Ben Kingsleys Frage am Anfang des Werbeclips hat schon etwas Philosophisches: "Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass die Bösewichte in Hollywood-Filmen Briten sind?". Ehe man über die Antwort sinnieren kann, feuert schon ein weiterer "Böser Junge", Mark Strong, in einem Jaguar F-Type Coupé durch London und trifft auf Tom Hiddleston, der in den Abenteuern des Marvel-Helden Thor den bösen Stiefbruder Loki spielt. Bei dieser Starbesetzung war klar, dass mit Tom Hooper ("Elizabeth I", "The King's Speech") ein Meister seines Fachs Regie führte.
Angesichts dieser Besetzung ist nicht verwunderlich, dass der einminütige Spot mehrere Millionen Euro verschlang. Die Ausstrahlung beim Super Bowl kostet noch einmal rund sechs Millionen obendrauf. Wenn man aber bedenkt, dass 100-Millionen-US-Amerikaner wie gebannt vor dem Bildschirm kleben, ergibt die Investition durchaus Sinn. Mittlerweile sind die Werbespots, die während der vielen Spielunterbrechungen ausgestrahlt werden, Kult. Auch andere Automobilhersteller springen auf den imageträchtigen Zug auf.
Volkswagen landete vor drei Jahren mit dem Mini-Darth-Vader, der vermeintlich einen Passat zum Leuchten bringt einen echten Scoop. Dieses Jahr nehmen die Wolfsburger sich selbst auf die Schippe und zeigen was passiert, wenn jeder deutsche Ingenieur Flügel bekäme, sobald ein VW die 100.000 Meilen-Marke knackt (ca. 160.000 Kilometer). Daraus resultieren allerlei kuriose Verwicklungen.
Anders agiert da schon Kia. Die Koreaner holten Lawrence Fishburn in seiner Rolle des Morpheus aus der coolen "Matrix"-Trilogie vor die Kamera. Es geht um die neue Definition von Luxus und den Kia 900. Schließlich intoniert der Protagonist noch "Nessun Dorma" aus Giacomo Puccinis Oper Turandot und nimmt der Werbung damit etwas Verve. Toyota lässt immerhin Kermit und die Muppets den SUV Highlander anpreisen.
Mercedes-Benz hält seine Karten noch bedeckt, wird aber wieder einen aufwendig produzierten Clip in den Ring werfen. Im vergangenen Jahr engagierten die Schwaben den R 'n' B-Musiker Usher, die Model-Schauspielerin Kate Upton und Hollywood-Star William Dafoe, um den Mercedes-Benz CLA angemessen filmisch in Szene zu setzen. Chevrolet spielt mit seinem Spot, in dem der Pickup-Truck Silverado ein moderner Cowboy und eine Rinderherde die Hauptrollen spielen die traditionelle Karte aus.
Audi dagegen setzt dieses Jahr nicht ganz auf die geballte Star-Power und erzählt eine Parabel rund um das Ergebnis einer missglückten Kreuzung zwischen einem Dobermann und einem kleinen Hund. Heraus kommen ein sogenannter "Doberhuahua" und die Botschaft, dass die Ingolstädter beim Autobau keine Kompromisse eingehen. Konventioneller sind da schon die Werbungen für den GMC SUV Yukon Hybrid und den Hyundai Elantra. Dodge huldigt in seinem Spot für den RAM Pick Up seine haupsächliche Kundschaft: die Farmer.
Doch die Werbeclips sind eine Sache, der Bohei rund um das Finale, das in New Jersey nahe New Yotk stattfindet, ein anderer. Jaguar hat schon im Sommer den jungen und großflächig tätowierten Spielmacher der San Francisco 49ers als Werbeträger verpflichtet. Bei den anderen Autobauern wird es rund um das Finale zwischen den Denver Broncos und den Seattle Seahawks ähnlich hoch bei den Veranstaltungen hergehen. Die Stars werden sich auf den Partys rund um das MetLife-Stadion, in dem das Spiel stattfindet, reihenweise im Blitzlichtgewitter sehen lassen und natürlich auch ein paar lobende Worte über den Gastgeber in die bereitgehaltenen Mikrofone sprechen.
Aber das Ticket zu den begehrten Werbepausen zu lösen, genügt nicht. Um Aufmerksamkeit zu erzeugen, muss der Clip schon besonders kreativ sein. Schließlich geben sich alle Werber Mühe. Sei es Coca Cola oder H&M mit David Beckham. Wenn man es aber übertreibt und die Konkurrenz zu sehr auf die Schippe nimmt, droht das Fallbeil des Zensors. Der Sprudel-Selbermach-Hersteller Sodastream nahm per Scarlett Johannson mit Coca Cola und Pepsi zwei der wichtigsten Werbepartner der Super Bowl aufs Korn - und wurde zunächst aus dem Programm verbannt.
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