Morgens kurz vor halb neun in Downtown Los Angeles. Vor ein paar Jahren hätte man sich hier kaum ohne Polizeischutz hin getraut. Heute bevölkern Kamerateams die kleinen Straßen rund um die alten Werkshallen mit offenem Ziegelbauwerk. Es gibt Szenecafés und die Luxuslofts werden den Immobilienmaklern nur so aus den Händen gerissen. Magnus Walker hat diese Ecke von Los Angeles schon vor mehr als 20 Jahren für sich entdeckt.
Ihm gefielen die USA nach einem Jugendcamp derart gut, dass er in Kalifornien blieb. Schnell erkannte man seine künstlerisch-kreative Ader. Er schneiderte Kostüme für die Filmindustrie und lebte Tag für Tag seinen amerikanischen Traum. "Woanders als in den USA wäre das kaum möglich gewesen", erzählt der heute fast 50jährige mit dem Zottelbart und der wilden, nun ja: Frisur.
Die Filmindustrie boomte und Walker schneiderte Jahr für Jahr mit großem Erfolg zusammen mit ein paar Mitarbeitern Kostüme. Ob Top-Produktion mit Stars oder nur cineastisches Kleinprojekt mit funkelnden Pseudo-Sternchen - Walker war und ist nicht nur in der Traumfabrik Hollywood eine der ersten Adressen wenn es Kostüme geht. Immer wieder staffierte er auch Stars wie Alice Cooper oder Madonna aus.
Lange bevor sich Magnus Walker für seine Frau erwärmen konnte, verliebte er sich auf andere Art. Man schrieb das Jahr 1977 und der Brite besuchte zusammen mit seinem Vater die Londoner Autoshow. Kein Top-Event wie die Frankfurter IAA oder gar der stylishe Genfer Automobilsalon - aber eine große Sache für einen Jungen aus der Provinz. Ein weißer Porsche 911 Turbo in Martini-Rennlackierung verschlug ihm die Sprache. "Bei uns in Sheffield bekam man damals nicht oft einen Porsche zu sehen", erinnert sich Magnus Walker, "der Elfer war ein absoluter Traum." Besonders die einzigartige Elfer-Form hatte es Walker angetan: "Jeder erkennt ihn wieder und das seit fast 50 Jahren."
Viele Jahre später kaufte sich Magnus Walker seinen ersten Porsche. Das war Anfang der 90er. Heute hat er einen einzigartigen Elfer-Fuhrpark. Doch zerrissene Kleidung, lange Zottelmähne und Bikerboots blieben bis heute sein Markenzeichen. "Die wirklich echten Porsche 911 kommen für mich aus den Baujahren 1964 bis 1973. Die wollte ich unbedingt haben - alle."
Nur der Elfer blieb im Herzen
Nur das Baujahr 1973 fehlt noch in seiner Sammlung. "Aber es war am schwersten, den 911 von 1964 zu finden", sagt Walker: "Davon wurden nur 232 gebaut. Lediglich von 59 weiß man sicher, dass sie überlebt haben." Der 1964er in schlichtem Grau ist neben dem Straßenrennwagen mit der Startnummer 277 eines der Zuffenhausener Lieblingsmodelle. Zwischendurch fuhr Walker auch Sportwagen anderer Marken - doch nur der Elfer blieb in seinem Herzen.
Walker fährt das ganze Jahr über historische Autorennen - nicht nur in den USA. Sein Porsche 911 mit der Startnummer 277 ist dabei fast genauso bekannt wie Magnus Walker selbst. "Kein Ahnung wie viele Modelle ich aktuell habe", überlegt Walker, "aber zwei Dutzend sind es sicher - oder ein paar mehr."
Er sieht sich vorrangig nicht als erfolgreicher Geschäftsmann, sondern als Urban Outlaw, als verrückter Autofreak mit seinem geliebten Elfer - mit dem macht er nicht nur die Rennstrecken, sondern auch die Straßen unsicher. Im Web haben die Videos, in denen Walker mit seinen historischen Elfern durch die Hollywood Hills, Downtown L.A. oder über den Pacific Coast Highway donnert, längst Kultcharakter.
Im Laufe der Jahre kaufte sich Walker einen ganzen Häuserblock im Gewerbegebiet von Los Angeles. Er zog dort ein und brachte seine Firma im Erdgeschoss unter. Auch seine geliebten Elfer-Modelle bekamen ein eigenes Wohnzimmer.
Porsche verkaufen als Nebengeschäft
Heute wohnt Walker ein paar Minuten entfernt und fährt die Strecke zu seiner Wohnung nicht selten mit einem normalen BMW 335i, der auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. "Meine Frau mag die Porsches nicht. Kein Problem", sagt Magnus Walker, "die fahre ich sonst oft genug. Selbst zum Baumarkt und zum Einkaufen."
Der autoverrückte Brite verdient nicht nur mit seinen Kostümen Geld. Als Nebengeschäft verkauft er immer wieder einen seiner Oldtimer. "Ich nehme keine Auftragsarbeiten an", sagt Walker, "doch wenn jemand einen meiner Wagen haben will - wieso nicht? Ich kann mir ja wieder einen neuen bauen und den noch ein bisschen besser machen."
Sein rund 3.000 Quadratmetern großes ehemaliges Wohnareal vermietet er heute an Filmproduktionen. "Die Wohnung ist mir sowieso zu groß", sagt Walker, "und ich wäre doch blöd, wenn ich hier wohnen würde, obwohl ich damit stattdessen gutes Geld verdienen kann. Das bringt mehr ein, als ich für meine alten Porsche ausgeben kann." Und an denen schraubt er fast täglich herum. Gerade erst hat Magnus Walker neben seinem Kostümierungsbetrieb ein eigenes Modelabel gegründet. Der Name: Urban Outlaw.
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