Mit der geballten Kraft seines Marketing ist Fiat in das neuen Jahr gestartet. Das fängt mit einem frischen Slogan an: "Weniger ist genial" verkünden die Italiener nun mit weißer Schrift im Fiat-roten Kreis. Rot? Eigentlich müsste das Logo in chlorophyllstem Grün erstrahlen - denn Fiat ist, quer durch seine Modellpalette, auf dem Öko-Trip.
Oder um es mit den Werbern zu sagen: Fiat macht auf "eco:Drive", auf "PUR-O2" und "Natural Power". Wer die - natürlich "klimaneutral" produzierten - Prospekte und Broschüren durchblättert, der fühlt sich fast wie auf einer Esoterik-Messe. Da ist von "einem ganzheitlichen Ansatz" die Rede "zum Schutz der Umwelt" und natürlich "zur Senkung der Betriebskosten". Von "neuen Herausforderungen", die Fiat natürlich "annimmt".
Doch hinter all dem steckt mehr als reines Marketing-Gebimmel. Fiat packt alte und neue Ideen zusammen zu einem durchaus interessanten Paket von ökono- und ökologischen Angeboten.
Unter dem neuen Label "PUR-O2" etwa hat Fiat besonders verbrauchsoptimierte Versionen für die Modellreihen Fiat 500, Bravo und Croma entwickelt. Was genau PUR-O2 heißen soll, wird zwar auch bei Fiat niemand so genau erklären können - denn auch die Italiener haben es noch nicht geschafft, nur noch puren molekularen Sauerstoff (O2) aus dem Kat zu blasen. Aber immerhin pusten die PUR-O2-Modelle bis zu zehn Prozent weniger Kohlendioxid in die Luft. Der Fiat 500 PUR-O2 etwa schafft es mit 113g/km CO2 deutlich unter den angestrebten EU-Grenzwert von 120 g/km.
Kombi-Pack
Erreicht hat Fiat das durch ein Zusammenwirken verschiedener technischer Maßnahmen. Der Fiat 500 PUR-O2 etwa hat als erstes Modell der Italiener eine (per Knopfdruck auch abschaltbare) Start&Stopp-Automatik. Die kommt von Bosch und ist praktisch identisch mit der, die BMW in seine Autos einbaut. An der roten Ampel schaltet sich der Motor aus, sobald der Wagen steht, die Bremse gedrückt und der Gang rausgenommen ist. Bei Grün genügt ein Durchtreten des Kupplungspedals, um das 69-PS-Triebwerk wieder sanft in Gang zu setzen. Das funktioniert auch dann zuverlässig, wenn man sich im Feierabendverkehr durch Großstädte quälen muss, die von einer grünen Welle noch nie etwas gehört haben.
Zusammen mit rollwiderstandsreduzierten Reifen, Leichtlauf-Motoröl und anderen Optimierungen sorgt das dafür, dass der Fiat 500 PUR-O2 nicht 5,1 Liter Super verbraucht wie die normale Serienversion, sondern nur noch 4,8 Liter. Der Preis: ab 13.000 Euro in der Ausstattungsreihe "Lounge". Einziger Verzicht: Es gibt kein festes Glasdach wie sonst im Lounge-Paket.
Neben dem 500 laufen auch Bravo und Croma mit dem PUR-O2-Label - wenn auch zunächst noch ohne Start&Stopp-Automatik. Der Bravo hat eine längere Achsübersetzung bekommen, dazu wie gehabt Leichtlauföle und rollwiderstandsarme Reifen. Der Verbrauch des 1,6-Liter-Diesel mit seinen 105 PS verringert sich um 0,4 Liter auf 4,5 Liter. Kosten soll der Eco-Bravo ab 19.050 Euro.
Lernen in der Community
Der Croma PUR-O2 wurde zusätzlich noch um zehn Millimeter tiefer gelegt, um den Luftwiderstand zu optimieren. Damit schluckt sein 1,9-Liter-Diesel mit 120 PS nun 5,3 Liter Diesel, ein Minus von 0,8 Liter. Der Preis liegt bei 24.000 Euro und auch hier soll es im Laufe des Jahres noch ein Start&Stopp-Modell geben.
Verbrauchsarmes Fahren ist allerdings nicht allein vom Auto abhängig - sondern maßgeblich auch vom Autofahrer. Den will Fiat per Software und Internet Community zur Sparsamkeit erziehen. Wer will, kann sich das zusammen mit Microsoft entwickelte Analyseprogrammm "eco:Drive" von der Fiat Homepage saugen und auf einen USB-Stick kopieren. Den steckt man dann in den optional erhältlichen Blue&Me-Anschluss seines Fiat 500, Grande Punto, Bravo, Croma oder Qubo. Die Software analysiert die persönliche Fahrweise vor allem unter Verbrauchsaspekten und gibt am heimischen PC dann detaillierte Tipps für eine umweltschonende Fahrweise.
Die Datenauswertung geschieht online und über den Umweg eines Fiat-Servers. Laut Fiat werden die Daten dabei anonymisiert - dennoch werden sich die Ingenieure des Herstellers freuen: Besser kennenlernen können sie die statistische Fahrweise ihrer Kunden wohl kaum. In einer eigenen Online Community können die eco:Driver zudem ihre Erfahrungen und Benzinspar-Tipps untereinander austauschen, um - so Fiat ganz Web 2.0 - "den Schutz der Umwelt als gemeinschaftliche Herausforderung anzunehmen".
Integrierte Lösung
Mit im frisch geschnürten Umwelt-Paket der Italiener ist auch "Natural Power". Früher nannte man das "Erdgasantrieb". Und auch da gehörte Fiat schon zu den größten Herstellern von CNG-Fahrzeugen. Anders als mancher Konkurrent klatschen die Italiener jedoch nicht einfach einen Erdgastank an die Stelle des ausgebauten Reserverades und wechselt ein paar Dichtungen und Schläuche aus.
Bei den serienmäßigen Gas-Varianten von Panda, Grande Punto oder Doblo sind die Motoren extra für den Betrieb mit Erdgas und Benzin ausgelegt. Die Tanks sind crash- und beschädigungssicher montiert und Teil der Fahrzeugstruktur. Das Umschalten der Betriebsart geschieht wie üblich über einen Knopf am Armaturenbrett. Die Leistung im Gas-Betrieb liegt nur wenig unter der beim Einsatz von Benzin: Der 1,4-Liter Grande Punto etwa kommt mit Benzin auf 77 PS, mit Gas auf 70 PS. Merkbar wird das allerdings allenfalls beim Überholen oder Beschleunigen auf der Autobahn.
Und im Gelbeutel: Nach wie vor sparen Erdgasautos bis zu 50% pro 100 Kilometer. Das ist dann auch Ökologie für den Geldbeutel.
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