Kurz & bündig
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[+] Hoher Komfort, sehr gutes Platzangebot, bequeme Sitze, niedriges Innengeräusch, perfekte Technik, durchdachte Details, sicheres Fahrverhalten, umfangreiche Serienausstattung |
[-] Hohe Sitzposition, zu weiches Fahrwerk, gefühllose Lenkung, wenig üppige Zuladung |
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Die Licht-Show beim Einsteigen und Starten des Lexus LS hat was von einem Wellness-Tempel. Je nachdem, welchen Schritt der Inbetriebnahme man vollzieht, werden verschiedene Teile des Autos illuminiert. Das reicht von den Türgriffen bis hin zum Handschuhfach. Zum kompletten Nirwana durch Druck auf den Zündschlüssel fehlen eigentlich nur noch esoterische Klänge.
Aber auch sonst lassen die japanischen Innenraum-Spezialisten viel Liebe zum Detail erkennen: Das Holzlenkrad ist nach der traditioneller japanischen "Shimamoku"-Technik gefertigt. Dabei werden verschiedenfarbige laminierte Hölzer in 67 Produktionsschritten zusammengefügt. Sage und schreibe 38 Tage dauert diese Prozedur.
Da der Komfort der Kunden an oberster Stelle steht, legten die Japaner auch bei der Klimaanlage nach. Nicht nur die Luft-Temperatur sondern auch die Sitzkissen und das beheizbare Lenkrad werden individuell abgestimmt. Damit sich alle Insassen im LS wohlfühlen, blickt die vordere Reihe auf einen grandiosen 12,3-Zoll-LED-Bildschirm. Selbst der 7er BMW hat da nur zehn Zoll zu bieten.
Bei den Instrumenten orientiert sich Toyotas Premium-Marke ebenfalls an den Münchnern: Je nach gewähltem Fahrmodus - Eco, Comfort, Normal, Sport oder Sport S+ - verändern sich die TFT-Rundinstrumente. Im Fond gibt es einen gründlich arbeiteten Massagesitz, der sogar beim Fahren zu hören ist. Das liegt vor allem an der unglaublichen Ruhe, die im Innenraum des 5,09 Meter langen japanischen Luxusschiffes herrscht. Wer will, kann sich auf dem Bildschirm, der wie in einem Flieger aus dem Dach herunterklappt, eine Blue Ray Disc anschauen.
Neigung zum Nachwippen
So gut sich der Innenraum und vor allem die technischen Innovationen im Vergleich zu den hiesigen Premium-Oberklasse-Limousinen schlagen, leistet sich der Lexus auch kleinere Schwächen. Die Sitzposition in den bequemen Vordersitzen ist so hoch, so dass einem beim Losfahren unwillkürlich das Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen" in den Sinn kommt. Dafür schluckt der LS Unebenheiten zuverlässig und hat seine Stärken im entspannten Gleiten. Denn obwohl das Fahrwerk überarbeitet wurde, ist einen Schuss zu weich und hat eine Neigung zum Nachwippen.
Die harmonischste Einstellung ist der Sport-S+-Modus. Dann wird die Lenkung direkter, der Motor spricht besser an und die Karosserie liegt ruhiger. Das gilt auch für die Ausstattungslinie F-Sport, die einen Zentimeter tiefer liegt und aktive Wankstabilisatoren hat. "Die Lexus-LS-Kunden legen Wert auf Komfort", erklärt Entwickler Saturo Osaku die Abstimmung.
Auch optisch ist die F-Sport-Variante der schneidigste der LS-Familie: Der "Diablo"-Kühlergrill schaut mit seinem Wabengitter am sportlichsten aus, wogegen die zivileren Varianten mit Quer-Lamellen Vorlieb nehmen müssen. Dazu gibt es beim LS-Athleten prächtige 19-Zoll-Räder.
Rund 3.000 Verbesserungen
Apropos prächtig: Der Achtzylinder-Motor kann sich auch im Vergleich mit der deutschen Premium-Konkurrenz sehen lassen. Die seidenweich Laufruhe passt zur Gleiter-Attitüde des LS: Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der sanfte Japaner auch einen richtig guten Punch hat. Beim reinen Heckantrieb sind es 388 PS, beim Allrad sind es 18 Pferde weniger.
Doch der wahre Stolz der Nippon-Ingenieure ist der LS 600h-Hybrid. Die Kombination aus 394-PS-Verbrenner und 224-PS-E-Motor addieren sich zu 445 Gesamt-PS, die dem 2.3-Tonnen schweren Kreuzer zu durchaus sportlichen Fahrleistungen verhelfen: In nur 6,1 Sekunden ist die 100-km/h-Marke geknackt und das Ganze bei einem Durchschnittsverbrauch von 8,6 l/100 km und CO2-Emissionen von 199 g/km. Das ist aller Ehren wert.
Kein Wunder, dass sich rund 85 Prozent der deutschen LS-Käufer für den Stromer entscheiden. Der hat aber mit rund 109.000 Euro seinen Preis. Die bleiben übrigens fast unverändert. Trotz der rund 3.000 Verbesserungen, die die Tüftler aus Japan gefunden haben. Die Ziele sind dementsprechend ambitioniert: 1.300 Autos will Lexus 2013 in Europa verkaufen, etwa zehn Prozent davon in Deutschland. Ab dem 2. Februar 2013 wird sich zeigen, ob der LS auch diese Erwartung erfüllt.
Wie entsteht ein Fahrbericht? Das erfahren Sie hier
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