Mit aller Macht will der schwankende Riese General Motors zeigen, dass er die Zeichen der Zukunft verstanden hat. Mehr als jeder andere Hersteller weltweit propagiert GM eine elektrische Automobil-Zukunft. Während mit dem Chevrolet Tahoe und dem GMC Yukon die ersten Hybridmodelle in den Handel gehen, soll der erfolgreiche Mittelklasse-SUV Chevrolet Equinox als Brennstoffzellenfahrzeug für eine besonders saubere Zukunft stehen.
Die USA und General Motors sind zwar weit davon entfernt, nur noch auf alternative Antriebe zu setzen. Doch es tut sich was bei dem US-Auto-Riesen. In den nächsten Jahren sollen bei den Serienfahrzeugen eine Reihe von verschiedenen alternativen Antriebsmöglichkeiten auf den Markt kommen.
Nach den mächtigen Sport-Utilitiy-Vehicle Tahoe und Yukon werden im Sommer der exklusive Cadillac Escalade und der Volumen-Pick-Up Silverado zur Öko-Umrüstung fällig. Alle sind dann auf Wunsch mit einem Two-Mode-Hybrid-Modul zu bekommen, das den Fahrspaß heben und den Kraftstoffverbrauch im Citybetrieb in erträgliche Bahnen lenken soll.
110 Fahrzeuge im Test
Wem das noch nicht reicht, der kann mit dem Chevrolet Equinox bereits jetzt in eine saubere Automobilzukunft eintauchen – zumindest für drei Monate.
Während der Mittelklasse-SUV in den USA normalerweise mit einem 3,4 Liter großen Sechszylinder im gewöhnlichen Benzinbetrieb unterwegs ist, sieht das bei der Fuel-Cell-Testflotte ganz anders aus. Nach den Schrittmachern Mercedes-Benz und Ford zieht es nun auch General Motors in die breite Kundenerprobung von Brennstoffzellenfahrzeugen. Das Projekt "Driveway", das im März beginnen soll, gilt bisher weltweit als die größte Markterprobung für Brennstoffzellenautos.
"Wir werden zeitnah über 100 Fahrzeuge des Chevrolet Equinox Fuel Cell an Testkunden ausliefern", sagt Programm-Manager Mark Bann. "Jeder der ausgewählten Kunden bekommt das Fahrzeug drei Monate ausgiebig zu testen."
Bereits seit Ende vergangenen Jahres können sich Interessierte über das Internet bewerben. "Die Nachfrage ist unbeschreiblich groß", sagt Bann. "Nicht nur weil die Testphase mit keinerlei Kosten verbunden ist. Wir wollen mit dem Test Informationen über den Serieneinsatz bekommen. Das können wir am Besten mit einem solchen Praxistest."
320 km Reichweite
Von außen deutet kaum etwas auf den sauberen Brennstoffzellenantrieb des Equinox Fuel Cell hin. Allein die Front des 4,80 Meter langen und zwei Tonnen schweren SUV, der nur als Fronttriebler zu bekommen ist, wurde leicht modifiziert und mit zusätzlichen Kühleinlässen versehen. Im Vergleich zu den Modellen der ersten Generation wie dem Technologieträger Chevrolet Sequel kann der neue Equinox auch bei Temperaturen bis minus 25 Grad Celsius gestartet werden.
Hinter den beiden Einzelsitzen im Fond befinden sich unfallsicher untergebracht die drei Wasserstofftanks. Versehen mit einem Druck von bis zu 700 bar fassen sie 4,2 Kilogramm Wasserstoff. Zwar verliert der Wagen durch zusätzliches Gewicht und Zusatztanks den fünften Sitzplatz und ein Drittel seines Kofferraums - doch die Alltagstauglichkeit ist bei einer Reichweite von 320 Kilometern in jedem Fall gegeben.
Zumindest wenn man in erreichbarer Nähe einer Wasserstoffzapfsäule wohnt. Die sind in den USA ähnlich rar gesät wie in Deutschland. Ein paar davon gibt es in Detroit, New York, Washington, San Francisco und Los Angeles. Bis das Projekt zum Sommer/Herbst voll läuft, müssen jedoch einige noch auf die nötige 700-bar-Technik ungestellt werden, weil sie derzeit nur 350 bar liefern.
Leisetreter
Im Fahrbetrieb unterscheidet sich der Equinox Fuel Cell deutlich von seinem benzingetriebenen Bruder und dem kanadisch-asiatischen Zwilling Suzuki XL-7. Nach ein paar Gedenksekunden am Lenkrad ist der Elektromotor hochgefahren und es kann los gehen. Die Ohren hören nie mehr als die Abrollgeräusche der Reifen. Nahezu lautlos beschleunigt der Fuel-Cell-SUV auf 60 Kilometer pro Stunde. Die Rückmeldung von Gaspedal und Lenkung erscheint dabei noch allzu künstlich. Man muss sich daran gewöhnen.
Wie sollte es anders sein: Der Equinox macht auf familiären Cruiser. Die zwei Tonnen Leergewicht lassen den Wagen etwas träge erscheinen. Die Kombination aus Brennstoffzelle und Elektromotor stellt maximal 93 Kilowatt und 320 Nm Drehmoment zur Verfügung. Weitere 35 kW kommen vom Akku-Pack, der von einem regenerativen Bremssystem versorgt wird. Im Dauerbetrieb ist der Wagen mit 74 kW unterwegs, das sind umgerechnet rund 100 PS.
So hält sich auch das Spurtpotenzial von 0 auf 100 km/h mit zwölf Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h im Rahmen. In der ersten Phase sind die 110 Erprobungs-Modelle nur in Nordamerika unterwegs. Mittelfristig sollen jedoch auch Fahrzeuge nach Europa und Asien kommen, um die Alltagstauglichkeit dort zu testen.
|