Kurz & bündig
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[+] Günstiger Preis, gute Serienausstattung, gute Platzverhältnisse, ordentliche Verarbeitung, solide Materialien im Innenraum, gut zugänglicher Kofferraum |
[-] Kein Euro 4, kein Partikelfilter, magere Sicherheitsausstattung, schlechte Kopfstützen, schwache Heizung, nur zwei Sterne im Crashtest |
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Der koreanische MPV (Multi Purpose Vehicle) erfreut sich seit Jahren guter Verkaufszahlen - und ist genau das richtige für kinderreiche Familien oder Kinder mit einem großen Freundeskreis. Die Bestbesetzung im Carnival ist die 2,9 CRDi-Variante in der EX-Ausstattung. Bereits das Outfit des Kia Carnival wirkt trotz seiner üppigen Dimensionen gefällig. Das Design ist klar und gelungen. Große Glasflächen, weit öffnende Türen und eine großzügig dimensionierte Heckklappe sind charakteristisch für den Familienvan. Seit der Modellpflege gibt es leicht modifizierte Leuchteneinheiten und eine größere Heckscheibe. Serienmäßig verfügt der Carnival über zwei große Schiebetüren – das ermöglicht in jeder Lage für jung und alt einen bequemen Einstieg. Gut: Die Laufschienen der Schiebetüren sind nahezu unsichtbar im Rahmen der hinteren Heckfenster versteckt.
Die große Stärke des Carnival ist das große Platzangebot. Das merkt auch die junge Fahrgemeinschaft in Richtung Legoland schnell. Bis zu sieben Personen haben in dem Fronttriebler Platz – heute sind immerhin sechs an Bord. Das Platzangebot braucht keinen Vergleich zur Konkurrenz zu scheuen. Besonders bequem geht es auf den beiden Einzelsitzen in der zweiten Reihe zu. Das Sondermodell "Skyline" bietet zudem Armlehnen und Teilledersitze in gefälliger Hell-dunkel-Optik. Serienmäßig sind zudem ein Klapptisch zwischen Fahrer und Beifahrer sowie Tabletts in den Rückenlehnen der Frontsitze. Die wirken jedoch alles andere als hochwertig und können kaum Gewicht tragen. Für Knabbereien oder kleine Spiele reicht es aber allemal.
Vom Kiddy-Bus zum Möbelwagen
Auch in der dritten Reihe müssen die jungen Passagiere nicht leiden. Die beiden Sitze lassen sich in Längsrichtung verschieben und stehen dicht zusammen, sodass notfalls sogar drei Personen Platz haben. Guten Gewissens kann man die dritte Reihe allerdings nur zwei Personen bis 1,70 m zumuten – sonst wird die dritte Reihe zur dritten Klasse. Wenn gewünscht lassen sich die vier Sitze einzeln ausbauen. Das könnte einfacher gehen, verlangt jedoch nicht allzu viel Mühe. Dann wird der Kia zum Großraum-Transporter. Fehlt nur die dritte Sitzbank, sind es immerhin noch 2.059 Liter. Fehlt die gesamte Fondbestuhlung, stehen für den kleinen Umzug sogar 3.321 Liter zur Verfügung.
Die Verarbeitung des Kia Carnival enttäuscht nicht - wenngleich die Kunststoff-Oberflächen auch in dieser Klasse etwas hochwertiger erstrahlen dürften. Der Carbon-Look des "Skyline-Sondermodells" will jedoch nicht so recht zu einem Van passen. Bei der Gestaltung der Schalter und Bedienelemente hätten die Kia-Designer jedoch etwas mehr Liebe zum Detail erkennen lassen können. Die Instrumente und Schalter sind übersichtlich, wirken jedoch etwas lieblos. Vorne und hinten gibt es eine Vielzahl von Ablagemöglichkeiten. Die Sitzposition ist bequem, jedoch reicht der Verstellbereich des Lenkrades nicht aus. Die elektrische Sitzverstellung ist praktisch, sollte jedoch auch auf der Beifahrerseite erhältlich sein. Zudem fehlt die bei Teilledersitzen standesgemäße Sitzheizung. Unpraktisch – aber asientypisch ist die Bedienung des Lichtschalters am Blinkerhebel.
