Kurz & bündig
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[+] Gutes Platzangebot, schickes Cockpit mit vielen Ablagen, ordentliche Serienausstattung, saubere Verarbeitung |
[-] Motor wird dem sportlichen Anspruch nicht gerecht, zu unpräzise Lenkung, unübersichtliche Karosserie |
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Was haben ein Lieferwagen, ein VW Bus und der Hyundai Veloster gemeinsam? Richtig, jeder von ihnen hat drei Einstiegstüren, eine links und zwei rechts. Das war es aber eigentlich auch schon. Abgesehen von den vier Rädern, wovon nur die beiden vorderen für den Vortrieb zuständig sind, zeichnet sich der kleine Polarisationsmeister aus Südkorea besonders durch seiner reinen Städtetauglichkeit aus - nicht mehr aber auch nicht weniger.
Um zu bemerken, dass er auf der sicheren rechten Seite - da die ja dem Bordstein am nächsten ist und sich somit angenehmer zum Be- und Entsteigen eignet - eine zusätzliche Tür hat, benötigen die meisten erst ein paar Augenblicke. Denn anders als von einer normalen Tür gewohnt befindet sich der Türgriff nicht in der lackierten Fläche, sondern hinten oben rechts auf der Schulter des kleinen, zumindest optisch mit Muskeln bepackten Wagens.
Dieses Muskelspiel scheint bei dem ab 21.600 Euro erhältlichen Veloster sowohl beim Außen- als auch beim Innendesign eine übergeordnete Rolle gespielt zu haben. Der von außen recht eigenwillig aber durchaus dynamisch und sportlich auftretende Hyundai lässt auf ein ebenfalls sportliches Innenleben hoffen. Besonders ins Auge fallen die Innenseiten der beiden vorderen Türen. Dort erreicht die dynamische Linienführung ihre Grenzen - viel mehr geht nicht.
201 PS in den Startlöchern
Leider spielt beim Veloster eine ganz andere Grenze eine noch viel gewichtigere Rolle: die der Größe der Mitfahrer. Sollten sich mehr als eine Person für eine Mitfahrt im schicken Hyundai anmelden, sollten diese deutlich unter 1,85 Meter messen. Dem designverschuldeten Platzmangel auf der hinteren Sitzbank sei Dank. Doch dies ist nicht der einzige Nachteil. Die Sicht zu den beiden hinteren Flanken ist nicht nur eingeschränkt - sie ist gleich null.
Der Fronttriebler wird bis heute, unabhängig vom Ausstattungsniveau, ausschließlich als 1.6 GDI angeboten. Wer jetzt glaubt, dass es sich hier um ein Drehmoment starkes 1,6 Liter großes Dieselaggregat handelt, der irrt. Den Veloster, der sich zwischen dem i30 und dem i40 einreiht, ist mit einem 103 kW/140 PS leistenden Benzinmotor erhältlich. Es darf zwar noch zwischen einem manuellen Sechsgang- und einem Automatikgetriebe sowie zwischen der Version Style und Premium gewählt werden - mehr ist aber nicht drin.
Dabei würde dem von außen ja so sportlich wirkenden 4,22 Meter langen Hyundai ein durchzugsstärkerer Motor besser stehen. Natürlich reichen 140 PS sowie 167 Newtonmeter Drehmoment für die Stadt und selbstverständlich muss ein Auto nicht schneller als 201 Kilometer pro Stunde fahren können. Aber wer so laut "hier" schreit, wenn es um sportliches Auftreten geht, der sollte es dann auch bitte schön zeigen können. Dazu gehört auch eine angemessene Sprintzeit von 0 auf 100 - doch mit den 9,7 Sekunden des Vierzylinders dürfte bei keinem Sportwagen-Quartett auch nur ein Stich zu holen sein.
Zopftragen verboten
Eigentlich soll ja der Weg zur Höchstgeschwindigkeit das eigentlich Schöne sein. Im Veloster aber wird das beim manuellen Heraufschalten - egal in welchem Gang oder in welcher Drehzahl sich das Getriebe gerade befindet - durch eine deutliche Beschleunigungspause untermalt. Bei einem Turbomotor würde hier der Begriff Turboloch fallen.
Passend zur fehlenden Kraft mangelt es zudem an einer rassigen Soundkulisse. Hier hätte Hyundai zugunsten des Fahrers ein wenig nachhelfen können. Der Spritverbrauch von gut sieben Litern auf 100 Kilometern wäre davon ja nicht beeinträchtig worden. Hinzu kommt ein leichtes aber doch spürbares Versetzen bei schnell gefahrenen Kurven mit leichten Unebenheiten.
Wer sich blind auf das Navigationsgerät verläßt, das im Verbund mit dem Technikpaket für 2.250 Euro in der Aufpreisliste geführt wird, der kann mitunter verlassen sein. Nicht nur einmal bittet die Frauenstimme, unterstützt durch eine kleine Grafik auf dem sieben Zoll kleinen Display, um ein klassisches Wendemanöver, obwohl der Rest der Grafik, die Straßenführung und auch der Verstand für eine Geradeausfahrt sind. Aber so lange er gut aussieht, verzeihen dem Veloster seine Kunden vielleicht auch diese Schwäche.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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