Jaguar ist wieder auf der Überholspur. Auch wenn gerade bei den Ertragszahlen noch nicht alles glänzt, so sind die Briten nach der Flucht aus den Ford-Zwängen gen Indien nicht wiederzuerkennen. Mehr als die meisten anderen Marken lebt Jaguar Land Rover, mittlerweile zum Konzern verschmolzen, von seiner Historie. Besonders Roadster und Coupés der Baureihen XK 120 und E-Type haben einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Erfolg der Marke.
Einer der schönsten Roadster machte jedoch weder als XK 120 in Le Mans von sich reden, noch wurde er als E-Type zur Designikone einer ganzen Generation. Der Jaguar XK 150 parkt seit Jahrzehnten eher abseits der großen Aufmerksamkeit. Keine beeindruckenden Le-Mans-Rekorde, keine Heerscharen von Promis, die ihn sich in die Einfahrt stellten und auch keine Preise, die in kaum fassbare Höhen steigen.
Dabei ist der offene Zweisitzer viel mehr als einfach nur ein britischer Schönling aus den späten 50er Jahren. Er löste Ende 1957 den betont sportlichen XK 120 und den etwas luxuriöseren XK 140 ab. Anders als bei seinen zwei Ahnen gibt die Nomenklatur dabei nicht direkten Aufschluss über die Höchstgeschwindigkeit in Meilen.
Der zunächst 3,5 Liter große Reihensechszylinder des 4,50 Meter langen und rund 1,4 Tonnen schweren Briten leistet volumenstark grollend 213 PS, die für 210 km/h Spitzengeschwindigkeit reichen. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern verfügt der 150er vorne und hinten über standfeste Scheibenbremsen, die nicht nur bei langen Bergabfahrten für Sicherheit und Dynamik sorgen. Auf diesen kurvigen Passagen freuen sich die Insassen über die einteilige, deutlich vergrößerte Panorama-Frontscheibe.
Die schönste Art, einen Jaguar XK 150 zu bewegen, ist als OTS-Version (Open Two Seater), wobei ab 1957/58 auch Drophead Cabrio und Fixed Head Coupé auf dem Markt waren. Beim offenen Zweisitzer hatten auch die betagten Steckscheiben ausgedient und während in US-Autos längst elektrische Fensterheber für Luxus sorgten, genoss man im XK 150 erstmals manuelle Fensterkurbeln, die Luft in den Innenraum lassen.
Der Größenzuwachs im Innenraum macht einen Jaguar XK 150 urlaubstauglich
Auch oder gerade weil der Karosseriehüftschwung im Laufe der Jahre über dem hinteren Radlauf verschwunden war, ist der Jaguar XK 150 eine automobile Schönheit, die ihresgleichen sorgt. Das Design: typisch britisch, elegant und zeitlos. Im Innern des offenen Sportroadsters gibt es Analoguhren, Dreh- und Kippschalter sowie reichlich Holz oder Leder, das die im Vergleich zu den Vorgängermodellen deutlich bequemeren Sitze perfekt in Szene setzt.
Der Größenzuwachs im Innenraum macht einen Jaguar XK 150 urlaubstauglich. Zwischen den beiden Lederstühlen gibt es einen ledernen Mittelsteg, auf dem Händchen gehalten werden kann oder die Handtasche ihren entsprechenden Platz findet. Das Gepäck kommt in Laderaum oder hinter die Ledersessel.
Für einen Jaguar XK 150 im ordentlichen Pflegezustand mit entsprechender Historie fallen auf dem europäischen Markt mindestens 50.000 Euro an. Nur in den USA oder Japan sind Modelle bisweilen etwas günstiger. Besonders beliebt sind die offenen Zweisitzer mit Rechtslenkung, während sich geschlossene Linkslenker, gegebenenfalls auch noch mit dem ab 1958 auf 3,8 Liter erstarkten Reihensechszylinder einer geringeren Nachfrage erfreuen - insbesondere wenn das Modell über ein wenig geliebte Getriebeautomatik verfügt.
Für einen perfekt restaurierten Jaguar XK 150 OTS sind bisweilen Preise von bis zu 100.000 Euro drin. Das dürfte sich in den nächsten Jahren jedoch ändern. Es geht deutlich nach oben. So folgt der Jaguar XK 150 seinen Ahnen - auch ohne Abstecher nach Le Mans.
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