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Unser Autor: Sebastian Viehmann

Faszination  Faszination: Jaguar C-X75

Katzen-Hammer



Jaguar reitet auf dem Jetstream: Das Hochleistungscoupé C-X75 tankt an der Steckdose und ist 330 km/h schnell. Zwei Gasturbinen verlängern die Reichweite – mit Diesel, Biosprit oder Erdgas.

 
 Jaguar C-X75
   
 Jaguar C-X75 - Foto: Viehmann  Jaguar C-X75 - Foto: Viehmann  Jaguar C-X75 - Foto: Hersteller  Jaguar C-X75 - Foto: Hersteller  Jaguar C-X75 - Foto: Hersteller  Jaguar C-X75 - Foto: Viehmann

Es gibt manche Show Cars, bei denen sofort dieser "Wow!"-Effekt einsetzt. Der Jaguar C-X75 gehört dazu. So dröge der Name klingt, so effektvoll gleitet er über die Straße. Der C-X75 ist Jaguars Ausblick auf einen neuen Supersportwagen und das künftige Design der Marke. Der Briten-Renner erinnert nicht nur wegen seiner silbernen Färbung, sondern auch in den sanft geschwungenen Linien seiner komplett aus Kohlefaser gefertigten Karosserie ein wenig an Jaguars Supersportwagen XJ220 aus den 80er Jahren.

Der C-X75 ist ein serieller Plug-In-Hybrid: Der Antrieb erfolgt immer rein elektrisch, die beiden Gasturbinen haben keinen Kontakt zur Achse und sind lediglich als mobile Stromgeneratoren an Bord. Die Batterien werden aber nicht nur über die Turbinen aufgeladen, man kann sie auch über Nacht an der Steckdose mit Energie versorgen. An allen vier Rädern sitzt jeweils ein elektrischer Radnabenmotor. Zusammen erbringen die Motoren eine Leistung von 580 kW - fast 790 PS.

Hinter den Sitzen, also platziert wie bei einem Mittelmotor-Sportwagen und unter einer durchsichtigen Haube effektvoll angeordnet, befinden sich die beiden Mikro-Gasturbinen. Sie sind kaum größer als ein Kopfkissen und liefern während der Fahrt bei Bedarf im sogenannten Track-Modus ihre Zusatz-Power für die Elektromotoren. Als Range Extender laden die Düsen zudem die Batterien wieder auf, wenn der Saft zur Neige geht. Die Reichweite des futuristischen Allradlers steigt damit auf 900 Kilometer, freuen sich die Jaguar-Ingenieure – genug für die Strecke Berlin-London.

Über den Ärmelkanal fliegen kann der Stromer mit seinen Turbinen zwar nicht, aber die Fahrleistungen des Jetstreamers können sich sehen lassen. Von 0 auf 100 km/h schießt das silberne Projektil in 3,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 330 km/h. Das maximale Drehmoment wird mit 1600 Newtonmetern veranschlagt, das Leistungsgewicht des 1,3 Tonnen schweren Wagens liegt bei gerade einmal 1,7 Kilogramm pro PS.

Die Gasturbine hat einige Vorteile gegenüber dem Hubkolbenmotor: Es gibt kaum bewegliche Teile, Ölschmierung oder Wasserkühlung fallen weg. Die Turbine läuft mit Erdgas (CNG) oder Flüssiggas (LPG), sie kann aber auch mit Biosprit und sogar normalem Dieselkraftstoff betankt werden. Der C-X75 soll allerdings rund 100 Kilometer weit ganz ohne seine Turbine fahren können, und zwar allein mit der in den Batterien gespeicherten Energie. Die Lithium-Ionen-Kraftspender haben eine Kapazität von 19,6 Kilowattstunden. Zur Ladung genügt eine gewöhnliche Haushaltssteckdose mit 220 Volt.

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Stets ein Exot
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Nicht nur beim Antrieb, auch in anderen Disziplinen glänzt die britische Sportwagenstudie mit Extravaganz und aerodynamischen Feinheiten. Durch einen sogenannten Venturi-Untertunnel, der wie eine umgekehrte Flugzeugtragfläche funktioniert, wird der Anpressdruck erhöht. Zum aktiven Aerodynamik-Paket gehören auch die Kühlergrillöffnung und die Kühlluftschächte für die Bremsen. Sie werden nur dann geöffnet, wenn es technisch erforderlich ist. An den hinteren Ecken fahren ab einer bestimmten Geschwindigkeit automatisch vertikale Kontrollflächen aus, die Luftwirbel von den Hinterrädern fernhalten.

Wenn man sich dem Wagen nähert, werden Cockpit und Turbinenraum effektvoll beleuchtet. Die Intensität der Beleuchtung ändert sich außerdem je nach Fahrstil des Piloten, wird also kräftiger oder schwächer. Im Innenraum der Studie haben die Jaguar-Designer viel Leder, Neopren und Aluminium verarbeitet.

Mit dem C-X75 als Technologieträger wollen die Briten Antriebs- und Bedienkonzepte der Zukunft erproben. "In drei bis fünf Jahren könnte unsere Gasturbine serienreif sein", stellt Jaguar-Chef Ralf Speth in Aussicht und schränkt gleich danach ein: "Natürlich ist die Technik noch nicht billig."

Die Gasturbine war im Automobilbau stets ein Exot, taucht aber immer wieder mal aus der Versenkung auf. Berühmt wurde das "Turbine Car" von Chrysler, das in den 60er Jahren von ausgewählten Kunden getestet wurde. Der elegante Wagen sah aus wie ein Requisit aus einem Science-Fiction-Film. Das Turbinen-Auto begeisterte mit seiner enormen Laufruhe, doch zur Serienreife gelangte der Antrieb nie. Schuld daran war damals unter anderem der hohe Verbrauch.

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Fotos: Viehmann
Ort: Paris

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