Kurz & bündig
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[+] Große Laufruhe, drehwilliger Motor, solide Verarbeitung, bequeme Sitze, einfache Bedienung, agiles Handling, präzise Lenkung, sicheres Fahrverhalten |
[-] Spürbares Turboloch, eingeschränkte Übersichtlichkeit |
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Der Mazda3 nimmt im hart umkämpften Kompakt-Segment die Rolle des sympathischen Underdogs ein. Ein schickes Auto, das mit einem vernünftigen Platzangebot durchaus eine Alternative zum Ford Focus, Peugeot 308 und einem Hyundai i30 darstellt.
Den Ingenieuren aus Hiroshima sagt man eine technikbesessene Detailverliebtheit nach, die sich auch im MX-5 zeigt, wo die Tüftler aus Fernost um jeden Zentimeter kämpften, um die Fahrer-Position näher an den Schwerpunkt zu bringen. Ähnlich konsequent treiben die Japaner ihre Idee eines Dieselmotors mit einem extrem niedrigen Verdichtungsverhältnis voran.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Selbstzündern wird der Kraftstoff bei diesem Konzept früher in die Brennkammer gespritzt und so der Energiegehalt des Sprits besonders effizient ausgenutzt. Rund 20 Prozent soll die Verbrauchsersparnis laut Mazda im Vergleich zu herkömmlichen Diesel-Aggregaten betragen. Durch die gleichmäßige Verbrennung bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen kommt der Mazda-Dieselmotor auch ohne aufwändige Nachbehandlung aus, erreicht aber dennoch Euro 6. Die Nachteile, wie einen unruhigen Lauf und ein schlechtes Kaltstartverhalten haben die Nippon-Techniker mittlerweile im Griff.
Beim Mazda3 soll nun der 77 kW/105 PS Dieselmotor helfen, den Marktanteil in Deutschland auf zwei Prozent zu heben. Das ist hierzulande fast Toyota-Niveau.
Für den kleinen 1.5-Liter-Bruder der Skyactiv-Diesel-Aggregate haben sich die Ingenieure einiges einfallen lassen: Der Zylinderblock ist aus Aluminium gegossen, die Kurbelwelle und die Kolben sind ebenfalls leichter, sodass das Aggregat unterm Strich 50 Kilogramm weniger zum Gesamtgewicht des Fahrzeugs beiträgt, als der 2.2-Liter-Skyactiv-Diesel. Insgesamt bringt der Mazda3 deshalb nur 1.265 Kilogramm auf die Waage. Ganz ordentlich für ein 4,58 Meter langes Auto.
Damit ist es nicht getan: Mit einer variablen Turbinen-Geometrie sollen das Ansprechverhalten und die Fahrbarkeit verbessert werden, während sogenannte "Natural Sound Smoother" das Nageln und die Vibrationen unterdrücken sollen. Hinter diesem sperrigen Begriff verbergen sich Dämpfer, die quer in den Kolben liegen und durch Gegenschwingungen die Vibrationen reduzieren.
Wer entspannt Strecke machen will, der ist mit diesem Auto passend motorisiert
Der Kunstgriff gelingt. Der Vierzylinder dreht freudig hoch, ist im Umdrehungs-Himmel zwar akustisch präsent, aber bei weitem nicht so nagelnd-nervig, wie andere Vertreter dieser Gattung. Obwohl das maximale Drehmoment von 270 Newtonmetern schon bei 1.600 Umdrehungen anliegen soll, lässt sich der Mazda-Diesel etwas Zeit, ehe er zur Sache kommt und jubelt erst dann richtig hoch. Der Punch ist zwar auch in Ordnung, dürfte aber die Konkurrenz nicht aus den Schuhen hauen.
Nach elf Sekunden tanzt die Tachonadel in der 100-km/h-Region und die Höchstgeschwindigkeit von 186 km/h ist ordentlich. Wer entspannt Strecke machen will, der ist mit diesem Auto passend motorisiert. Dazu passt auch der moderate offizielle Durchschnittsverbrauch von 3,8 Liter pro 100 Kilometer. In der Realität sind es rund zwei Liter mehr.
Das Sechsgang-Handschaltungsgetriebe lässt sich präzise, wenn auch nicht knackig schalten. Das ist durchaus positiv, weil durch rege Fahrstufenwechsel das Optimum an Sportlichkeit aus dem Drehzwerg-Motor herausgekitzelt wird.
Im Inneren bietet der Mazda3 die gewohnte solide Kost. Die Nakama- (was im Japanischen so viel bedeutet, wie verlässlicher Gefährte) Ausstattungslinie verwöhnt die Insassen mit Leder-Alcantara Sitzen und dem bekannten Infotainment-System, inklusive eines Sieben-Zoll-Bildschirms. Das Bedienkonzept ähnelt mit dem Drehknopf in der Mittelkonsole einem abgespeckten BMW-iDrive, funktioniert aber durchaus gut und eingängig.
Die Rückfahrkamera inklusive Parksensoren hilft beim Rangieren, da der Überblick nach hinten nicht gerade überragend ist. Mit einem Kofferraum-Volumen von 419 bis 1.754 Litern kann sich der Japaner vor allem bei umgelegten Rücksitzlehnen sehen lassen.
Mit einem Preis von 25.190 Euro für diese Variante ist der Mazda3 zwar kein Schnäppchen, bietet aber eine ordentliche Ausstattung. Zum Vergleich: Ein vergleichsweise karg bestückter Peugeot 308 mit dem 99 PS Diesel ist ab 20.650 Euro zu haben und ein Ford Focus Fließheck mit identischer Motorisierung wie der Mazda kostet in der Top-Titanium-Ausstattung 25.510 Euro. Der Hyundai i30 1.6 CRDi Style erleichtert die Portokasse um 23.400 Euro.
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"Mazda hat sich nicht nur um den Wankel verdient gemacht - auch am Diesel tüfteln die Japaner seit langem - mit Erfolg, wie der kleine Selbstzünder zeigt."
Wolfgang Gomoll |
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