Wolfgang Dürheimer, von Audi zurückgekehrter Bentley-Chef, hat kurz nach seinem Amtsantritt Anfang Juni wieder gut lachen. Die Verkäufe seiner britischen Nobelmodelle laufen prächtig und mit großen Schritten geht es auf das neue Luxus-SUV zu. "An meinem dritten Arbeitstag bin ich einen Prototyp des SUV gefahren und war begeistert", erzählt der 2013 bei Audi als Entwicklungs-Chef ausgemusterte Dürrheimer: "Ich habe den Fahrerarbeitsplatz 1:1 wiedergefunden. Am Frontdesign hat sich jedoch einiges verändert. Da wollten wir mit der Genf-Studie seinerzeit bewusst provozieren und das ist voll aufgegangen. Das Serienmodell wird das typische Gesicht der Marke Bentley tragen."
Der 56jährige Dürheimer macht keinen Hehl daraus, dass er mit dem Luxus-SUV an die Spitze des Segments und in die Villen-Einfahrten wohl betuchter Kunden aus den USA, Asien, dem Orient und Europa will - vorbei an Range Rover, Mercedes-Benz GL, Porsche Cayenne oder Cadillac Escalade: "Unser Wagen tritt einem ins Kreuz, wie es eben nur ein V12 kann. Er wird den höchsten Topspeed und die besten Fahrleistungen bieten." Dafür gibt es einen Zwölfzylinder sowie mittelfristig auch Achtzylinder mit entsprechendem Hybridmodul.
2016 soll es losgehen. Kunden aus Dubai, Beverly Hills und Peking reiben sich bereits erwartungsvoll die Hände. Derzeit sind die Vorbestellungen noch ablegt in einem silbernen Koffer. Die erste Jahresproduktion ist bereits ausverkauft - zu Preisen ab 200.000 Euro.
Das werden die Verantwortlichen von Hauptkonkurrent Rolls Royce im südenglischen Goodwood und in der Münchner BMW-Konzernzentrale nicht gerne hören. Seit Jahren doktert man dort an Plänen für einen Luxus-Geländekreuzer - bisher ohne Erfolg. Auch Bentley tat sich lange Zeit mit der Verwirklichung der ertragreichen SUV-Pläne schwer. Schließlich sollte das Fünf-Meter-Schlachtschiff nicht ohne Rücksicht auf die volumenträchtigen Schwestermodelle Audi Q7, VW Touareg und Porsche Cayenne entwickelt werden, um die Kosten für Entwicklung und Produktion im Rahmen zu halten.
Noch wichtiger als das SUV erscheint die Überarbeitung der technisch betagten Continental-Baureihe
Während sich andere Hersteller vor Geheimniskrämerei auf die Zunge beißen, wenn es um geplante Verkaufsvolumina geht, so sieht das bei Bentley ganz anders aus. "Wir kalkulieren über die Laufzeit mit 3.500 Fahrzeugen pro Jahr; vielleicht auch etwas mehr", sagt Dürheimer, "dabei muss das SUV kein Einzelspieler bleiben. Mit unserer Continental-Baureihe haben wir gezeigt, wie erfolgreich Derivate sein können." So könnte das Bentley SUV mittelfristig auch zur Konkurrenz von BMW X6 M oder dem geplanten Mercedes MLC 63 AMG werden.
Doch Bentley und Wolfgang Dürheimer wollen mehr als das Luxus-SUV. Noch wichtiger erscheint die Überarbeitung der technisch betagten Continental-Baureihe, die nach wie vor das Rückgrat der Modellfamilie bildet. "Es gibt bei uns ein aktives Gedankenspiel nach unten", räumt der Bentley-Chef ein: "Die Marke muss vorangebracht werden. Hierbei gibt es zwei Suchräume: unterhalb des Continental sowie zwischen Continental und unserem Topmodell Mulsanne. Auch da ist noch Luft."
Gleichzeitig werden sich die neuen Modelle für die Briten jedoch kaum realisieren lassen. Doch wenn 2016 das Bentley SUV kommt und bis 2018 ein etwaiges Crossover-Coupé folgen würde, bliebe genug Zeit, um 2017 eine neue, abgespeckte Continental-Baureihe aufzulegen. Bis zum Ende der Dekade wäre ein kraftvoller Sportwagen unterhalb des Bentley Continental alles andere als ein britisches Hirngespinst und 15.000 bis 20.000 verkaufte Bentley pro Jahr scheinen allemal ein realistisches Ziel.
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Die erste Jahresproduktion des #Bentley SUV ist bereits ausverkauft - zu Preisen ab 200.000 Euro |
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Bentley kalkulieren mit 3.500 SUV pro Jahr, vielleicht auch etwas mehr, sagt #Bentley-Chef Dürheimer |
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