Es ist halb acht Uhr morgens. Die ersten Passagier- und Frachtmaschinen sind bereits vom Düsseldorfer Flughafen gestartet oder auf ihm gelandet. Völlig unbeeindruckt von Wind und Wetter findet dennoch jeden Morgen um diese Uhrzeit eine Parade auf einem kleinen Abschnitt des insgesamt 758.647 Quadratmeter großen Vorfelds statt. Doch obwohl auch Hörner und schicke Uniformen auszumachen sind, dient dieser Aufmarsch keinem festlichen Akt. Er stellt den offiziellen Wachwechsel der Flughafen Feuerwehr des größten Flughafens in Nordrhein-Westfalen dar. Die Funktionsüberprüfung sämtlicher Gerätschaften steht dabei im Vordergrund.
Dazu zählt auch das berühmte Roten Telefon der Fluglotsen, durch dessen bloßes Abheben der Tower einen Großalarm auslösen könnte. Warum dem so ist, erklärt Thomas Jeziorek, seit dem 1. September 2000 Leiter der Flughafenfeuerwehr: "Vom Klingeln des Telefons in unserer Zentrale bis zum Eintreffen des Löschzugs am Brandherd mit Wasser am Rohr dürfen maximal 180 Sekunden vergehen. Wenn wir nicht sofort Alarm auslösen würden, würden wir wertvolle Zeit verschenken."
Genauer gesagt sind nach nur knapp 30 Sekunden die Feuerwehrfahrzeuge von den bereits umgezogenen Feuerwehrmännern besetzt. Ob sie wenige Sekunden zuvor noch am Schreibtisch saßen, im Fitnessraum trainierten oder im Ruheraum waren, spielt dabei keine Rolle. "Wer Feuerwehrmann ist, der hat sich sein Hobby zum Beruf gemacht. Denn ohne von der Sache an sich überzeugt zu sein, hält niemand der Belastung einer 24-Stundenschicht lange stand. Der Beruf des Feuerwehrmanns ist mehr eine Berufung als ein Beruf", schwärmt der oberste Feuerwehrmann des Flughafens.
Dafür, dass sie nicht nur schnell am potenziellen Brandherd ankommen, sondern vor Ort auch für alles perfekt gerüstet sind, sorgen unter anderem seit März dieses Jahres drei "Panther" des Herstellers Rosenbauer. Die jeweils 45 Tonnen schweren, über zwölf Meter langen und drei Meter breiten hochmodernen Flughafen-Feuerwehrfahrzeuge sind jeweils mit 12.500 Litern Wasser, 1.500 Litern Löschschaum und 500 Kilogramm Löschpulver ausgestattet.
Von dem etwas ungelenken und schwerfälligen Äußeren der drei Panther sollte sich niemand täuschen lassen
Das liest sich zwar gewaltig - allerdings ist das Wasser nach gut zwei Minuten verbraucht. Der Wasserwerfer auf dem Dach, der per Joystick aus der drei Mann fassenden Fahrerkabine gesteuert werden kann, schießt mit zwölf bar 6.500 Liter pro Minute bis zu 90 Meter weit. In 160-Liter-Badewannen umgerechnet entspräche dies 40 Füllungen pro Minute. Bei einer Notlandung rasen daher drei Großflughafen-Löschfahrzeugen, zwei Panther und ein Panther-HRET mit insgesamt 37.500 Litern Wasser, 4.500 Litern Schaummittel und 1.000 Kilogramm Löschpulver zum Unfallort.
Passiert ist solch ein Ernstfall seit fast neun Jahren nicht mehr: "Anfang 2005 rutschte damals ein Fracht-Jumbo über die Landebahn hinweg, wobei zwei Triebwerke Feuer fingen. Wir haben die Situation trotz der sehr schlechten Sichtverhältnisse schnell unter Kontrolle gehabt und konnten die Besatzung vollständig und unverletzt von Bord holen", erinnert sich Jeziorek.
Von dem etwas ungelenken und schwerfälligen Äußeren der drei Panther sollte sich niemand täuschen lassen. Auch wenn die acht angetriebenen Räder fast einen halben Meter breit sind, treiben insgesamt 1.266 PS aus zwei großen Dieselmotoren einen Panther 8x8 in unter 20 Sekunden aus dem Stand bis Tempo 80. Die Höchstgeschwindigkeit des auch mit einer Wärmebildkamera ausgestatteten Feuerwehrfahrzeugs beträgt 135 Kilometer pro Stunde.
Auf dem Flughafengelände befinden sich 28.000 Brandmelder, von denen jeder einen Großalarm auslösen kann
Und das ist auch notwendig, damit gemäß den internationalen Vorgaben jeder Punkt des Bahnsystems innerhalb von höchsten drei Minuten erreicht wird. Da dies mit nur einer Feuerwache nicht gewährleistet werden kann, wurde eine zweite Wache installiert. "An einem normalen Arbeitstag haben wir 29 Feuerwehrmänner in der Hauptwache und sechs in der anderen Wache stationiert", sagt Jeziorek. Der Begriff Feuerwehrmänner ist dabei keinesfalls diskriminierend gemeint: Von den 149 Beschäftigten sind genau 149 Männer. "Die einzige Frau, die wir bei uns haben, ist unsere Sekretärin", gibt Jeziorek zu.
Doch der gelernte Sicherheitstechniker ist nicht nur für die Brandbekämpfung auf den beiden bis zu 3.000 Meter langen Start- und Landebahnen zuständig. Auf dem über sechs Quadratkilometer großen Flughafengelände befinden sich 28.000 Brandmelder, von denen jeder einen Großalarm auslösen kann. Vor allem das 400 Meter lange und 90 Meter breite Terminalgebäude, das pro Jahr von fast 21 Millionen Passagiere genutzt wird, steht im Fokus der Feuerwehr.
Neben den Fluggästen muss die Feuerwehr auch noch für die Sicherheit der insgesamt 19.700 Beschäftigten des Flughafens sorgen, die unter anderem in 70 Geschäften sowie 40 Restaurants, Bars und Cafés arbeiten. Für den ersten Kampf gegen ein aufkeimendes Feuer stehen 3.500 Feuerlöscher aller Größen zur Verfügung. Sollte es jedoch zu einem Großeinsatz kommen, kann der zweifache Familienvater auf 28 Fahrzeuge, fünf Abrollbehälter und einen Lichtmastanhänger zurückgreifen.
Wer jetzt glaubt, dasswegen des am Düsseldorfer Flughafen herrschenden Nachtflugverbots, das im Kern Starts und Landungen zwischen fünf und 24 Uhr verbietet, nächtens keine Gefahren lauern, der irrt. In der Nacht werden unter anderem Wartungsarbeiten an Flugzeugen und im Terminalbereich vorgenommen. "Der Flughafen schläft nie", sinniert Thomas Jeziorek mit Blick aus seinem Büro-Panoramafenster auf das Vorfeld.
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