Da hat Mercedes-AMG mit dem E 63 S aber ein ordentliches Pfund vorgelegt", müssen sich die Verantwortlichen bei BMW gedacht haben, während sie selbst noch mitten in der Feinabstimmung des M5 steckten. Die Entscheidung, dem neuen Pracht-Sportler zum ersten Mal einen Allradantrieb zu verpassen, war da natürlich schon längst gefällt. Doch vielleicht hat es die Ingenieure dann doch noch ein wenig mehr angespornt, aus dem Sprinter den Querfahrer per Knopfdruck zu machen, zu dem er letzten Endes geworden ist. Denn wie schon die Business-Limousine aus Affalterbach lässt sich auch der von einem 4,4 Liter großen V8-Benzinmotor angetriebene BMW M5 zum reinrassigen Hecktriebler umfunktionieren - ohne Kompromisse oder kurzzeitige Bevormundung.
Das Brüllen und Rotzen des potente Achtenders aus den vier Endrohren wirkt auf einen sportlich ambitionierten Fahrers wie der Anblick einer vor Schweiß glänzenden skandinavischen Beachvolleyball-Damenmannschaft. In den Ohren der fahrradfahrenden Nachbarn allerdings dürfte es einfach nur nach dem klingen, was es ist: ein Brüllen und Rotzen. Doch Vorsicht ist geboten! Wer es sich direkt von Anfang an mit dem stolzen M5-Fahrer verscherzt, läuft Gefahr von der Klappenauspuffsteuerung erst recht ins akustische Nirwana katapultiert zu werden. Denn das harmlose V8-Gehauche ist längst nicht alles, was der M5 zu bieten hat.
Unter den fünf Fahrmodi, die im M5 zur Verfügung stehen, verbirgt sich auch ein reiner Heckantriebsmodus, der in perfektem Zusammenspiel mit den rund 600 PS nicht nur den Asphalt, sondern auch die Reifen und die Gesichter der Passagiere im M5 zum Glühen bringt. Wer zwar quer, vor allem schnell durch die Kurve und aus ihr wieder herausbeschleunigen möchte, dem empfiehlt sich allerdings der 4WD-Sportmodus.
"Für mich persönlich ist dies der beste Modus, der alles Gute in einem vereint", schwärmt Ex-Formel 1-Pilot Timo Glock und gibt dem bis zu 305 Kilometer pro Stunde schnellen und bis knapp 7.200 Touren drehenden Münchener, der unter 3,5 Sekunden auf Tempo 100 ist, die Sporen. Und auch BMW M-Chef Franciscus van Meel sagt: "Ein Allrad von M muss sich anfühlen wie ein Hecktriebler - nur mit mehr Traktion." Und genau das haben die Bayern geschafft.
Millimeter genau lässt sich der M5 dank der präzisen und zum ersten Mal elektrischen Lenkung in jede Kurve hinein und wieder hinaus pilotieren. Die Bremsen sind fein dosierbar und das Gaspedal gibt auf Wunsch direkt und ohne zu Zögern seine Befehle an die Antriebsräder weiter.
Das Gefühl, in einem kleineren Fahrzeug zu sitzen, kommt bereits nach wenigen Kilometern auf, denn der rund 1,9 Tonnen schwere M5 läßt sich auch im Grenzbereich spielend leicht bedienen. Der Motor gibt wie auch die Lenkung eine sehr gute Rückmeldung und das Achtgang-Automatikgetriebe bietet stets den korrekten Gang an. Wer lieber selbst schaltet, der darf dies natürlich auch mithilfe der Schaltwippen am Lenkrad. Notwendig ist das aber nicht. Interessant bei all dem Technikzuwachs und der neuen Antriebsstrategie: Das Gesamtfahrzeug bringt in Summe bis zu 100 Kilogramm weniger auf die Waage, als sein ausschließlich heckangetriebener Vorgänger.
Auf seinem Multifunktionslenkrad bietet der neue BMW M5 zwei Tasten, die auf den ersten Blick an die Bedienelemente einer Shimano-Fahrradgangschaltung erinnern. Es sind die Tasten M1 und M2, mit denen sich die zuvor individualisierten Fahreinstellungen direkt abrufen lassen.
Wem das 600 PS-Monster immer noch zu zahnlos vorkommt, der kann noch ein wenig warten. Denn wie schon zuvor soll es auch vom neuen BMW M5 eine Competition-Edition mit wahrscheinlich 30 zusätzlichen Pferdestärken geben.
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