Kurz & bündig
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[+] Luxuriöse Ausstattung, kräftiger und sparsamer Motor, sicheres und komfortables Fahrverhalten, guter Sicherheitsstandard |
[-] Kein Rußfilter, Hinten wenig Kopffreiheit, starker Wertverlust, Vordersitze ohne ausreichend Seitenhalt |
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Auch knapp zwei Jahre nach seiner Präsentation ist der Lancia Thesis mit seinem mutigen, aber gelungen geschnittenen Blechkleid noch immer ein Hingucker. Selbst entlang der hochpreisigen Hamburger Elbchaussee fällt der üppig dimensionierte Italiener nach wie vor angenehm auf. Zwar ging die bisher lieferbare Dieselvariante mit 2,4-Litern Hubraum, fünf Zylindern und zehn Ventilen nicht gerade an Krücken – doch der neu entwickelte 20-Ventiler passt deutlich besser zum Thesis. Aus gleichem Hubraum holt er Dank Multijet-Einspritzung 129 KW / 175 PS. Zudem stemmt der bullig grollende Fünfzylinder mit Commonrail-Diesel bereits ab 2.000 U/min 380 Nm an die Kurbelwelle. Leider sind es bei der Automatikversion getriebebedingt nur 330 Nm bei 1.750 U/min. Dabei passt gerade die Comfortronic gut in den rund 1,9 Tonnen schweren Fronttriebler. Sie schaltet ruhig und überlegt; die Idealbesetzung für den Thesis, da die Handschaltung nicht so recht zu einer Limousine diesen Schlages passen möchte. Erst bei Tempo 220 ist der Vortrieb beendet. Den Spurt 0 – 100 km/h schafft der Norditaliener in 10,2 Sekunden (Handschaltung 9,8 Sekunden).
Leider geht die Automatik mächtig auf Kosten des Durchschnittsverbrauchs. Sind es normalerweise 7,5 Liter Diesel auf 100 km, so schluckt der Thesis mit Comforttronic 8,8 Liter durchschnittlich – nicht gerade wenig. In der Praxis sind es jedoch gerne über neun Liter. Zudem lässt Lancia den Partikelfilter nach wie vor außen vor. So schafft der Multijet 20v nur die schlappe Schadstoffnorm Euro 3 – unzeitgemäß im Modelljahr 2004.

Bequeme Reiselimousine

Erfreulicher präsentiert sich da schon die Drehfreudigkeit des neuen Diesel-Topmodells. Aus jedem Drehzahlbereich lässt es sich souverän beschleunigen; allein bei höherem Autobahntempo könnte der Lancia ein paar Pferde mehr und ein Plus an Hubraum vertragen – schließlich tritt er mindestens gegen 5er BMW und Mercedes E-Klasse an. Auf nasser Fahrbahn und in schnellen Kurven machen dem schönen Südeuropäer jedoch sein massiges Gewicht und sein Frontantrieb zu schaffen. Hier greift die Anti-Schlupf-Regelung helfend ein. Im Grenzbereich schiebt er kalkulierbar über die Vorderachse. Wer im Lancia Thesis auf den Straßen dieser Welt unterwegs ist merkt schnell, dass er sich in einer bequemen Reiselimousine befindet. Die Dämpfer mit Skyhook-System sind betont komfortabel ausgelegt und schlucken Bodenunebenheiten ohne Probleme. Bei flotter Gangart stören jedoch Nick- und Wankbewegungen den ansonsten guten Gesamteindruck. Die Lenkung lässt zudem etwas den Fahrbahnkontakt vermissen.
Hochwertig geht es im Innenraum zu. Ledersitze, Armaturen und Holzblenden vermitteln einen sehr edlen Eindruck. Jedoch bieten die Sitze zu wenig Seitenhalt und Sitzauflagefläche. Beim Thema Kopfstützen ging leider Design vor Funktionalität. Sie lassen sich nicht weit genug ausfahren und nicht nach vorne in Richtung Kopf kippen. Gegen Aufpreis ist der Thesis mit Komfortsitzen (ab 3.100 Euro) zu bekommen. Neben der obligatorischen Sitzheizung gibt es dann Sitzlüftung, Massage und eine automatische Anpassung an den Rücken – für Kilometerfresser empfehlenswert.

Vorbildliche Ausstattung

Hinten reist der Thesis-Passagier wie auf einem fliegenden Teppich. Bequeme Sitze, dazu eine Verstellung für den vorderen Beifahrersitz lassen Chauffeur-Gefühle aufkommen. Af Wunsch gibt es Sitzheizung und –lüftung. Die Bein- und Schulterfreiheit ist groß, die Kopffreiheit lässt noch einige Wünsche offen. Im Kofferraum stehen 480 Liter zur Verfügung; die Zuladung beträgt 435 kg.
Die Ausstattung im Lancia Thesis ist bekannt vorbildlich. Er ist erhältlich in den Varianten Executive und Emblema. ABS, ESP, Front-, Seiten- und Windowbags vorn und hinten, dazu Nebelscheinwerfer und Bi-Xenonlicht sind auch in dieser Klasse nicht immer Standard. Zudem gibt es Alcantara-Sitze, Alufelgen, Bordcomputer, Autotelefon und Tempomat. Der höherwertige Emblema bietet serienmäßig zusätzlich Navigationssystem, elektrische Sitze, elektrisches Sonnenrollo und dunkle Seitenscheiben. Sinnvolle Extras sind Ledersitze (1.950 Euro), 17-Zoll-Alufelgen (1.200 Euro), Parksensoren (620 Euro) und beheizbare Rücksitze (320 Euro). Bequem, aber reiner Luxus sind die elektrischen Komfortsitze vorne und hinten für teure 4.400 Euro, die kaum Wünsche offen lassen. Der Lancia Thesis 2.4 Multijet 20v in der Basisversion Executive kostet 36.800 Euro, der Emblema mit Automatik (Comforttronic) liegt bei teuren 44.000 Euro.
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