Kurz & bündig
|
[+] Schier unbändige Motorkraft, präzise Spurtreue, exakte Lenkung, gute Platzverhältnisse vorne, griffige Sitze, agiles Handling, hochwertige Materialien und Verarbeitung, ordentlicher Kofferraum |
[-] Hoher Preis und Unterhaltskosten, eingeschränkte Sicht nach hinten, zum Teil lernbedürftige Bedienung, nicht wirklich Platz in der zweiten Reihe |
|
Nach dem Cabrio bringt BMW mitte September das M-Coupé der 6er-Reihe auf den Markt. Angetrieben wird es nicht mehr wie noch der Vorgänger von einem 10-Zylinder, sondern von einem, hoch drehenden V8-Motor mit zwei nach dem Twin-Scroll-Prinzip arbeitenden Turboladern und 412 kW/560 PS. Das sorgt dafür, das jedes PS nur 3,3 kg beschleunigen muss. Den gleichen Motor baut BMW auch in den neuen M5 ein.
Die Leistungswerte können sich also sehen - und fahren - lassen. Das maximale Drehmoment von 680 Newtonmetern steht im Drehzahlbereich bereits von 1.500 U/min. zur Verfügung - also fast schon bei Leerlaufdrehzahl - und reicht bis 5.750 U/min.. Seine Höchstleistung von 560 PS erreicht der Motor zwischen 6.000 und 7.000 U/min., ab 7.200 U/min. ist man im Begrenzer. Trotz einer gegenüber dem Vorgänger um 10 Prozent höheren Motorleistung und einem um 30 Prozent gesteigerten maximalen Drehmoment schafften es die M-Ingenieure, Kraftstoffkonsum und CO2-Ausstoß um mehr als 30 Prozent reduziert. Denn der hohe Wirkungsgrad des Motors sorgt für einen angenehmen Nebeneffekt: Das neue BMW M6 Coupé kommt im EU-Testzyklus auf einen Durchschnittsverbrauch von 9,9 Litern je 100 Kilometer und einen CO2-Wert von 232 Gramm pro Kilometer (statt 14,8 Liter wie sein 10-Zylinder-Vorgänger).
In der Realität sieht das allerdings nicht ganz so günstig aus: Bei einer ersten Ausfahrt zeigte der Bordcomputer bei normaler Fahrweise einen Verbrauchsschnitt von knapp zwölf Liter auf 100 km an. Schluss mit lustig ist auf der Rennstrecke: Bei einem Durchschnittswert von 29,5 Litern kapituliert der Computer und verabschiedet sich in den Feierabend. Mit bei zur Verbrauchsreduzierung auf normalen Straßen tragen serienmäßig die Start-Stopp-Funktion und weitere Efficient Dynamics Technologien wie die Bremsenergie-Rückgewinnung und die volumenstromgeregelte Ölpumpe.
Locker abgehängt
Den Motorleistungen angemessen sind die Beschleunigungswerte: Von 0 auf 100 km/h schafft es das M6 Coupé - begleitet von einem tiefen, sich steigernden Grollen aus den vier Endrohren - in 4,2 Sekunden, von 0 auf 200 km/h ist man in 12,6 Sekunden. Damit lässt sich ein Porsche 911 Carrera S (4,5 Sekunden von 0 auf 100) locker abhängen. Die elektronisch limitierte Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Satte 305 km/h sind mit dem M Driver’s Package und einem Fahrertraining drin.
Wer im M6 unterwegs ist, dem graust vor nichts mehr auf der Straße - Überholvorgänge auf Landstraßen zum Beispiel, vor denen man mit den meisten anderen Fahrzeugen aus gutem Grund zurückschrecken würde, sind im M6 problemlos möglich, ohne auch nur eine Schweißperle zu vergießen. Ein Kick auf das spontan reagierende Gaspedal - und der M6 schießt los. Unterstützt wird das 4,4 Liter große Triebwerk von einem M DKG Drivelogic Getriebe mit sieben Stufen, das im automatisierten ebenso wie im manuellen Betrieb drei Schaltprogramme zur Wahl stellt. Anders als sonst üblich lassen sich die Einstellungen auf Knopfdruck differenzieren für Lenkung, Dämpfer und Getriebe. Mit dem M Differenzial ist die Kraftverteilung zwischen dem rechten und dem linken Hinterrad an die jeweilige Fahrsituation anpassbar.
Die geschwindigkeitsabhängige Lenkkraftunterstützung ist M-spezifisch abgestimmt und bietet eenfalls drei Kennlinien zur Konfiguration. Links und rechts vom Lenkrad liegen die Schaltwippen für die manuelle Gangwahl, die jedem Lenkeinschlag folgen und so immer gut und vor allem schnell zu erreichen sind. Das Fahrwerk verfügt über eine eigenständig entwickelte Vorder- und Hinterachskinematik, das dynamische Dämpfer Control ist serienmäßig. Zur Dämpfercharakteristik stehen ebenfalls drei Kennfelder zur Auswahl. In der Komfort-Einstellung ist der M6 ein bequemer Cruiser, der Fahrbahnunebenheiten weitgehend weg bügelt - in der Sport Plus-Einstellung gibt er gnadenlos jede Zigarettenkippe auf der Fahrbahn an die Wirbelsäule der Insassen weiter. Je nach Stimmung und Situation lässt sich mit dem M6 Coupé also gemütlich cruisen wie auch scharf auf Kurvenjagd gehen.
Setup per Knopfdruck
Das Coupé ist laut BMW als Viersitzer konzipiert. Der Raumkomfort im Fond sei gegenüber den Vorgängermodellen spürbar gesteigert worden. Real ist dort allenfalls Kleinkindern im Kindersitz der Aufenthalt zuzumuten. Wie in den meisten Sportwagen taugt die Rückbank allenfalls als Extension zum Kofferraum. Wenn man sie den braucht: Das Ladevolumen des Kofferraums beträgt ordentliche 460 Liter (Zum Vergleich: Mercedes-Benz SL 504 Liter; Maserati GranTurismo 260 Liter).
Zu den inneren Besonderheiten des M6 zählen neu entwickelte, passgenaue M Sportsitze und das M spezifische Cockpit. Individuell konfigurierte Gesamt-Setups können mit zwei M Drive Tasten am Lenkrad gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden. Wie bereits das Vorgängermodell ist auch das neue BMW M6 Coupé serienmäßig mit einem Dach aus gewichtsoptimiertem carbonfaserverstärktem Kunststoff ausgestattet.
Schon als Basispreis sind 123.600 Euro fällig, fürs Cabrio gar 131.000 Euro. Wer sich mit einem ähnlich schnellen, 400 PS starken Porsche 911 S zufrieden gibt, ist rund 20.000 Euro günstiger dabei. Und beim M6 ist bei dem Preis noch längst nicht Schluss: Wer mehr will, muss wie gehabt drauf zahlen. So werden für Keramik-Bremsen 8.700 Euro extra fällig, für eine Volllederausstattung 7.670 Euro oder für ein Navi-Gerät mindestens 2.760 Euro. Aber, so weiß man bei BMW: Der M6-Kunde schaut auf eines zuletzt - aufs Geld.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|