Im Frühjahr weht ein heißer Wüstenwind und treibt feinen Sand von der Sahara zum Mittelmeer: Der Schirokko. Doch in diesem Jahr kommt der heißeste Wind aus Wolfsburg.
Der Name "Scirocco" geht VW-Fans runter wie Öl. Er erinnert an packende Duelle auf der Landstraße, "Spucknapf"-Lenkräder, Einarm-Scheibenwischer und herrliche Sportsitze mit Schotten-Muster. Oder an die heute heiß begehrte "kalte" Heckscheibe ohne Heizdrähte, die das spartanisch ausgestattete S-Modell auszeichnete: Fahrspaß und Eleganz pur, ohne Schnickschnack und Tamtam.
Nun steht die dritte Generation des Flitzers in den Startlöchern - und ist VWs Messestar auf dem Genfer Salon. Der neue Scirocco ist 4,26 Meter lang (rund 38 Zentimeter länger als das Ur-Modell von 1974), nur 1,4 Meter hoch und mit 1,81 Metern fast so breit wie ein Passat.
Im Vergleich zur Studie "Iroc" haben die Designer die aggressive Front deutlich entschärft. Das mag auch daran liegen, dass der schlundartige große Kühlergrill doch ein wenig an die neue Audi-Designsprache erinnert hat. Beim Serienmodell trennt eine große Querstrebe in Wagenfarbe den schmalen Grill und den immer noch mächtigen Lufteinlass darunter. Der Rest des Wagens mit dem langen Kombi-Coupé-Dach bleibt dem Iroc jedoch weitgehend treu.
Das VW-Zeichen ist nicht im Kühlergrill integriert, sondern sitzt in der Motorhaube – das gibt es bei VW nur beim neuen Scirocco und beim New Beetle.
Laut VW sollen vier Erwachsene im Scirocco bequem Platz finden. Alle Passagiere lassen sich in konturierten Einzelsitzen nieder. Gegen Aufpreis gibt es Alcantara-Applikationen und die Lederausstattung "Vienna" in den Farbtönen Titanschwarz oder Trüffel. Der Kofferraum fasst 292 Liter, bei umgelegten Rücksitzlehnen stehen 755 Liter zur Verfügung. Für Sonnenlicht im Innenraum sorgt ein großes Panorama-Ausstelldach, das sich auf Knopfdruck 39 Millimeter in die Höhe hebt und zum Verdunkeln über ein Rollo verfügt.
VW verspricht für den Scirocco eine ordentliche Ausstattung. Unter anderem sind Lederlenkrad, CD-Radio, 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, ESP, Sportsitze, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, sechs Airbags, eine geschwindigkeitsabhängige Servolenkung und das Sportfahrwerk serienmäßig an Bord.
Unter der lang gestreckten Haube arbeiten Benzin- und Dieselmotoren von 122 bis 200 PS, alle mit Turboaufladung. Basismotor ist der aus dem Golf bekannte 1.4 TSI mit 122 PS. Damit rennt der Scirocco in 9,7 Sekunden auf 100 km/h und schafft 200 km/h Spitze, soll aber im Schnitt nur 6,1 Liter Sprit verbrauchen. Es folgen TSI-Motoren mit 160 und 200 PS. Letzterer soll den Scirocco in 7,2 Sekunden auf 100 Sachen treiben.
Geschaltet wird mit einem Sechsganggetriebe, gegen Aufpreis gibt es das 6-Gang-Direktschaltgetriebe mit Schaltwippen am Lenkrad. Bei den kleineren Motoren kommt auch das neue 7-Gang-DSG zum Einsatz. Als Diesel-Alternative steht ab dem Markstart in Europa der bekannte 140-PS-TDI zur Verfügung. Details zu den Preisen und zur Markteinführung will VW noch bekannt geben.
Gruß von der Nordschleife
Der Scirocco bekommt außerdem eine adaptive Fahrwerksregelung. Angepasst wird dabei neben der Dämpferkennung auch die Abstimmung der elektromechanischen Servolenkung. Das System bietet die drei Programme Normal, Sport und Comfort. Das Sport-Programm empfiehlt VW als "Nürburgring-Nordschleifenmodus" – die Messlatte für den Scirocco in Sachen Fahrdynamik liegt also sehr hoch.
Mit dem "Sportwagen fürs Volk" surfen die Wolfsburger geschickt auf der Retro-Welle. Der erste Scirocco wurde im März 1974 vorgestellt, sogar einige Wochen früher als der Golf. Design-Legende Giugiaro hatte das Blechkleid beider Autos entworfen. Gebaut wurde der Scirocco bei Karmann in Osnabrück. Das Urmodell lief bis 1980 496.556 Mal vom Band. Es kostete in der günstigsten Ausführung 10.040 Mark - 2000 Mark mehr als der Basis-Golf - und war mit Motoren von 50 bis 110 PS (Scirocco GTI) bestückt.
Im Gegensatz zum neuen Scirocco war das Original aber nicht von vorneherein als Sportskanone gedacht sondern eher als elegantes Gegenstück zum nüchternen Golf. Es folgten der Scirocco II (1981 bis 1992) und der Corrado (1988 bis 1995).
Seit VW mit der Studie Iroc den Scirocco 3 in Aussicht gestellt hat, sind die Sammlerpreise vor allem für Originalfahrzeuge der ersten Serie sprunghaft angestiegen.
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