John Ward ist ein verrückter Hund. Seit Jahren reist er durch die Welt. Irgendwann verliebte er sich in einen Toyota Land Cruiser der Urgeneration aus den 60er Jahren. Aus den anfänglichen Bastelarbeiten in der eigenen Garage wurde mit seiner Firma TLC schließlich einer der bekanntesten Land-Cruiser-Restaurateure der Welt.
Seit ein paar Jahren hat der ehemalige Filmschauspieler noch ein zweites Projekt. Ähnliche Basis und doch ganz anders: Icon Motors lässt einen alten Toyota Land Cruiser Generation I oder einen betagten Ford Bronco zum neuen Szenemobil werden. Vom Ursprungsmodell von einst bleiben nicht viel mehr als ein paar Schrauben, die Stirnwand und die eingestanzte Fahrgestellnummer. Was dem TÜV in Deutschland ein Graus wäre, ist nicht nur in den USA der letzte Schrei. John Ward und sein 20köpfiges Team kommen mit den Einzelanfertigungen kaum nach.
"Wir bieten puristische Offroader für Männer, die schon alles haben", sagt John Ward. In seiner Garage in Van Nuys nördlich von Los Angeles steht ein kräftig gelber Toyota Land Cruiser auf der Hebebühne. Der Lack schimmert geheimnisvoll und Ward schaut sich an, wie Pablo gerade die letzten Anschlüsse der Nebenaggregate überprüft: "Wie bei den meisten unserer Modelle ist auch hier ein 5,3 Liter großer V8 aus der Corvette verbaut. 350 PS – mehr braucht wirklich niemand. Lackiert wird bei uns nicht. Ich kann Lacke nicht ausstehen. Alle Fahrzeuge von Icon Motors sind pulverbeschichtet."
Das Toyota-Schild ist ebenso von dem komplett neuen Land Cruiser mit der schwarzen Stoffmütze verschwunden wie die blaue Ford-Pflaume am grau schimmernden Bronco, der mit blubbernden Small-Block-V8 draußen vor der Halle gerade auf seine Testfahrt wartet. "Ich will historische Autos einfach in einem neuen, modernen Look präsentieren", erklärt Ward.
Keine Spaßfahrzeuge
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nahezu alle Komponenten bei einem Icon Land Cruiser sind Neuteile. Nur die Fahrgestellnummer bleibt die alte – weil es sonst keine Zulassung gäbe. Neues Chassis, neue Achsen, Motor, Getriebe und natürlich Aufbauten und Innenausstattung. Die Preise liegen zwischen 115.000 und 190.000 Dollar.
Doch die Icon-Modelle sind keine Spaßfahrzeuge, die nur auf dem Hollywood Boulevard strahlen. John Ward ist waschechter Allradliebhaber. Getestet werden Bronco, CJ und Land Cruiser im harten Gelände von Utah, Nevada oder Arizona – da, wo die meisten Serienallradler sich sowieso längst verabschiedet haben. Wer mehr Power will, kann sich auch für einen 520 PS starken Power-V8 entscheiden. Autonarr John Ward schüttelt darüber ebenso den Kopf wie über den 140 PS starken Diesel aus dem Hause Volkswagen, der auf speziellen Wunsch für Überseemärkte zu bekommen ist.
Seit der Gründung von Icon Motors hat Ward zusammen mit seinem Team mehr als 80 Einzelstücke auf die Straße gebracht. Am Anfang nur aufgemöbelte Land Cruiser. Neukreationen auf Basis der längst ausgelaufenen Modelle Ford Bronco und Jeep CJ folgten. Qualität und Einzigartigkeit der Offroader aus Los Angeles sprach sich schnell herum. Längst gehen einige der jährlich rund 20 Manufaktur-Fahrzeuge nach Übersee.
Umzug steht an
Die lange Bauzeit von bis zu acht Monaten ist das eigentliche Problem. "Die Kunden, die sich bei uns melden, wollen sofort ein Auto haben", sagt Ward: "Sie sind nicht gewöhnt zu warten. Viele legen gleich auf, wenn sie hören, dass sie acht Monate oder mehr warten müssen."
Das Problem, dass die große Nachfrage mit sich bringt, soll bald reduziert werden. In den nächsten Wochen steht für Icon Motors ein Firmenumzug an. Die wenig ansehnlichen Werkstätten in der Oxnard Street sind dann Geschichte. John Ward: "Am neuen Standort verdoppeln wir unsere Fläche. Zudem wird das Team aufgestockt. Von den 20 Leuten bei Icon sind aktuell acht in der Produktion tätig. Das wird sich ändern, sodass wir die Bauzeiten zumindest auf vier bis sechs Monate reduzieren können."
Selbst im Straßenverkehr von Los Angeles sind die Icon-Modelle echte Hingucker. Der brabbelnde V8-Sound würde deutsche TÜV-Prüfer zur Verzweiflung bringen. Angesichts der gigantischen Radsätzen und des matten Pulverlooks verrenken sich Einwohner und Touristen der Millionenmetropole gleichermaßen die Hälse. Der ebenso technische wie puristische Icon-Look mit Hightech-Winden, LED-Lampen vorne und hinten oder dem edlem Stoffdach, das eigens von einem deutschen Verdeckspezialisten geliefert wird, kommt an.
Nichts ist unmöglich
Die karge Instrumentierung nach Vorbild der Uhrenmarke Bell & Ross passt zum klar und kühl gestylten Innenraum. Ganz nach Kundenwunsch sitzen die Insassen auf abwaschbaren Offroadsitzen und bedienen die wenigen Funktionen im Innenraum über massive Aluminiumdrehschalter. Ward ist Purist, doch wer unbedingt will, bekommt seinen Icon Land Cruiser auch mit exklusiven Ledersitzen, Klimaautomatik, Navigationssystem oder elektrisch ausfahrbaren Trittbrettern. Selbst Nachtsichtgeräte hat Ward schon in seinen Geländemobilen verbaut. Nichts ist unmöglich.
Dass die Doppelidee von TLC und Icon Motors an sich ursprünglich aus einer Wette entstanden ist, erzählt der Amerikaner immer wieder gern. Auch, dass seine andere Firma TLC vor ein paar Jahren einen offiziellen Auftrag aus der Toyota-Zentrale in Tokio bekam, ein paar Land-Cruiser-Modelle für Ausstellungen aufwendig zu restaurieren.
Als Toyota zur Jahrtausendwende auf der Suche nach dem richtigen Design für den Lifestyle-Crossover FJ-Cruiser war, der 2006 Premiere feierte, sollte John Ward ebenfalls seine Vorschläge einreichen. Als diese nach Aussagen von Ward im Toyota-Design zu weich gespült wurden, setzte er seine Ideen bei Icon Motors um. Und die können sich sehen – und fahren – lassen.
|