Kurz & bündig
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[+] Ordentliches Platzangebot, einfache Bedienung, großer Kofferraum, gute Fahrleistungen, agiles Handling, ausgezeichnete Verarbeitung, umfangreiche Sicherheitsausstattung |
[-] Mäßiger Motorsound |
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Er ist flach, er ist kernig und er kommt nicht nur bei Frauen gut an. Die Rede ist vom neuesten Spross der BMW-6er-Familie, dem Gran Coupé. Der Name der US-Kultserie "Two-and-a-half-men" ist dabei Programm für das Platzangebot in der zweiten Reihe. Real ist das 6er Gran Coupé ein waschechter Viersitzer. Dabei sitzen die beiden äußeren Fondinsassen komfortabel und sportlich zugleich.
Was bei den für den Fahrer zur Verfügung stehenden 235 kW/320 PS des aufgeladenen Reihensechszylinders durchaus ratsam ist. Nahezu geräuschlos rauscht der 450 Newtonmeter leistende und ab 79.500 Euro teure 640i Gran Coupé innerhalb von 5,4 Sekunden auf Tempo 100 und vermittelt dabei zu keiner Zeit einen Hauch von Anstrengung.
Wer es zünftig sportlich mag, der findet im Sport- oder Sport-Plus-Modus die richtige Einstellung. Einem Muskel gleich spannt sich das Gran Coupé deutlich spürbar um möglichst schnell und direkt den Befehlen des Fahrers gehorchen zu können. Das ausgeschaltete DSC lässt zudem das eine oder andere Heck-Schwänzeln zu. Dank seiner mitlenkenden Hinterachse und der gut arbeitenden Achtgang-Automatik lassen sich Kurven sowohl stets im richtigen Gang als auch in einem überaus scharfen Tempo fahren. Neben dem kaum wahrnehmbaren akustischen Lebenszeichen des 3,0 Liter-Sechszylinders mit immerhin zwei Turboladern, fehlt dem 1,39 Meter flachen Bayer - diesmal erfreulicherweise - auch etwas anderes: der bei solchen Fahrleistungen eigentlich zu erwartende Durst.
Sparsam und dynamisch
7,7 Liter dürfen es nach 100 gefahrenen Kilometern an der Tankstelle sein. Die 230 kW/313 PS starke Dieselversion kommt sogar mit 5,5 Litern aus. Es könnte wahrscheinlich noch weniger Verbrauch erzielt werden, wäre da nicht das auf 5,01 Meter Länge und 1,89 Meter Breite verteilte Lebendgewicht von über 1,8 Tonnen.
Mit dem gewachsenen Radstand versteht sich das Gran Coupé mehr als sportliches Reisevehikel denn als Sportwagen mit Reiseeigenschaften. Der sowohl durchladbare als auch komplett durch das Umklappen der zweiten Sitzreihe erweiterbare Kofferraum fasst von 460 bis 1.265 Liter alles, was durch die schmale Öffnung passt. Allzu dreckig sollten allerdings weder die Gepäckstücke noch die Hosen der Mitfahrer sein, hat sich der Besitzer für das weiße Lederinterieur samt hellbraunem Alcantarahimmel entschieden.
Die Serienausstattung umfasst indes die gut sitzenden Lederstühle, Xenon-Scheinwerfer, Start-Stopp-System, eine Zweizonen-Klimaautomatik und das edel hinter einem Reißverschluss versteckte Isofix-System für die Sicherheit der ganz Kleinen. Die beiden zusätzlichen Türen nicht zu vergessen. Schließlich ist er das erste viertürige Coupé aus dem Hause BMW.
Wenig Schalter und Knöpfe
Zwischen 30 und 40 Prozent soll laut Thomas Giuliani, Leiter Produktmanagement große und mittlere Baureihe bei BMW, der Anteil des Gran Coupé in der 6er-Baureihe ausmachen. Der Hauptmarkt liegt mit geschätzten 27 Prozent zwar in den USA. Doch wenn der flotte Fünfsitzer am 2. Juni erstmalig offiziell europäischen Boden befährt, werden es sich bisherige Coupékunden auch in Deutschland vielleicht zweimal überlegen, ob sie ihre Mitfahrer durch einen engen zweitürigen Einstieg des Coupés oder einfach durch die beiden Extratüren in ihr Gran Coupé bitten möchten.
Wie bei allen BMW-Fahrzeugen mit i-Drive befinden sich auch im Cockpit des 6er Gran Coupés weniger Schalter und Knöpfe als in so manchem Kleinwagen. Ist das System erst einmal verstanden, gelingt es auch während der Fahrt mal eben, dem Navigationsgerät ein anderes Ziel aufzudrängen oder den Musiktitel zu wechseln. Über den Fahrerlebnisschalter kann der Fahrer zwischen den Einstellungen Comfort, Sport, Sport+ und ECO Pro wechseln. Bei Letzterem werden Verbraucher wie Seitenspiegel- und Heckscheibenheizung ausgeschaltet und die Automatik auf Spritsparen getrimmt. Gleichzeitig erscheint eine Anzeige der dadurch zusätzlich angesparten Kilometer. Das weckt bereits nach kurzer Zeit auch bei normalerweise eher sportlich ambitionierten Fahrern einen echten Spar-Ehrgeiz.
Um nicht ständig den Blick vom Straßengeschehen gen Tacho schweifen lassen zu müssen und die Ohren ja so gut wie nichts über die aktuelle Geschwindigkeit in Erfahrung bringen können, steht das optionale Head-Up-Display mit einer das gesamte Farbspektrum umfassenden Grafikdarstellung zur Verfügung. Nur mit der Verkehrszeichenerkennung gönnt sich der ansonsten ordentlich ausgestattete Sechser ab und an Schwächen. So tauchen auf der Autobahn gelegentlich auch mal Tempo 40-Schilder im Display auf, die eigentlich nur auf eine sehr enge Autobahnausfahrt hinweisen. Das sorgt zumindest für einen kurzen Schreck.
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