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Unser Autor: Stefan Grundhoff

New Yorker Taxis  Weltspiegel: New York Taxi

Alles wie gehabt



Manhattan ohne seine gelben Taxiameisen? Undenkbar. An sich sollte ab diesem Jahr dennoch alles anders werden. Doch die New Yorker steigen nach wie vor in die heruntergerockten Crown Victorias.

 
 New York Taxis
   
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In tausenden von Filmen, TV-Serien oder auch dem eigenen Urlauben spielt es eine niemals unwichtige Nebenrolle: das New York Taxi. Seit je her in kraftvollem Gelb gehalten, ist es das wohl bekannteste Taxi der Welt. Wer Taxi hört, der denkt nur in zweiter Linie an die roten oder schwarzen London Cabs, die zerbeulten Peugeot-Taxis an der Seine oder die elfenbeinfarbenen Daimler in deutschen Landen.

Ohne Taxi kommen in New York nur Präsidenten und Staatsoberhäupter aus. Alle anderen nutzen das legendäre New York Cab. Seitdem Checker und Chevrolet Caprice das Zeitliche gesegnet haben, gibt der Ford Crown Victoria den Ton an. Der Crown Vic gehört zu New York wie Yankees, Freiheitsstatue und Central Park. Laut der TLC, verantwortlich für die Taxilizenzen in New York, sind dort jeden Tag mehr als 600.000 Menschen in einem Taxi unterwegs.

Doch all das sollte anders werden. New York, seit dem Amtsantritt von Bürgermeister Michael Blomberg im Jahre 2002 mehr denn je um ein grünes Image bemüht, wollte die ebenso großen wie durstigen Victorias von den Straßen verdrängen. Bei der Ausschreibung versuchten einige der renommiertesten Autohersteller der Welt den Zuschlag zu bekommen, um die Taxiflotte imageträchtig zu bestücken. Zur Überraschung vieler gewann Nissan den Alleinauftrag für "Taxi of Tomorrow" - und nicht nur den lokalen Taxifahrern fuhr der Schreck in die Glieder.

Taxifahrer Hameed Naeen: "Der Nissan soll sparsam sein. Ein Vierzylinder, der mehr als 20 Meilen pro Gallone schafft. Doch wieso gibt es keinen Hybrid?" Driss Diouri, seit Jahren am Lenkrad seines verbeulten Crown Vic, sieht das nicht anders. "Dieselkraftstoff ist hier zwar teuer, aber die Autos sind unglaublich sparsam. Wieso jetzt ein normaler Benziner?"

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Denn an die Unverwüstlichkeit der Ford Crown Victorias kam niemand heran
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Auf die Crown Vics, bekannt für Unverwüstlichkeit und günstige Reparaturkosten, wollte niemand verzichten. "Ich habe extra vorher noch einmal zugeschlagen und mir noch einen Escape Hybrid gekauft", grummelt Taxifahrer Hameed Naeen. Mehr als zehn Jahre fährt er bereits in New York Taxi - bevorzugt in Manhattan. "Klar weiß ich, dass der Escape im Fond für die Fahrgäste unkomfortabel ist und man keinen richtigen Platz hat", räumt der gebürtige Inder ein, "vorne ist es für mich nicht viel luxuriöser. Doch der Fahrersitz ist besser als beim Crown Vic und ich spare am Tag 25 bis 30 Dollar Kraftstoff."

Wer durch die Straßen der niemals schlafenden Stadt schlendert, der wird aktuell denn auch kaum Vertreter der neuen Taxi-Generation von Nissan erblicken. Zerbeulte Crown Vics wohin das Auge blickt. Seit die große Limousine für Armee, Taxidienste und Polizei nicht mehr gebaut wird, mischen sich immer mehr Ford C-Max Hybrid unter die Armee der Gelblinge. Bereits in den vergangenen zehn Jahren hatten einzelne Taxiunternehmen immer wieder Toyota Camry Hybrid, den Toyota Sienna, VW Jetta Diesel oder Ford Escape Hybrid in den harten Alltagsdienst geschickt.

Das Problem blieb die Qualität. Denn an die Unverwüstlichkeit der Ford Crown Victorias kam niemand heran. Hybridsysteme gaben den Geist auf, Federungen brachen auf den zerborstenen Straßen von New York und Passagiere monierten das schlechte Platzangebot. Der Toyota Prius fiel bei seinen Taxieinsätzen glatt durch. "Die Qualität war für den harten Alltagsgebraucht einfach zu schlecht", sagt Taxifahrer Driss Diouri, "Sitze, Fahrwerk und die ganze Innenausstattung waren einfach überfordert. Daher sind die Taxifahrer wieder umgestiegen."

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Die Zahl der neuen Nissan-Taxis ist angesichts der gigantischen Ford-Armada überschaubar
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Im vergangenen Oktober schob der New York Supreme Court der alleinigen Taxivergabe an Nissan denn auch einen Riegel vor. Der hochbeinige NV 200, auch in Deutschland als Kleinlieferwagen zu bekommen, ist daher auf den Straßen von New York nur in homöopathischen Dosen zu erblicken. Erste Nissan NV 200 Taxis sind an lokalen Händler ausgeliefert worden. Doch ihre Zahl ist angesichts der gigantischen Ford-Armada überschaubar.

Das New York Taxi of Tomorrow basiert technisch auf einem 4,40 Meter langen Stadtlieferwagen, dem Nissan NV 200. Es soll auf überschaubar kleinem Raum viel Platz im Innern bieten. Das Platzangebot im Nissan, der von einem zwei Liter großen Vierzylinder-Benziner angetrieben wird, ist denn auch geradezu üppig. Zudem gibt es Stromanschluss, zwei USB-Ports, Beleuchtung für Passagiere und Fußraum sowie mehr Gepäckraum als die bisherigen Modelle. Touristen werden sich über das 15-Zoll-Entertainmentsystem, die getrennte Klimaregelung oder das Panoramadach freuen.

Wer sich Türen, Sitze und Fahrwerk anschaut, der hat Zweifel daran, dass die Nissan-Taxis die maroden Straßen von Big Apple ein paar Jahre ohne größere Blessuren überstehen können. Der Nissan NV 200 kostet in der New Yorker Taxiedition knapp 30.000 Dollar und verfügt über eine Garantie von 150.000 Meilen für den Antrieb. Ist der NV 200 anfangs nur mit einem Vierzylindertriebwerk geplant, so gibt es bereits konkrete Überlegungen für den Einsatz von Elektrofahrzeugen.

Doch da gibt es die gleichen Probleme wie bei Stromern üblich. Zum einen ist die Reichweite aktuell nicht ausreichend und zum anderen verdient ein Taxi nur Geld, wenn es rollt - insbesondere in New York. "Ladezeiten, die länger als ein normaler Tankvorgang dauern, sind daher ein Witz", klagt Driss Douri. Die Crown Vics werden daher wohl noch ein paar Jahre in New York Transportmittel und Fotomotiv bleiben.

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Fotos: Hersteller New Yorker Taxis http://goo.gl/FKm8yw
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