Kurz & bündig
|
[+] Solide Verarbeitung, hoher Sicherheitsstandard, clevere Dachkonstruktion, viel Platz innen, angemessene Automatik, gute Sitze, elegante Erscheinung, großes Wohlfühlpotenzial |
[-] Hohes Gewicht bremst die Motorleistung, zu leichtgängige Lenkung, bei offenem Dach kleiner und unzugänglicher Kofferraum |
|
Per Knopfdruck verwandelt sich der Volvo C70 in ein filigranes Kunstwerk: Wie die Dächer einer Pagode stapeln sich die drei Segmente des Klappdaches übereinander in die Höhe, nur verbunden durch ein paar dünne Streben und ein Gewirr von Drähten und Bowdenzügen. Binnen 30 Sekunden faltet sich die Konstruktion zusammen und verschwindet unter der großen Kofferraum-Klappe. So was ist sonst im Museum zu finden, Abteilung Mobile.
Entwickelt wurde bei Pininfarina in Italien, gebaut wird in Schweden. Beim Design entstand der C70 zuerst als Coupé auf dem virtuellen Reißbrett. Erst als dessen Form feststand, folgte die Tüftelei, wie man dieses Dach denn nun auch im Kofferraum verstaut. 3 Segmente = 1 C70-Dach. Diese Gleichung sorgt nicht nur für Kunst am Auto. Sie sorgt auch dafür, dass der C70 so ziemlich das einzige 4-Sitzer Cabrio mit Klappdach ist, dessen Hintern nicht danach aussieht. Andere Vertreter der Gattung Coupé-Cabrio kommen entweder mit einem voluminösen Heck daher, weil sie wie etwa der Peugeot 307 CC dort zwei üppige Dachsegmente unterbringen müssen. Oder sie sind noch nicht serientauglich, weil man wie beim VW Eos die Mechanik der vielen Dachsegmente nicht in den Griff bekommt.
Dynamische Optik
Der neue C70 kommt deutlich gestreckter und dynamischer daher als sein Vorgänger. Den gab es noch als "Entweder-oder-Auto": Entweder Coupé oder Cabriolet. Das ist nun anders: Dach zu - ein reinrassiges Coupé steht da. Dach auf - ein vollwertiges Cabrio. Dank der Dachkonstruktion bleibt beim C70 das klassische Cabrio-Feeling erhalten: Die Frontscheibe ragt nicht mehr wie ein Schutzschild weit über die Köpfe von Fahrer und Beifahrer, um die Länge des Klappdaches möglichst kurz zu halten. Wer Cabrio fährt, will Wind und Sonne schon auf der Stirn fühlen - nicht erst im Nacken. Die leicht keilförmige Seitenlinie und die volvo-typisch ausgeprägten Schultern im Heck geben dem C70 nun zusammen mit dem verlängerten Radstand eine schon im Stehen dynamische Optik. Mit fast 4,6 Metern ist der C70 etwas länger ausgefallen als der S40, auf dem er basiert - und mit 1,4 Metern Höhe auch etwas flacher.
Zum Start wird der C70 mit drei Motoralternativen angeboten, alles Benziner, alle mit fünf Zylindern. Der Basismotor mit 2,4 Litern bietet 103 kW/140 PS, der 2.4i bringt es auf 125 kW/170 PS. Als kräftigstes Aggregat baut Volvo den Turbo-5-Zylinder ein. Der hat 162 kW/220 PS und ein maximales Drehmoment von 320 Nm ab 1500 U/min. Aber man darf sich nicht täuschen: 220 PS klingt gut - doch selbst die haben Mühe, die 1,7 Tonnen Leergewicht des Frischluft-Schweden voran zu bringen. Sicherheit hat nicht nur ihren Preis sondern auch ihr Gewicht. 7,6 Sekunden weist Volvo für den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h aus (8,0 sec. mit Automatik). Subjektiv kommen da ein paar Sekunden drauf. Und Überholen am Berg ist nicht wirklich ein Fall von Leichtigkeit. Umgekehrt ist der 5-Zylinder-Turbo aber kräftig genug, um dem Fronttriebler beim flotten Ampelstart Probleme mit der Traktion zu bescheren. Trotz aller Elektronik.
