In China werden die Herzen bei manchen Damen jetzt höherschlagen. Der Porsche Taycan ist nach der Modellpflege auch in "Sternrubin" zu haben. Porsche verweist bei dieser Lackierung auf den begehrten Klassiker 911 der Modellreihe 964, der genau in diesem Farbton zu haben war. Beim Lack des Taycan nimmt Porsche mit dem Modelljahr 2022 den Deckel von einigen Farbtöpfen und lässt dem Gestaltungswillen der Käufer fast freien Raum. Schon bei der Konfiguration des Stromers kann man sich die durch die Farbpalette klicken und das Auto beispielsweise auch in "Acidgrün" bestellen. Insgesamt zusätzliche 63 Lacktöne stehen zur Auswahl, "darunter viele Kultfarben", wie Porsche betont.
In Anbetracht dieser Farbenpracht fühlt man sich unweigerlich an den Süßigkeiten-Werbeslogan "viele bunte Smarties" erinnert. Der trifft jetzt auch auf den Porsche Taycan zu, der im Zuge der Modellpflege schlauer geworden ist und mit einer Batterieladung bis zu 25 Kilometer weiterkommt. Damit wird aus dem Zuffenhausener Stromer in Bezug auf die Reichweite zwar noch kein Dauerläufer, aber mühsam ernährt sich auch das Elektro-Eichhörnchen. Die Zusatzkilometer kommen durch eine Optimierung des Pulswechselrichters beziehungsweise der Leistungselektronik des Motors zustande.
Der Hebel, den die Porsche-Ingenieure ansetzten, ist die Ansteuerung der Halbleiter. Beim verbesserten Taycan wird der Antrieb binnen 100 Mikrosekunden abgekoppelt und genauso schnell wieder in Betrieb genommen. Während des Fahrens im Teillastbereich verabschiedet sich die Vorderachse komplett vom Vortrieb und beim Segeln oder Stillstand schließt sich die Hinterachse ihr an. Die Möglichkeit, den Antriebsstrang so zu perfektionieren, kommt durch verbesserte Software-Algorithmen zustande. "Wir haben einiges dazugelernt und optimieren den Antriebsstrang jetzt dementsprechend", erklärt Antriebsexperte Klaus Rechberger.
Um die Batterie zu konditionieren, wird sie durch das Fahrzeug vorgeheizt und hat, sobald man bei der Ladesäule andockt, die optimale Temperatur
Das ist aber noch nicht alles. "Wir haben die Robustheit des Schnellladens verbessert", sagt Rechberger. Um das zu bewerkstelligen, muss die Batterie möglichst schnell in ihren Wohlfühlbereich gebracht werden, der sich beim Schnellladen bei mehr als 35 Grad befindet. Um die Batterie dementsprechend zu konditionieren, wird sie durch das Fahrzeug vorgeheizt und hat, sobald man bei der Ladesäule andockt, die optimale Temperatur und legt sofort mit der maximalen Ladegeschwindigkeit los. Um die Celsius-Wohlfühloase zu kreieren, wird die vorhandene Verlustwärme, die die Antriebe und die verschiedenen Komponenten produzieren, genutzt. "Die Batterie muss man behandeln wie einen Augapfel", macht Rechberger klar.
Nicht nur die Ladegeschwindigkeit erhöht sich, sondern auch der Bereich, in dem dieser gehalten wird. Wenn man sich eine typische Ladekurve bei einem Elektroauto vor Augen führt, ist das Plateau mit dem höchsten Ladetempo jetzt länger. Das bedeutet aber nicht, dass das Stromtanken von fünf bis 80 Prozent SoC (State of Charge/Batterieladung) an einer 800 Volt schneller als die bisher genannten 22,5 Minuten dauert, sondern dass dieser Wert auch unter nicht idealen Bedingungen realisiert werden kann. "Diese Zeit wird jetzt nicht mehr im sogenannten Bestpunkt erreicht, sondern sind für den Kunden tatsächlich robust erlebbar. Das ist der wesentliche Punkt", so Rechberger. Wenn man bedenkt, dass der Taycan quasi noch ein Jüngling ist, werden vermutlich weiter Verbesserungen folgen. "Gerade beim Elektroantrieb zählt jedes Watt", so der Techniker.
Die Tüftelei geht also weiter. Ein weiteres Highlight beim überarbeiteten Taycan hat nichts mit dem Laden oder den Elektromotoren zu tun, sondern erleichtert dem Fahrer das Ein- und Ausparken in Längs- und Querparklücken. Das geschieht nämlich per Auto-Pilot mit dem Smartphone, ohne dass der Fahrer hinter dem Lenkrad sitzen muss. Apropos Smartphone: Auch Besitzer eines Handys mit Android Auto können dieses jetzt in das Infotainment des Porsche Taycan integrieren.
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