Kurz & bündig
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[+] Ausgezeichnetes Fahrverhalten, steife Karosserie, innovatives Dachkonzept, großzügiges Platzangebot |
[-] Langsam öffnendes Dach, hoher Preis, magere Serienausstattung |
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Der VW Eos trägt eine schwere Bürde. Die Wolfsburger Kreativ-Abteilung scheute die Bezeichnung Golf CC wie der Teufel das Weihwasser - und fand einen eigenen neuen Namen für das gewollt eigenständige Coupé-Cabriolet, das zwischen Golf und Passat rangiert. Aber eben kein nach oben offener Golf ist.
Nachdem die erste Studie vor über zweieinhalb Jahren in Berlin vorgestellt wurden, hat es lang gedauert, ehe der Eos nun in den Showrooms steht. Nach dem Motto "was lange währt wird endlich Auto" kommen die VW-Verantwortlichen aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus: "Der Eos ist ein erreichbarer Traumwagen", sagt VW-Chefdesigner Murat Günak selbstverzückt: "Wir wollten anfangs nur eine schönes Auto bauen. Doch der Eos ist ein echter Gentleman - er hat eine Seele und wirkt wie ein lebendiger Körper mit eleganten Linien."
Mutig-emotional
Noch nie sei ein Volkswagen so emotional gewesen, sagt Volkswagen. Nun, die Niedersachsen sind bislang wirklich nicht gerade als ausgesprochene Designmarke hervorgetreten. Mit dem neuen Coupé-Cabriolet will man endlich mehr wagen. Ein großes Maß an Perfektion ist dem Eos nicht abzusprechen - das mit dem mutig-emotionalen Design dagegen scheint etwas arg dick aufgetragen.
Der VW Eos kommt spät - und macht der Konkurrenz mit ihren Peugeot 307 CC, Opel Astra TwinTop oder Renault Megane CC trotzdem mächtig Angst. In kaum einer Fahrzeugklasse hat der jeweilige VW-Vertreter nicht das Zeug zum Platzhirschen. Und auch an dem neuesten Modell, das den Namen der griechischen Göttin der Morgenröte trägt, gibt es nicht viel auszusetzen.
Vor Jahren hat Volkswagen den Cabrio-Trend glatt verschlafen - und baute viel zu lange den betagten Golf III ohne Dach aber mit unzeitgemäßen Überrollbügel. Auf der anderen Seite hatte der offene aber teuere Beetle nicht gerade das Zeug zu jedermanns Liebling. Nun endlich kommt das lang ersehnte Mittelklasse-Cabrio, endlich kommt der Eos. Probleme bei der Implementierung des komplizierten Dachmechanismus hatten den Verkaufsstart nochmals in Gefahr gebracht. Doch nun geht es los. Endlich. Mit einem strahlend schönen und für alle Wetter geeigneten Auto.
Klapp(dach) zu
Wie die Konkurrenz setzt auch Volkswagen auf eine massive Klappdachversion. Das fünfteilige Dach wurde von Webasto entwickelt und bietet die eine oder andere Überraschung. Sehr angenehm etwa zeigen sich Verarbeitung und Mechanismus, der kleine Bauraum und besonders auch das integrierte Glasschiebedach. Muss nicht sein - aber bis Tempo 70 fraglos eine feine Sache. Bei mehr wird es mit geöffneter Dachluke ungenehm laut.
Weniger erfreulich ist, dass das 80 Kilogramm schwere Klappdach trotz modernster Bauart nur im Stand zu bedienen ist - und knapp 30 Sekunden braucht, um sich zu falten. Da ist die Konkurrenz deutlich schneller und zeitgemäßer.
Mit geöffnetem Dach fällt das Beladen schwer. Der Kofferraum fasst dann statt der üblichen 380 Liter immerhin auch noch 205 Liter. Auch gut: Anders als bei zahlreichen Konkurrenten hat man im Eos nicht mit einer endlos langen A-Säule zu kämpfen.
An Platzangebot und Sitzkomfort des VW Eos gibt es ebenfalls nichts auszusetzen. Vier Passagiere finden problemlos Platz. Das Design des deutschen Portugiesen ist bewusst eigenständig und klar gehalten. Auffällig allein die Front mit dem Chromkühlergrill. Bei der Seitenlinie und dem betont flachen Heck wollte die Designabteilung scheins nicht allzu viel riskieren. Nun gut: Kaum einer kennt seine Kundschaft besser als die Wolfsburger. Das Cabriolet sieht von vorne bis hinten stimmig aus - geöffnet wie geschlossen. Trotzdem würde man sich für einen offenen Traum mehr Individualität wünschen.
Wind im Haar
Das gilt besonders für das Innenraum-Design. Hier hat der geneigte Cabriokunde das Gefühl, in einem schnöden Golf-Basismodell zu sitzen. Exzellent verarbeitet, übersichtlich und entsprechend wertig - doch wer würde sich bei 25 Grad im Schatten und dem Wind im Haar nicht deutlich mehr Emotionalität wünschen?
Die Modellpalette lässt dem Kunden alle Möglichkeiten. Die Volumenmodelle Eos 2.0 FSI und Eos 2.0 TDI sollten die meisten glücklich machen. Eine solide Wahl ist der 150 PS starke Benziner, der 200 Nm Maximaldrehmoment und 210 km/h Spitze bietet und dabei gerade mal 8,3 Liter SuperPlus verbrauchen soll. Weniger sollte es angesichts von knapp 1,6 Tonnen Leergewicht und einer Länge von 4,41 Meter dann doch nicht sein.
Wer untenherum mehr Dampf möchte, greift zum 140 PS starken Diesel oder einem der größeren Brüdern mit 200 und 250 PS. Jedoch: Schon der 200 PS starke GTI-Motor hat Probleme, die Kraft auf den Boden zu bekommen. Derzeit ist noch nicht entschieden, ob der Eos später auch als Allradler kommen wird. So bleibt es vorerst beim Frontantrieb. Über jeden Zweifel erhaben ist das ausgezeichnet abgestimmte Fahrwerk, das von der angenehm steifen Karosserie unterstützt wird.
Alles andere als Zukunftsmusik ist der Preis. Wer echten Cabriospaß will, kommt zumindest um den VW Eos 2.0 FSI nicht herum - und der kostet mindestens 27.950 Euro. Doch zum von VW proklamierten Cabriotraum fehlt dann immer noch einiges. Mit Annehmlichkeiten wie beheizten Ledersitzen, Windschott und dem leider immer noch viel zu müden Navigationssystem liegt man schnell deutlich über der der 30.000er-Grenze. Da wird mancher weiter träumen müssen.
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