Luxusklasse nicht zu verstecken. 0 auf Tempo 100 im gemessenen 6,6 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h bilden ein rundes Bild. 417 Nm Maximaldrehmoment bei 3.500 U/min sind ebenfalls standesgemäß. Perfekt auf dem Achtzylinder abgestimmt zeigt sich die Sechsgangautomatik, die sich nahezu stufenlos präsentiert. Unter seinesgleichen hat der Durchschnittsverbrauch des LS 430 allenfalls deklaratorischen Charakter. Im Praxistest verbrauchte der Hecktriebler 13,1 Liter. Angesichts von Motor und Gewicht durchaus angemessen.
Dass es sich um ein Chauffeurfahrzeug mit amerikanischen Genen handelt, merkt man nicht zuletzt bei der betont weich geratenen Fahrwerksabstimmung. Die Luftfederung schluckt Bodenunebenheiten derart dezent, dass die Unterschriftenmappe im Fond gefahrlos zur Hand genommen werden kann. Zumindest der zuschaltbare Sportmodus sollte dem Lexus jedoch mehr Straffheit verleihen – tut sie aber nicht. Die Nick- und Wankbewegungen der 5,02 m langen Karosserie stören ebenso wie die zu gefühllose Lenkung. Im Grenzbereich schiebt der LS 430 kräftig über die Vorderachse. Fahrspaß mag daher nicht so recht aufkommen. Dazu ist der Japaner zu träge. Freude kommt jedoch beim Einparken auf. Es gibt nicht nur Parksensoren, sondern auch eine nahezu unsichtbare Heckkamera, mit der man den Lexus trotz der großen Überhänge problemlos in enge Lücken zirkeln kann. Die Anzeige auf dem großen Bildschirm ist genauso klar, wie die hintergrundbeleuchteten Armaturen. Einziger Wehrmutstropfen: die unglückliche Lichtbedienung am Blinkerhebel und die allzu klobige Mittelkonsole.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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