Der eine lockt mit modernster Technik – der andere ist vor allem teuer: In Deutschland wird der X6 Hybrid für gigantische 102.900 Euro angeboten. Das sind knapp 40.000 Euro mehr als das 286 PS starke Dieseltopmodell X6 35d und über 25.000 Euro mehr als der BMW X6 50i, auf dem er technisch basiert. In den USA geht der X6 Hybrid bereits am 5. Dezember an den Start - in Deutschland wird er erst ab Mitte April angeboten. Doch bei diesem gigantischen Aufpreis dürften sich die Nachfragen auf beiden Seiten des Atlantiks arg im Rahmen halten.
Im Gegensatz zum 7er Hybrid der Bayern verfügt der X6 über keine modernen Lithium-Ionen-Akkus. Stattdessen stecken im Heck des SUV Nickel-Metall-Hydrid-Zellen, die rund 200 Kilogramm mehr Gewicht auf die Waage bringen, mehr Platz brauchen und beim Energietransfer obendrein noch eine ganze Ecke langsamer sind. Allerdings ist das nach dem derzeitigen Stand der Technik die einzige Möglichkeit, zumindest auf kurzen Strecken rein elektrisch fahren zu können.
Für das viele Geld gibt es beim X6 Hybrid immerhin auch viel Leistung. Neben dem bekannten Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung und 300 kW/407 PS arbeiten in ihm zwei Elektromotoren. Die erzeugen 86 sowie 91 PS und sorgen für den Vortrieb bei langsamer Fahrt oder arbeiten als Booster beim Abrufen maximaler Beschleunigung.
Die Systemleistung gibt BMW mit 357 kW/485 PS und 780 Nm Drehmoment an. Damit ist der X6 Hybrid aktuell das leistungsstärkste Hybridfahrzeug der Welt. Den Spurt von 0 auf 100 km/h schafft der über 2,5 Tonnen schwere Allradler in nur 5,6 Sekunden - so schnell wie ein Porsche Panamera S. Der Durchschnittsverbrauch des X6 soll knapp unter zehn Litern pro 100 Kilometern liegen. Optisch von aussen zu erkennen ist der BMW X6 Hybrid allein durch eine bauchigere Motorhaube.
Eine kurze Strecke von bis zu 2,5 Kilometern kann er allein mit elektrischer Energie zurücklegen. Und ab 65 km/h schaltet sich automatisch der Elektromotor hinzu. Sobald man auf die Bremse tritt, arbeitet der E-Motor als Generator, der einen Teil der Schubenergie in Strom umwandelt und auf diese Weise den Akku wieder lädt.
Leuchtend Blau
Wann welcher Motor arbeitet, wie viel Strom im Akku ist und wann sich der Verbrenner zuschaltet, das sieht der Fahrer in einer Grafik, die BMW in leuchtendem Blau ins Tacho integriert hat.
Diese drei Betriebsarten so zu kombinieren, dass man tatsächlich Sprit sparen und trotzdem Spaß haben kann - das ist eine Kunst, mit der sich ein bis zu 100köpfiges Entwicklerteam von BMW und Mercedes-Benz seit mehr als zwei Jahren beschäftigt. Dabei haben sie sich deutlich mehr Zeit gelassen als ihre US-Kollegen - und die Verkaufsaussichten sind bei den avisierten Preisen auch nicht gerade rosig.
Mercedes etwa bringt seine hybride M-Klasse wegen der erwartet kläglichen Nachfrage in Europa gar nicht erst auf den Markt. Und die großen Geländewagen von Jeep, General Motors und Cadillac sind mit der Hybridtechnik schon seit anderthalb Jahren in den USA auf dem Markt.
Deutlich besser scheinen da die Chancen für den 7er BMW mit Hybridantrieb zu sein. Zwar sind die Bayern im Vergleich zu Mercedes mit dem S 400 Hybrid auch damit hintan - aber zum Marktstart nur rund ein Dreivierteljahr. Entwickelt wurde der Doppelherz-Antrieb des 7er BMW gemeinsam mit Mercedes und dem Zulieferer Continental. Der Lithium-Ionen-Akku wiegt gerade einmal 28 Kilogramm und baut damit nicht eine ähnlich gigantische Akkutechnik auf wie der Nickel-Metallhybrid-Akku des X6 Hybrid.
Immerhin: Start-Stopp-Automatik
Während Mercedes bei der S-Klasse den Elektromotor, der vor dem Automatikgetriebe arbeitet, mit einem Sechszylinder sowie einer stufenlosen Automatik kombiniert, geht im BMW 7er Hybrid der gleiche leistungsstarker Achtzylinder wie im X6 zu Werke.
Die Gesamtleistung von doppelt aufgeladenem Achtzylinder mit 4,4 Litern Hubraum und Drehstromsynchron-Elektromotor liegt bei 342 kW/465 PS und einem maximalen Drehmoment von 700 Nm. Die Fahrleistungen sind entsprechend: Der BMW ActiveHybrid 7 beschleunigt in 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h - so schnell wie der Porsche 911 Carrera. Die Höchstgeschwindigkeit des BMW wurde auf 250 km/h begrenzt. Dabei soll der Durchschnittsverbrauch gerade mal 9,4 Liter auf 100 Kilometern betragen.
Der deutlich reduzierte Verbrauch wird durch die Kombination aus Verbrenner und kleinem Elektromotor ermöglicht, der 15 kW/20 PS leistet und im Getriebetunnel untergerbracht ist. Der erzeugt ein maximales Drehmoment von 210 Nm und arbeitet bei jedem Bremsvorgang als Generator. So wird der Akku mit elektrischer Energie gespeist. Im Gegensatz zum BMW X6 Hybrid kann der Elektro-Siebener jedoch nicht nur mit elektrischer Energie fahren. Immerhin: Beim Ampelstopp geht der Motor aus und springt bei Grün wieder an. Bordnetz und Klimaautomatik werden während der Standphase vom Lithium-Ionen-Akku versorgt.
Muss der BMW X6 mit eine stufenlosen CVT-Getriebe auskommen, so arbeitet im BMW 7er Hybrid ebenso wie im BMW 760i/760 Li die neue Achtgangautomatik aus dem Hause ZF. Der 7er Hybrid-BMW feiert ebenfalls auf der IAA seine offizielle Premiere. Auf den Markt kommen soll der die Luxuslimousine jedoch erst im Frühjahr kommenden Jahres. Ein Preis steht noch nicht fest. Jedoch dürfte dieser knapp 10.000 Euro über dem des BMW 750i liegen – letztlich somit bei rund 100.000 Euro.
|