Jeder kennt die Meldungen von älteren Autofahrern, die gegen Hauswände krachen, Ampeln übersehen und so weiter. Fakt ist aber, dass ältere Autofahrer weniger Unfälle verursachen als jüngere. Nur 14 Prozent der Personengruppe über 65 Jahren sind an Unfällen mit Personenschäden beteiligt. Allerdings steigt ab 70 Jahren dann das Crash-Risiko wieder.
Fakt ist aber auch, dass im Alter Reaktionsfähigkeit, Beweglichkeit und oft auch die Sehkraft nachlassen. Dennoch nehmen die Herausforderungen im täglichen Verkehr immer mehr zu. Demographische Schätzungen gehen davon aus, dass in den nächsten drei Jahren mehr als ein Drittel aller Autofahrer über 60 Jahre alt sein wird. Dort können Assistenzsysteme unterstützend eingreifen.
Geeignete Technologien waren auch zentrales Thema bei der Konferenz "Aging, Mobility and Quality of Life", die auf dem Campus der University of Michigan in den USA veranstaltet wurde. Renommierte Institute, wie das "Massachusetts Institute of Technology" (Cambridge USA) oder die Uni von Newcastle (Großbritannien) haben Untersuchungen durchgeführt, wie sich Senioren im Verkehr verhalten und welche Assistenzsysteme wirklich etwas nützen.
Für knapp ein Viertel der älteren Autofahrer ist eine gute Sicht in der Dunkelheit am wichtigsten. Insofern sind moderne Lichtsysteme, wie das maskierte Fernlicht, das das Aufblendlicht beibehält, aber Hindernisse und entgegenkommenden Verkehr ausblendet, sehr beliebt. Diese Technologie hat auch schon die Kompaktklasse erreicht: Beim neuen Golf kostet dieses erhellende Assistenzsystem 465 Euro.
Stressfaktor Einfädeln
Beim Navigieren durch unbekanntes Terrain sind auch Navigationssysteme eine große Hilfe. Sie nehmen viel Stress vom Autofahrer, indem sie ihm zuverlässig den Weg weisen. Hersteller, wie BMW tüfteln bereits an Lotsen, die frühzeitig auf Geschwindigkeitsbegrenzungen hinweisen. Bei der Untersuchung der Uni Newcastle fiel auf, dass die älteren Autolenker oft in geschwindigkeitsreduzierten Zonen zu schnell fuhren. Eine denkbare Weiterentwicklung der vorausschauenden Navigationssysteme wäre eine Warnung vor besonders gefahrenträchtigen Stellen, wie enge Kurven.
Stress verursacht bei den älteren Verkehrsteilnehmern auch das Einfädeln in den laufenden Verkehr. Schließlich lässt mit zunehmendem Alter auch die Beweglichkeit nach und der Schulterblick fällt nicht mehr so leicht. Aus diesem Grund empfanden die Probanden den Spurwechselassistenten als hilfreich. Ähnliches gilt für die Rückfahrkamera und Parksensoren, die beim Zurücksetzen das Umfeld abtasten beziehungsweise anzeigen. Ein wichtiger Baustein zur Unfallvermeidung ist natürlich auch der Notbremsassistent. Allerdings wird es wohl noch etwas dauern, bis die leistungsfähigen Systeme, die selbständig eine Vollbremsung hinlegen, in den unteren Klassen Einzug halten.
Allerdings ist der Einsatz der Assistenzsysteme auch ein zweischneidiges Schwert: Bei zu vielen akustischen und blinkenden Anzeigen fühlen sich manche Senioren eher gestört. Ebenso wie durch dauernde Telefonanrufe.
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