Sportlicher Cruiser
Dass der C7 auch weniger ein Sportwagen denn ein sportlicher Cruiser ist, zeigt sich spätestens an der sehr leichtgängigen Lenkung. Flott angegangene Serpentinen machen damit nicht wirklich Spaß. Wohl aber lange Überlandfahrten durch Alleen und durch sonnengeflutete Landschaften. Und wenn's denn sein muss auch auf der Autobahn. Die fährt man aber besser eh nur, wenn man es eilig hat - und dann geschlossen. Als Coupé erreicht der 5-Zylinder-C70 eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h, mit Automatik sind es 235 km/h.
Auf die fünf km/h kann man getrost verzichten - auf die Automatik weniger. Sie schaltet locker, lässig und unaufgeregt und unterstreicht den Charakter des C70 als entspannter Cruiser. Easy driving gegen 1700 Euro Aufpreis. Wer den Automatik-C70 so entspannt fährt, dem verspricht Volvo einen Verbrauch von 7,2 Liter überland und 9,8 Litern im Drittelmix. Das ist kaum mehr als beim 2,4-Liter-Basismotor: Der schluckt mit Automatik auch 9,6 Liter im Mix.
Innen kommt der C70 daher, wie man es von Volvo gewohnt ist: Hochwertige Materialien, die ebenso solide verbaut sind, ein eigenständiges Design (wie bei der schon aus dem S40 bekannten freischwebenden Mittelkonsole im Aluminium-Outfit) und rundum Sicherheit aus hochfestem Schwedenstahl. Allein schon die Karosserieversteifungen im Türbereich und zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle erklären einige der Pfunde, die dem Motor zu schaffen machen.
Open Air nach Schwedenart
Der C70 gilt den Schweden als Viersitze. Das kommt hin - wenn man hinten nicht gerade Basketballspieler unterbringen will. Auf langen Strecken wird es für Erwachsene im Fond dann doch etwas eng. Aber die haben auch vorne Probleme - die Sitze bieten besten Seitenhalt, lassen sich aber nur so weit zurückschieben, dass nur Mitmenschen unter 1,86 Meter Körpergröße wirklich noch bequem Platz finden. Über die Kopffreiheit dagegen läßt sich vorne wie hinten nicht klagen - offen sowieso aber auch bei geschlossenem Klappdach.
Cabriotypisch ein wenig eng geht es auch im Heck zu - obwohl sich Volvo mit ein paar technischen Kunstgriffen redlich Mühe gibt, den Zugriff auf den Kofferraum zu erleichtern. Als Coupé kommt der C70 auf 404 Liter Stauraum. Das ist beachtlich. Wer offen fährt, muss sich allerdings mit nur noch 200 Litern zufrieden geben. Zum Vergleich: Der 307 CC kommt geschlossen auf 350 Liter, der Mégane CC auf 490 Liter. Zum Beladen kann man beim C70 das Dachelement auf Knopfdruck um 20 Zentimeter anheben - so entsteht eine 30 Zentimeter breite Ladeluke.
Open Air nach Schwedenart ist kein billiges Vergnügen. Der C70 wird, wenn er ab Mai bei den Händlern steht, in der Basisversion mindestens 33.300 Euro kosten. In der Ausstattungslinie Summum und mit dem Turbo unter der Haube kommt man schon auf einen Grundpreis von 43.500 Euro. Dazu kommt eine durchaus üppige Ausstattungsliste, unter anderem mit Automatik (1700 Euro), dem sehr empfehlenswerten Premium Sound-Paket (1850 Euro), Navi (1920 Euro) oder Metallic-Lackierung (590 Euro). Selbst Isofix-Halterungen hinten gibt es nur gegen 50 Euro Aufpreis. Aber wer denkt an so was schon, die warme Sonne im Gesicht und Herzen?
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
|
|