Kurz & bündig
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[+] Schier unbegrenzte Kraft, phantastische Fahrdynamik, Allradantrieb, hohes Suchtpotenzial |
[-] Teuer in Anschaffung und Unterhalt, karge Serienausstattung, zu leichte Lenkung im Normal-Modus |
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Die ewig gleiche Debatte über den höheren Sinn oder Unsinn eines Porsche 911 Turbo sollte man sich wenigstens dieses Mal ersparen. Es kommt eh nix Neues mehr bei raus. Viel zu viel Kraft? Nicht mehr alltagstauglich? Was soll's? Klar, Leistung bieten auch alle anderen Porsche-Modelle mehr als genug. Doch sowohl ganz lässig cruisen - als auch einen Moment später in gefühlten Millisekunden einen Kampfjet auf der Startbahn überholen (wenn mal einer in der Nähe ist)? Wer kann das schon außer einer handvoll Sportwagen?
Der 911 Turbo der sechsten Generation ist so ein Geschoss, das Männerträume wahr werden lässt. Der erste Turbo von 1974 hatte gerade mal 260 PS. Aber auch die traten einem beim Beschleunigen schon brutal in den Rücken. Der auf 300 PS erstarkte Nachfolger hatte noch mehr los, beschleunigte in rund fünf Sekunden auf Tempo 100 und war auf der Straße eine Waffe, die man zur Sicherheit eigentlich nur mit einer speziellen Sondererlaubnis hätte pilotieren dürfen. Im Laufe der Jahre wurde der Turbo dann immer zahmer - und immer schneller. Kein Widerspruch. Eher ein Zeichen der Perfektion, mit der die Zuffenhausener seit Jahren ihren Job machen.
Rosarot
Man muss sich schon zusammenreißen, um die Porsche-Sportwagenwelt nicht durch eine rosarote Brille zu bestaunen. Doch das automobile Wolkenkuckucksheim scheint beim neuen Porsche 911 Turbo in erreichbare Nähe gerückt. Die keineswegs wild grollenden 353 kW/480 PS sind weniger eindrucksvoll als die 620 Nm, die der mittlerweile allradgetriebene Bolide aus dem tiefsten Drehzahlkeller abrufen lässt. Man stellt sich einen wie den Turbo irgendwie brutaler, nein: brachialer vor.
Aber die sechste Generation, die ab Juli beim Handel steht, ist nicht nur ein Überflieger, sondern anscheinend ein omnipotenter Alleskönner. Im Schritttempo durch die verkehrsberuhigte Zone? Einparken in der engen City? Mit der Schwiegermutter im flotten Galopp zum nachmittäglichen Kaffeeausflug? Der Turbo fühlt sich überall zu hause: Müßig über den horrenden Basispreis von über 133.000 Euro zu lamentieren. Oder die kleine Unverschämtheit, dass gute Sportsitze ebenso wie ein Navigationsgerät in dieser Liga noch Aufpreis kosten.
Walter gibt Gummi
Der 4,45 Meter lange Porsche 911 war und ist ein Fahrerauto. Das gilt um so mehr mit dem 3,6 Liter großen Boxermotor mit Turboaufladung. Auch wenn die kraftvolle Saugvariante GT3 für viele die verführerischste Version ist: Der wahre Alleskönner heißt Turbo. Einer, der alles kann und in punkto Fahrdynamik Dank seines neuen Allradantriebes mit Lamellenkupplung und elektronischer Dämpferabstimmung scheins keine Grenzen kennt.
Eindrucksvoll, wenn Rallyelegende Walter Röhrl auf der gleichermaßen welligen wie kurvenreichen Landstraße bei Tempo 230 wie nebenbei von seinen Radtouren in die Umgebung von Jerez erzählt - und den Turbo immer unter Kontrolle hat. Doch die echten Erfahrungen will man selbst am Lenkrad machen. Doch so sehr unterscheiden sich die dann gar nicht von denen als Röhrl-Beifahrer: Weniger schnell, ja. Aber genauso die automobile Erfüllung pur.
Immer wieder der Genuss, wie lässig man in dem Turbo unterwegs sein kann. Brettharter Sportwagen? Von wegen! Der 1,6 Tonnen schwere Allradler macht auf Crossover der anderen Art. Nur Cracks interessieren sich für das rund 1.500 Euro teure Sport-Chrono-Paket. Dann gibt es nochmal 60 Nm Booster als Sahnehäubchen. Auch ohne ist er die Verführung pur. Aber angesichts dieser Preisklasse eben eine für den gediegenen graumelierten Herrn ab 50 mit entsprechendem Kontostand.
(Er)fahrbar
Doch die Technik des Turbos sollte auch Nachwuchssportler aus VW- und Opel-Ligen zum Schwärmen bringen. Als erster Hersteller bietet Porsche einen Turbo-Benziner mit variabler Turbinengeometrie an. Was sich bei der Dieselfraktion längst durchgesetzt hat, scheint auch bei den Benzinbrüdern eine Zukunft zu haben. Die (er)fahrbaren Erfolge des variablen Turbos sind gewaltig.
Einzelheiten über die technische Umsetzung bleiben zunächst Betriebsgeheimnis. Doch echten Sportwagenfans könnte die Frage nach der Behandlung von Abgastemperaturen jenseits der 1.000 Grad Celsius durchaus schlaflose Nächte bringen.
Der gemeine Porsche-911-Turbo-Fahrer wird die ganze Innovationsfreude dagegen eher mit einem selbstbewussten Kopfnicken zur Kenntnis nehmen - und jede Sekunde hinter dem Lenkrad genießen. 310 km/n Spitze und 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden (mit Tiptronic 3,7 Sekunden) lassen im Freundeskreis keine Kritik mehr zu - wetten? In der Leistungsklasse interessiert dann ohnehin deutlich mehr, ob die mehr als 8.500 Euro teuren Keramikbremsen geordert worden sind. Und weniger, wie illusionär die versprochenen 12,8 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern sind. SuperPlus, versteht sich.
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