Wenn Dilip Chhabria ein Auto in die Mangel nimmt, bleibt nichts unberührt. Seine Kreativschmiede DC Design ist die künstlerische Speerspitze einer jungen Autonation, die mit viel Selbstbewusstsein ihre Ideen präsentiert. Und viele davon erscheinen europäischen Augen ziemlich gewöhnungsbedürftig. Das gilt zum Beispiel für den Tata Nano, dem DC Design ein extremes Luxus-Tuning angedeihen lässt.
Während der normale Nano vier Sitze hat, wird die Spezialversion ein Zweisitzer mit komplett veränderter Karosserie. Ein Internet-fähiger Computer mit Navigations- und Spiele-Funktion wartet im luxuriösen Innenraum. Das fertige Produkt soll zehn Millionen Rupien kosten, umgerechnet mehr als 150.000 Euro. Es sollen nur wenige Exemplare pro Jahr gebaut werden.
Beim Serienmodell des Nano beweist der Hersteller Tata Motors ebenfalls Einfallsreichtum – wenn auch auf Low-Cost-Ebene: Der Billig-Zwerg kommt in zwei Spezialversionen "für Sie und Ihn" auf den Markt. Der Nano für die Dame hat eine Lackierung in Cocktail-Rot mit Blümchenmuster, das sich auch im Innenraum fortsetzt. Die Version für den Herrn präsentiert sich in einer grell grünen Lackierung und ist mit Ledersitzen ausgestattet. Wann die Sondermodelle erscheinen, ist nicht bekannt. Ohnehin gerät der Tata-Konzern gerade in negative Schlagzeilen, denn er hat beim Nano erhebliche Lieferprobleme.
Der Luxus-Nano ist nicht das einzige Projekt, mit dem Dilip Chhabria und seine Mitarbeiter ihre Ideen präsentieren. Auf Basis eines Kleinbusses von Tata Motors entstand zum Beispiel der "Ying Yang". Das Auto sieht aus wie eine futuristische Neuauflage des ersten VW Bulli und ist quaderförmig gestaltet. "Weil eine Schachtel nicht sexy sein kann, träumten wir von einer Box, die wenigstens zum Knuddeln ist und sowohl moderne als auch Retro-Elemente enthält", so die indischen Designer.
Die schnörkellose Karosserie des Minibusses wird nur durch die Außenspiegel aufgelockert. Hinter den undurchsichtigen Fensterscheiben verbirgt sich ein luxuriöser Innenraum, der an das Interieur einer Stretch-Limousine erinnert. Die acht Passagiere sitzen an der linken Wand auf einem langen Sofa. Stimmungsvolle Beleuchtung, Tische aus poliertem Holz und TV-Bildschirme schaffen das nötige Lounge-Ambiente.
Q7 inside
Fast schon furchteinflößend wirkt dagegen der "DC Imperator", ein futuristisches Concept Car. Chhabria nennt seine Kreation ein SSUV (Super Sports Utility Vehicle): Der Imperator soll die Qualitäten eines Offroaders mit denen eines Supersportwagens verbinden. Das Fahrzeug rollt auf gewaltigen 28-Zoll-Felgen, die einem erwachsenen Mann fast bis zur Hüfte reichen. Der Imperator hat ein kuppelartiges Dach und besteht zu großen Teilen aus Karbonfaser-Elementen.
Angetrieben wird der 2+2-Sitzer von einem Mittelmotor - und dort haben sich die Inder bei Audi bedient. Der Zwölfzylinder-Dieselmotor aus dem Q7 soll das futuristische Geschoss antreiben. Die Sechsliter-Maschine leistet normalerweise 500 PS und entwickelt ein Drehmoment von 1000 Newtonmetern. Für den Imperator will DC Design diese Werte noch einmal um 25 Prozent gesteigert haben. Damit stünde dem schnellen Inder ungefähr soviel Drehmoment zur Verfügung wie dem Bugatti Veyron.
Auch den quattro-Allradantrieb habe man in die Studie integriert, heißt es bei DC Design. Sogar beim Namen haben sich die Inder bei den Ingolstädtern bedient, denn schließlich hatte die Marke mit den Ringen schon 1929 ein Auto namens Imperator im Programm. Der Luxus-Tourer wurde von einem V8-Motor mit fünf Litern Hubraum und 100 PS angetrieben. Der Imperator aus Indien soll mit seinen V12-Motor bis auf 340 km/h beschleunigen.
DC Design besteht seit 1993 und hat seitdem hunderte Sondermodelle und Entwürfe hervorgebracht. Der Gründer Dilip Chhabria studierte in den USA und arbeitete im Design-Center von General Motors, bevor er in Indien sein eigenes Unternehmen aufzog. DC Design ist einer der größten indischen Produzenten von Auto-Accessoires und luxuriösen Spezialfanfertigungen.
|