Was Kinder wünschen
Ohne Aufpreis gibt es eine separate Heizungsregelung für den Fond. Wünschenswert, dass die jedoch auch vom Fond aus zu bedienen wäre. Meinten übrigens auch die Kinder auf dem Weg zurück vom bunten Legoland nach München. Zudem wurde der Wunsch laut, auch im Heckabteil die Musikauswahl selbst beeinflussen zu können. Andere bieten das ebenfalls - im siebensitzigen Importmodell steht das nicht einmal auf der Aufpreisliste. Wer möchte, kann seinen Familien-Kia jedoch zum Business-Modell erheben. In der Ausstattungsvariante "Executive" gibt es Navigationssystem, CD-Wechsler, beheizte Ledersitze, Autotelefon und ein komplettes DVD-Multimedia-System für den Fond aus dem Hause Sony. Hätten das die Kids gewusst: Um das Kinoprogramm und die zwei Kopfhörer wäre ein heißer Kampf entbrannt. Und den Nachmittag in Legoland hätte man sich wohl sparen können.
Einen überzeugenden Eindruck vermittelt das 2,9-Liter große Commonrail-Aggregat des Kia Carnival. Dank Pilot-Einspritzung geht der hubraumstarke Vierzylinder vom Start weg munter ans Werk und hat auch mit dem üppigen Gewicht von über 2,2 Tonnen überraschend leichtes Spiel. Erfreulich: Bereits bei 2.000 U/min steht ein Drehmoment von 310 Nm zur Verfügung. Die Fahrleistungen sind dementsprechend. 0 – 100 km/h in betulichen 15,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gemessenen 175 km/h. Das serienmäßige Fünfgang-Getriebe ist gut abgestuft und so bereitet des durchaus Fahrspaß, im Carnival unterwegs zu sein. Allerdings stören die Nick- und Wankbewegungen der Karosserie. Trotzdem kann der Kia in der Motorenwertung mächtig punkten. Etwas standfester könnten sich jedoch die Bremsen präsentieren. Bei starken Wiederholungsbremsungen lässt die Verzögerungswirkung merklich nach. Nachteil: Hinten bremst der familiäre Kia noch mit betagter Trommeltechnik.
Im Praxistest verbrauchte der Carnival 2.9 CRDi durchschnittlich 8,8 Liter Diesel. Weniger gut sieht es beim Umweltschutz aus. Der Kia ist auch mittelfristig mit keinem Partikelfilter zu bekommen. An eine Euro-4-Abgasnorm ist beim drehfreudigen Selbstzünder daher nicht zu denken.
Schlecht im Crash
Zum Erfolg des Kia Carnival trägt insbesondere das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis bei. Der Carnival 2.9 CRDi EX kostet 25.590 Euro. Das Einstiegsmodell mit 2,5-Liter großem Vierzylinder ist bereits ab 22.740 zu bekommen. In der EX-Ausstattungsvariante bietet der Siebensitzer unter anderem Klimaautomatik, elektrischen Fahrersitz, Regen- und Lichtsensor sowie Nebelscheinwerfer. Das Sondermodell "Skyline" bietet neben Carbon-Look unter anderem eine Teillederausstattung.
Weniger komplett sieht es in Sachen Sicherheit aus: Erst jüngst schnitt der Kia Carnival beim ADAC-Crashtest besonders schlecht ab. Die Sicherheitsausstattung umfasst lediglich Frontairbags, Gurtstraffer, ABS, Isofix-Vorrichtungen und Nebellampen. Schlechter ist in der Klasse niemand. Weder Seiten- noch Kopfairbags oder ESP sind zu bekommen. Ein deutlicher Wettbewerbsnachteil gegen die hier zumeist üppig ausgestattete Konkurrenz. Die Aufpreisliste ist kia-typisch kurz. Allein ein elektrisches Schiebedach (650 Euro), Teilledersitze (1.380 Euro) und eine Vier-Stufen-Automatik (1.480 Euro) sind zu bekommen.
Wie entsteht ein Praxistest? Das erfahren Sie hier
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