Kurz & bündig
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[+] grandioses Fahrwerk, exzellenter Allradantrieb, gute Lenkung |
[-] hoher Preis, karge Serienausstattung, zu kleiner Kofferraum |
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Der leistet nicht nur 320 PS, sondern sorgt mit seinem intelligenten Allradantrieb auch für Sicherheit und Fahrspaß in allen Lebenslagen. Wir zeigen, wie traumhaft der Porsche 911 Carrera 4 S wirklich ist.
Vergessen Sie das Vorurteil, dass allein der noch 100 PS potentere Porsche 911 Turbo das Maß aller Dinge ist. Die Sauger-Power des 911 begeistert in allen Belangen mindestens ebenso wie der betörende Klang. Der 911er ist seit Jahrzehnten außerhalb jeder Kritik, hat die Designwut der 80er und 90er Jahre weitgehend unbeschadet überstanden und steht heute besser denn je da. Vergessen Sie auch die leidige Diskussion um Frontscheinwerfer und weitere Ähnlichkeiten zum kleinen Spaßmacher Boxster. Der Carrera ist insbesondere eines – ein 911er – und da ist der Name Programm. Den Carrera 4 S erkennt man an seinem gewaltigen Maul, den 60 mm ausgestellten Kotflügeln und dem roten Leuchtenband. Die dunklen Kühleröffnungen für das 3,6-Liter-Aggregat in der Frontschürze sind beileibe kein Design-Schmuckstück, geben dem Kraftbolzen jedoch etwas Bedrohliches. Wenn dieses Gesicht im Innenspiegel auf der Autobahn auftaucht – heißt das nichts Gutes. Damit man nicht gefressen wird, hilft allenfalls die Flucht auf die rechte Spur. Wenn er beschleunigt, fährt ab Tempo 120 der Heckspoiler aus – das sorgt für Anpressdruck. Sportlich mithalten können nur die besten. Der sonor grollende Boxermotor mit den obligatorischen sechs Töpfen leistet 235 KW / 320 PS. Andere leisten durchaus mehr, doch der Klang und das Feeling sind es, die die Musik machen. Bei 4.250 U/min steht das Maximaldrehmoment von 370 Nm zur Verfügung. Ein modernes Dieselaggregat mit 160 PS schafft das auch – und zwar bei 2.000 U/min.
Top-Fahrleistungen
Doch der Porsche 911 fährt in einer anderen Liga. Das merkt der Fahrer schnell; und zwar bereits bei den Beschleunigungswerten. 0 auf 100 km/h in gemessenen 5,8 Sekunden, der Handschalter knackt sogar fast die Fünf-Sekunden-Marke. Auf der Autobahn glänzt der 911 4 S in seiner Paradedisziplin. Erst bei Tacho 292 km/h ist Schluss – real sind das immer noch über 280 km/h. Dass es bei diesen Geschwindigkeiten im Porsche ohrenbetäubend laut zugeht, muss man nicht erwähnen – laut wird es bereits ab Tempo 160. Doch telefonieren sollte und kann man bei diesen Geschwindigkeiten sowieso nicht mehr. Dazu bleibt bei den zahlreichen Tankstopps ausreichend Zeit. Der Tank ist klein und der Durst groß. Durchschnittlich verbrauchte der 911 Carrera 4 S im Praxistest 14,3 Liter SuperPlus auf 100 km. Angesichts der Fahrleistungen und eines Leergewichts von 1,6 Tonnen dennoch akzeptabel.
Exzellente Lenkung
Die Lenkung des 4,43 m langen Allradlers arbeitet zielgenau und konkurrenzlos präzise. Was im Autobahntempo gefällt, gilt jedoch nur eingeschränkt für geringe Geschwindigkeiten. Angesichts dieser Fahrleistungen ist das Fahrwerk selbstverständlich sportlich straff. Doch auf schlechten Fahrbahnbelägen sorgt insbesondere die ruppige Hinterachse für mächtige Komforteinbußen. Hier dürfte auch ein Sportler mehr Gefühl zeigen. Grund sind die mächtigen Walzen im Format 295/30 ZR 18 auf der Hinterachse. Bei einem 30er-Querschnitt bleibt die Dämpferarbeit allein beim Fahrwerk hängen. Auf der Landstraße oder in schnellen Autobahnkurven ist der 911 dagegen Referenzklasse. Satt und mächtig liegt er auf dem Asphalt. Der Allradantrieb verteilt die Kraft variabel auf die Achsen und sorgt so für Kurvendurchfahrten wie auf Schienen – bei jeder Geschwindigkeit. Das serienmäßige Stabilitätsprogramm bleibt daher arbeitslos. Die Tiptronic ist gut abgestimmt. Wenn es dann doch einmal eng werden sollte, glänzt der Stuttgarter mit seiner besten Waffe. Noch beeindruckender als der Vortrieb, ist die Bremsleistung des 911ers. Dank Vier-Kolben-Monobloc-Bauweise mit gelochten Bremsscheiben verzögert er aus allen Geschwindigkeiten in Rekordzeit.
Teures Vergnügen
Im Innenraum gibt es seit Jahren das gleiche Porsche-Bild. Die typischen 5 Rundinstrumente – mittig der Drehzahlmesser. Die Sitze sind bequem und haben durchaus Langstreckenkomfort. Mehr Seitenhalt bieten die optionalen Sportstühle. Eng geht es zu. Der Allradantrieb lässt den Kofferraum vorne zu einem knapp 100 Liter großen Handschuhfach verkommen. Platz gibt es allein hinter den Frontsitzen. In Sachen Ergonomie und Bedienkomfort ist der Porsche 911 nicht auf der Höhe. Das Lenkrad verstellt sich nur in der Länge. Zudem lassen sich Bordcomputer und Tempomat umständlich über zwei zusätzliche Lenkstockhebel bedienen. Zeitgemäße Lenkradtasten sucht man auch für die Radiobedienung vergebens. Die Komfortausstattung fällt beim rund 92.700 Euro teuren Porsche 911 Carrera 4 S Tiptronic ebenfalls sehr dürftig aus. Anklappbare oder abblendbare Spiegel – Fehlanzeige. Die gibt es nur für 516 Euro Aufpreis. Dass selbst in dieser Klasse Bi-Xenonlicht (916 Euro) oder eine Sitzheizung (371 Euro) extra geordert werden müssen, grenzt an Schikane. Standesgemäß gehören zumindest Navigationssystem (2.418 Euro), Autotelefon (765 Euro) und Fußmatten (272 Euro) in einen 911er. So klettert der Preis schnell über die 100.000-Euro-Marke. Die echten Porsche-Fans stört das wenig. Auch das hebt einen Porsche 911 von der Masse der anderen Sportwagen ab.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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