Es gibt schmuckere Ecken als das Russel Industrial Center in Downtown Detroit. Und man findet stimmungsvollere Lokalitäten für eine Autopremiere als den Bundesstaat Michigan Mitte Januar. Doch nirgendwo anders passt die Weltpremiere der neuen Corvette besser als in diese leer stehende Fabrik. Die C7 Stingray ist der Star der North American International Motorshow (NAIAS.
Leise und dezent rollt die Corvette Stingray unter den Augen von rund 1.000 geladenen Gästen auf die mit LED-Blitzen illuminierten Bühne. Was vor mehr als einem halben Jahrhundert mit einer Kunststoff-Karosserie, steckbaren Seitenscheiben und einem 150 PS starken Sechszylinder begann, erlebte am Vorabend der Detroit Motorshow 2013 seinen neuen Höhepunkt. Die 4,49 Meter lange Corvette C7, die ewige US-Rivalin des Porsche 911, ist kantiger, markiger und kraftvoller geworden und darf in der siebten Generation wieder den Zusatz "Stingray" tragen.
Das Design ist typisch Corvette - und doch ganz anders. "Das Aussehen ist jetzt internationaler", sagt Chefdesigner Ed Weburn: "Sie soll alle begeistern." Die Kanten sind schärfer, die Linien präziser. Hier etwas klassische Corvette, da etwas Nissan GT-R, ein Hauch Ferrari FF und eine Prise Chevrolet Camaro. An der Grundkonstruktion der Corvette hat sich wenig geändert. Der V8-Motor wummert vorn, Antrieb und Getriebe bringen das Ganze hinten auf die Straße. Vier Auspuffendrohre am Heck sorgen zusammen mit den vier kantigen LED-Leuchteinheiten für einen eindrucksvollen Abschluss.
Sie hat mehr Radstand als bisher, endlich Sportsitze, die diesen Namen verdienen und ein deutlich aufgeräumteres Cockpit. Für eine breite Spreizung und einen niedrigen Verbrauch sorgt die neu entwickelte Siebengang-Handschaltung. Die Lenkung soll fünfmal steifer als bisher sein und trotz eines Plus an Ausstattung sowie Technik hat der US-Sportler um 45 Kilogramm abgespeckt. Details wie Dach oder Motorhaube sind aus Karbon gefertigt und der Aluminium-Rahmen ist um fast 60 Prozent steifer als bislang.
Eisiges Schweigen
Als der Corvette-Chefentwickler Tadge Juechter bei einer Vorab-Präsentation Corvette-Anhänger befragte, ob die bekannte V8-Saugtechnik von einem doppelt aufgeladenen Sechszylinder abgelöst werden sollte, gab es nur eisiges Schweigen. Die mittlerweile fünfte Generation des V8 Smallblock mit dem internen Code LT 1 wuchtet 335 kW/450 PS und 610 Nm auf die Kurbelwelle und ist damit der stärkste Standard-Motor, der jemals in einer Corvette verbaut wurde.
Sportversionen bis hin zu einem Nachfolger der aktuellen ZR1 werden nicht lange auf sich warten lassen. Statt eines Turboladers setzt der neue Corvette-Motor auf eine hohe Verdichtung mit dem Verhältnis von 11,5:1. Über den Drive Mode Selector lassen sich zwölf Fahrzeugeinstellungen auf Fahrer und Fahrprofil anpassen.
Die Architektur mit der zentralen Nockenwelle tief im Motorblock versteckt mag vielen archaisch vorkommen. "Mit obenliegenden Nockenwellen wäre der Motor rund zehn Zentimeter höher ausgefallen. Dann hätten wir die klassische Corvette Silhouette nicht mehr beibehalten können", erklärt denn Programm-Manager Jordan Lee.
Die Fahrleistungen werden kaum Wünsche offen lassen. Von 0 auf Tempo 100 kommt sie in rund vier Sekunden, die Spitze liegt über 300 km/h und der Verbrauch soll nur knapp über den Zehn-Liter-Marke liegen. Ein bisschen müssen sich die Corvette-Fans allerdings noch gedulden. Erst ab Juli/August kommt die siebte Corvette-Generation zu den internationalen Händlern.
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