Es werden wieder mehr Autos geklaut. Das jedenfalls ergibt der jährliche Bericht der Deutschen Versicherer (GDV). Es sind vor allem die Großstädte, in denen die Autokriminalität überproportional angestiegen ist. In Bielefeld etwa ereigneten sich fast 70 Prozent mehr Autodiebstähle als im Jahr 2009. In Dortmund nahmen die Diebstähle um 53,8 Prozent zu, in Wuppertal waren es 43,3 Prozent und in Köln 33,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden in Nordrhein-Westfalen 4.063 Autos gestohlen ein Zuwachs von 14,7 Prozent.
Nach wie vor besteht das höchste Risiko für den Autohalter in Berlin. Dort wurden im Jahr 2010 von 1.000 zugelassenen Fahrzeugen 3,7 gestohlen - statistisch, versteht sich. Insgesamt wurden in Berlin 3.290 Pkw geklaut, das waren 8,9 Prozent mehr als im Jahr 2009. Auch die Großstädte Sachsens sind von dem Trend betroffen: Dort gab es einen Anstieg von 20,1 Prozent in Dresden und 13,8 Prozent in Leipzig.
Es gibt aber auch gegenläufige Entwicklungen. In Bremen zum Beispiel. Dort sind die PKW-Diebstähle im Berichtszeitraum um 21, 2 Prozent zurück gegangen und auch im Saarland wurden 14 Prozent Fahrzeuge weniger geklaut. Besonders bemerkenswert ist, dass in Baden-Würtemberg die Diebstähle um satte 9,2 Prozent zurückgingen. Fast scheint es so, als würden die Schwaben besonders gut auf Ihr Eigentum aufpassen.
Nicht dass es ihnen so geht, wie jenem Autofahrer aus Winsen bei Hamburg, dem in dieser Woche beim morgendlichen Blick durch das Küchenfenster fast die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht wäre. Sein A4 war in der Nacht gestohlen worden. Der Mann hatte kaum Zeit sich zu fassen, da klingelte schon sein Telefon. Am Ende der Leitung war die Polizei in Pasewalk: "Ich glaube wir haben ihr Fahrzeug", erklärte der Beamte. In der Nacht war der Audi an der polnischen Grenze gestoppt worden. In vielen Fällen geht es nicht so glimpflich ab. Die Kaskoversicherer haben in 19.503 Fällen gestohlene Fahrzeuge ersetzt und dafür 275,2 Millionen Euro aufgewendet.
Insgesamt hatt die Anzahl der Autodiebstähle in Deutschland im zweiten Jahr seit 1993 wieder zugenommen. "Der Anstieg hat im Vergleich zu 2009 zwar abgenommen, ist aber dennoch sehr ärgerlich", sagte Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der GDV-Geschäftsführung. "Von den Diebstahlzahlen Anfang der 90er-Jahre, als weit mehr als 100.000 Pkw jährlich gestohlen wurden, sind wir aber weit entfernt."
Die Klau-Hitliste
In den Jahren von 1993 bis 2008 waren die gemeldeten Diebstähle bei den Kaskoversicherern um bis zu 20 Prozent (2006) zurückgegangen. Der niedrigste Stand war im Rezessionsjahr 2008 mit 16.134 Diebstählen (Schadensumme: 175.7 Mill. Euro) erreicht worden. (Rekordjahr: 1993 mit 105.543 Fahrzeugen und einer Schadensumme vom über 800 Mill. Euro). Besonders ärgerlich dabei ist, dass die Häufigkeit der Diebstähle über die Tarifmerkmale der Typ- und Regionalklasse auch die Höhe der Prämie bei der Kaskoversicherung beeinflussen.
Dabei haben die Autoklauer ganz ähnliche Vorlieben wie die regulären Autokunden. Am häufigsten wurden Volkswagen (6.792 Fahrzeuge), Audi (2.782 ), BMW (2.573) und Mercedes (1.227) gestohlen. Gemessen am Bestand wurden Porsche (1,71 Fahrzeuge pro 1000 Kaskoversicherten) am häufigsten entwendet, gefolgt von Audi (1,27), GM (1,22) und BMW (1,07). Volkswagen folgt erst an fünfter Stelle (0,95). Mit anderen Worten: Die Diebe sind grundsolide. Von modischen Lifestyle-Produkten und offenkundigem Blendwerk lassen sie tunlichst ihren langen Finger. Es kommt ihnen vor allem auf innere Werte an.
Wenig verwunderlich ist, dass gerade seltene Außenseiter die Diebstahlstatistik bei den Modellen anführen. Am häufigsten wurde - gemessen am Bestand - der Lexus RX400 Hybrid gestohlen. Insgesamt 21,2 pro 1.000 versicherter Fahrzeuge dieses Typs wechselten ungewollt den Besitzer. Auf Platz zwei folgt der BMW M3 Coupe mit 18,8 gestohlenen Exemplaren pro 1.000 und der VW T4 Caravelle mit 15 gestohlenen Fahrzeugen.
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