Vergleicht man es mit dem üblichen Höllenritt durch die Automobilausstellung in Frankfurt, dann ist der Automobilsalon im spanischen Barcelona fast schon so etwas wie eine Wellness-Veranstaltung: Die Zahl der Ausstellungshallen ist ebenso überschaubar wie die der Aussteller oder der wirklich neu vorgestellten Fahrzeuge. Und dennoch gewinnt die alle zwei Jahre mitten in der catalanischen Großstadt veranstaltete Show vor allem für Südeuropa zunehmend an Bedeutung.
Gut, mit der Limousinenversion des Hyundai i40 und ein paar neuen Motorisierungen beim heimischen Autobauer Seat ist die sehr überschaubare Zahl der Weltpremieren schon aufgezählt. Und mit dem neuen VW Beetle, dem im spanischen Seatwerk Martorell gebauten Audi Q3 und dem Hyundai Elantra die der nicht zahlreicheren Europapremieren ebenso.
Aber Motorjournalisten neigen - was Messen betrifft - zu dem egozentrischen Glauben, nur das zähle, was mit spektakulären Neuheiten aufwarten könne. Ähnlich zum Beispiel bei der AMI in Leipzig wird dann gerne übersehen: Es sind nicht nur Journalisten, die durch die Hallen schlendern - es ist vor allem das ganz normale Publikum. Die Autofans und potenziellen -käufer, die nicht mal eben zum Jahresanfang nach Detroit oder wenigstens Anfang März an den Genfer See düsen können, um sich die da noch taufrischen Neuheiten anzusehen. Für den spanischen Autokäufer ist deshalb jede der 25 Spanienpremiere auf den Salon in Barcelona eine Weltpremiere.
Entsprechend groß ist der Publikumsandrang bei der Publikumsmesse an der Plaza España mitten in Barcelona denn auch - rund eine Million Besucher strömen durch die Messehallen. Und der Umstand, dass der Salon dieses Jahr zum 36. Mal stattfindet, spricht auch für sich. Im Krisenjahr 2009 war die Show um ein Haar ausfallen - wegen knapper Kassen bei den Autoherstellern. Aber auch die Shows zum Beispiel in Detroit oder anderswo hatten damals nicht unbedingt den ansonsten üblichen Volksfest-Charakter.
Immerhin sind es in diesem Jahr wieder 37 Aussteller, die vom 14.bis zum 22. Mai im Motjuïc Exhibition Centre rund um Parkanlagen und Springbrunnen vertreten sind. Da passt es gut, dass während der Messe auf dem Circuit de Catalunya gleich nebenan auch die Formel 1 für den entsprechenden Soundtrack sorgt.
Einen besonderen Stellenwert haben in diesem Jahr mit einem eigenen Pavillon zum ersten Mal die Elektro- und Hybridautos in Barcelona bekommen. Dort präsentiert ein knappes Dutzend Aussteller nicht nur die verschiedenen Technologien, sondern auch die Historie dieser Antriebe seit über 120 Jahren und die Theorie und Praxis, wie sie funktionieren. So steht in Barcelona zum Beispiel der "James Contente", das erste Elektroauto, das bestückt mit zwei Elektromotoren die Grenze von 100 km/h durchbrochen hat - im Jahre 1899 und fünf Jahre, bevor ihm das die erste Benzinkutsche nachmachen konnte.
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