Kurz & bündig
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[+] Grandiose Fahrleistungen, beeindruckender Komfort, Komplettausstattung, zahlreiche Assistenzsysteme, sehr gute Verarbeitung, bequeme Sitze, präzie und direkte Lenkung, einfache Bedienung |
[-] Hoher Preis, hohes Gewicht, eingeschränkte Übersichtlichkeit |
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Zunächst einmal bietet er einen spektakulär tiefen Einschnitt ins Bankkonto. Nicht, dass der 367 PS starke Basis-SL mit rund 100.000 Euro besonders günstig wäre. Oder die fast 24.000 Euro Mehrpreis für den 455 PS dicken SL 500 mit seinem prächtig blubbernden Achtzylinder so ohne weiteres rational zu erklären wären. Wer trotzdem das AMG-Feeling will, der muss dafür zahlen. Dabei ist der mindestens 161.691 Euro teure Mercedes-Benz SL 63 AMG nur ein finanzieller Zwischenstopp zum Über-SL mit der 65 auf dem Heckdeckel - und dem Preis von überirdischen 239.934 Euro.
Der 600er SL ist Vergangenheit gestorben. Wer auf Teufel-komm-raus einen Zwölfzylinder will, der muss auch das volle AMG-Paket ordern. Da kein SL mehr den Hubraum hat, den einem die Nomenklatur vorgaukelt, gibt es auch bei einem volle Dutzend Brennkammern keine 6,5 Liter Hubraum. Doch über fehlendes Leistungsvermögen wird sich angesichts des potent aufgeladenen Zwölfzylinders mit seinen 463 kW/630 PS und gigantischen 1.000 Nm niemand beschweren.
Die Leistungsentfaltung des Doppelturbos ist mehr als atemberaubend. Schon der kleine Achtzylinderbruder des SL 63 zeigt bereits, was man ähnlich beeindruckend machen kann. Und auch die Fahrleistungen sind so nah beieinander, dass man an der Existenzberechtigung des Zwölfzylinders zunächst ernsthaft zweifeln mag.
Von 0 auf Tempo 100 stürmt er in vier Sekunden, nicht mal einen Wimpernschlag schneller als der "kleine" AMG 63. Eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 300 km/h bieten beide. Und doch dürfte es kaum einem Kunden, der es sich leisten kann, ernsthaft in den Sinn kommen, sich zwischen den beiden offenen AMG-Kraftprotzen entscheiden zu müssen. Das liegt weniger an dem beträchtlichen Preisunterschied von 78.242 Euro. Denn genau so funktioniert der automobile Arm der schillernden Luxuswelt. Dass der Zwölfzylinder mit 11,9 Litern rund zwei Liter mehr per 100 Kilometer verbraucht als der Achtzylinder, lässt sich technisch einfach erklären - und interessiert die finanzstarke Kundschaft nicht einmal am Rande.
Der reale Unterschied ist das schlichte Wissen, das absolute Topmodell meist weit abseits des Grenzbereichs bewegen zu können
In dieser Preisklasse ist es eine Frage des Selbstverständnisses. Diejenigen, die sich einen Zwölfzylinder kaufen, setzen freiwillig keinen Fuß in das gleiche Fahrzeug mit vier Brennkammern weniger. Da macht Mercedes keinen Unterschied zu anderen Nobelherstellern wie Bentley, BMW, Aston Martin oder Audi.
Natürlich hat der brachial anschiebende SL 65 AMG eine andere Leistungsentfaltung als der SL 63 AMG. Selbstverständlich ist der Unterschied zwischen V8 und V12 mehr spür- denn ernsthaft messbar. Der reale Unterschied ist das schlichte Wissen, das absolute Topmodell meist weit abseits des Grenzbereichs bewegen zu können. Doch der 65er ist mit seinen perfekten Lederstühlen, den 630-PS, den 1.000 Nm maximalem Drehmoment, die via Siebengang-Automatik und mechanischem Hinterachs-Sperrdifferezial artgerecht auf den Asphalt gebannt werden, das Non-Plus-Ultra. Noch Fragen? Genauso ist man in dem Mercedes AMG SL 65 auch unterwegs. Die zwölf prall gefüllten Brennkammern blubbern und brabbeln in jedem Drehzahlbereich sonor vor sich hin.
Mercedes-Benz SL 500 | Video: Mercedes-Benz
Die Schärfung der Optik hat dem SL zum Modelljahr 2017 gutgetan. Längst überfällig gab es LED-Scheinwerfer. Das Fahrwerk mit dem aktiven Federungs- und Dämpfungssystem namens Active Body Control lässt sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Wenn etwas dem Über-SL zu schaffen macht, dann ist es das Übergewicht. Zwei Tonnen sind für einen offenen Zweisitzer eine stattliche Masse, die sich bei flotter Gangart ebenso wenig überspielen lässt, wie die erwartungsgemäß größere Kopflastigkeit des Zwölfzylinders.
Dass der SL 65 dies schon durch sein spektakuläres Drehmoment von 1.000 Nm ab 2.300 Touren immer wieder gekonnt übertünchen kann, bedarf keiner näheren Erklärung. Viel bringt eben viel und Hubraum lässt sich insbesondere doppelt aufgeladen durch gar nichts ersetzen. So ähnlich sich die einzelnen SL-Versionen auch sind - der 65er ist doch etwas ganz anderes.
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"Der Mercedes SL AMG 65 erfüllt keinen automobilen Nutzen - und verschwindet hoffentlich schon aus diesem Grund niemals aus dem Portfolio."
Stefan Grundhoff |
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