Das Hauptereignis auf der New York Autoshow ist in jedem Frühjahr das gleiche: Die Messe findet in Big Apple statt. Diese Stadt lockt jeden – auch die Autohersteller. Zwischen den Großveranstaltungen zum Jahresauftakt in Detroit, dem visuellen Höhepunkt am Genfer See im März und der Peking Motorshow Ende April ist in New York allerdings wenig Raum für echte Sensationen.
Doch die zunehmend gute Stimmung in der amerikanischen Autoindustrie lässt sich auch im Javits Convention Center ablesen. Die Messestände von Toyota, Lexus, Audi oder BMW strahlen bunter und lichtstärker als in den vergangenen Jahren und auch die New York-Liebhaber Mercedes, Porsche, Jaguar oder General Motors wollen die neuen Produkte in einem eindrucksvollen Licht stehen sehen.
Doch der Star der diesjährigen Auflage der New York Autoshow kommt aus Detroit. Nachdem die Dodge Viper vor zwei Jahren aus dem Programm gestrichen wurde, feiert die züngelnde Schlange ihre glorreiche Wiederauferstehung. "Es sind gute Zeiten für uns", sagte SRT-Chef Ralph Gilles: "Die Viper ist das Flaggschiff unserer Marke und wir sind alle froh, dass sie endlich wieder da ist."
Doch um welche Marke geht es? Nachdem den Pick Ups bereits die Markenbezeichnung Dodge genommen wurde, ist nun die Viper dran. "Sie wird zukünftig nur noch die Bezeichnung SRT Viper tragen", sagt Gilles. Die Markenstrategie versteht beim amerikanischen Chrysler-Ableger schon lange niemand mehr. Doch eines ist geblieben: Die neue Viper ist ein Knaller. 8,4 Liter Hubraum, 640 PS und über 300 km/h schnell will sie als GTS-Version zukünftig ernsthafter als bisher die Konkurrenz von Porsche oder Corvette angreifen.
Dünne Modellpflege bei BMW
Wäre die Viper nicht gewesen, so hätten die beiden Geländewagen Hyundai Santa Fe und Mercedes GL die Messekrone unter sich ausgefochten. Beide Fahrzeuge wurden komplett neu entwickelt. Der 5,12 Meter lange Mercedes GL bietet den Luxus einer S-Klasse für bis zu sieben Personen – auch abseits befestigter Pisten. Nicht weniger sehenswert präsentiert in New York der nun 4,69 Meter lange Hyundai Santa Fe - europäischer und dynamischer als zuvor.
Etwas dünner sind die Modellpflegen von BMW X1 und Mercedes GLK, die in Big Apple erstmals auf einer Messe zu sehen waren. Wurde beim GLK sichtbar nachgearbeitet, so sind alter und neuer X1 kaum voneinander zu unterscheiden. Überhaupt hat die BMW Group die New York Motorshow anscheinend erstmals ernsthaft für sich entdeckt. Obwohl die Bedeutung der Autoshow in der Autobranche überschaubar ist, gibt es mit der Modellpflege des Rolls-Royce Phantom Series II, der Überarbeitung am BMW X6 und dem neuen BMW 6er Gran Coupé einiges zu bestaunen.
Volkswagen zeigt auf der Messe außer dem Passat Alltrack nichts wirklich aufregendes, gibt mit dem neuen Flagship-Store auf der Automeile von Manhattan jedoch eine markige Visitenkarte ab. "Wir hatten in den ersten drei Monaten des Jahres einen Zuwachs von 40,8 Prozent", sagt Jonathan Browning, amerikanischer VW-Chef, der am Standort mehr als 120 Millionen Dollar investierte.
Die besser werdenden Aussichten auf dem nationalen Automarkt bringen Rückenwind in fast alle Fahrzeugklasse. Besonders Pick Ups und Limousinen wie der ebenfalls neue Chevrolet Impala stehen in der Gunst der Kunden ganz oben. Browning: "Wurden in den USA 2011 noch 12,8 Millionen Neuwagen verkauft, so gingen die Planungen für dieses Jahr von 13,7 Millionen aus. Einige amerikanische Analysten halten sogar 14 oder 14,5 Millionen für möglich. Daher rechnen auch wir mit zweistelligen Zuwachsraten."
Klobiger Kasten
Fisker präsentierte sein neues Oberklassemodell Atlantic Concept zwar am Vorabend, jedoch nicht auf der Messe selbst. Wahlweise mit einem elektrisch gespeisten Hinterrad- oder Allradantrieb sowie Range Extender soll die bevorzugt deutsche Premiumkonkurrenz angegriffen werden. Nicht viel zu sehen waren auf der New York Autoshow alternative Antriebe. Mehr ging es um sparsame Verbräuche von Verbrennermodellen. Porsche zeigte erstmals bei einem Auswärtsspiel seinen Cayenne Diesel und auch VW glänzte mit einem besonders sparsamen Beetle TDI. Doch reine Elektroautos und Hybriden sind in den USA derzeit kaum ein großes Thema.
Ebenfalls nicht auf der Messe zu sehen war der neue Jaguar F-Type. Die Briten bestätigten immerhin, dass im Sommer nächsten Jahres ein neuer, offener Sportwagen auf den Markt kommen wird und gegen Modelle wie BMW Z4 und Porsche Boxster kämpft. "Als kompakter Zweisitzer und reinrassiger Roadster bringt der neue F-TYPE das Jaguar Flair in ein Marktsegment, in dem wir in jüngster Vergangenheit nicht vertreten waren", sagt Markenchef Adrian Hallmark.
Mehr lokalen Bezug hat auf der Messe das neue New York Taxi. Wer den klobigen Kasten auf Basis eines Nissan NV 200 sieht, mag kaum glauben, dass er die legendären Ford Crown Victorias ablösen kann. Immerhin bleibt die gelbe Farbe.
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