Und die - soviel sei vorab verraten - die Kur hat blendend angeschlagen. Der neue Golf GTI ist (fast) der alte Golf GTI - nur moderner, schneller, sportlicher. Eine Fahrmaschine mit hohem Spaßfaktor und Alltagstauglichkeit, weit entfernt vom Rentenalter, in dem viele ihn schon nach 30 Jahren und 1,5 Millionen verkauften Exemplaren angekommen sahen.
Schon der erste Blick macht unmissverständlich klar: Da ist mehr "GTI" drin und dran als nur der Schriftzug am Wagenheck. Das hier ist ein heißes Sportgerät. Die bullige Front mit dem mächtigen schwarzen Wabenkühler, die dank 15 mm Tieferlegung sichtbar geducktere Form, die 255er-Reifen auf den 17-Zoll-Alufelgen, durch die groß, rot und wuchtig die Bremssättel blitzen, der dezente Dachkantenspoiler am Heck und das Doppelendrohr aus Edelstahl - der GTI hat zu neuem Selbstbewusstsein gefunden. Zu einem Selbstbewusstsein, dass auch innen immer präsent ist: Der GTI-Schriftzug findet sich unten am Lenkrad und geprägt in die Kopfstützen.
Die Sportsitze gehören mit zum besten, was man in der sportlichen Kompaktklasse serienmäßig haben kann: Straff und dennoch bequem, dazu mit allzeit festem Seitenhalt. Die üppigen Verstellmöglichkeiten sorgen außerdem dafür, dass selbst 2-Meter-Leute noch eine bequeme und präzise Sitzposition finden. Dazu hilft auch, dass die Lenksäule ähnlich flexibel und weit ausladend verstellbar ist. Einziger Nachteil: Die Verkleidung der Lenksäule beiderseits des Verstellhebels ragt so weit nach unten, dass man sich beim Ein- und Aussteigen gerne mal blaue Flecken daran holt.
Passt schon
Ansonsten macht der Innenraum einen tadellosen Eindruck. Alles ist sauber verarbeitet und passgenau, die Haptik der Materialien macht einen ebenso sportlich-edlen Eindruck wie die Alu-Pedale oder die Zierleisten aus gebürstetem Aluminium. Die Instrumente sind aufgeräumt und logisch. Die Sicht golftypisch: Gut nach vorne, durch die breiten Dachpfosten etwas eingeschränkt nach hinten. Der Platz für die Passagiere ist fast schon üppig - solange man vorne sitzt. Hinten geht es wie im Golf üblich schon eher eng zu. Und der Sitz in der Mitte ist eher ein Notbehelf: Der GTI ist eher ein 4-Sitzer. Sein Kofferraum ist mit 350 Litern in dieser Klasse allenfalls Mittelmaß - aber ausreichend. Erst recht für ein Sport- und Spaßgerät. Und wer mehr Platz braucht, kann die Lehnen der Rücksitze umklappen und kommt so auf 1305 Liter.
Das passt dann schon.
Vor allem aber passt der drehfreudige Motor. 147 kW/200 PS holt er dank Turbolader aus seinen 1984 cm³. Turboloch? Gibt's nicht. Dafür Kraft satt. Und Sound. Zündung ein - und die vier Zylinder melden sich kernig grollend aus dem Doppelendrohr. Schade nur, dass der Golf innen so gut geräuschgedämpft ist: Von der Musik haben vor allem die was, die draußen stehen. Dafür haben die Insassen um so mehr von der Kraft des aufgeladenen FSI-Motors aus dem Audi-Regal. Denn der hat mit den knapp 1,4 Tonnen des Golf GTI leichtes Spiel. Exakt und ohne Verzögerung reagiert er durchzugsstark auf jede Bewegung des Gaspedals, legt sich schon im Drehzahlkeller richtig ins Zeug. Kein Wunder: Die bulligen 280 Nm Drehmoment liegen bereits ab 1800 U/min an und reichen bis 4700 U/min. Doch auch da ist längst noch nicht Schluss: Erst bei 6800 Umdrehungen wird abgeregelt.
Ruckelfrei
Entsprechend knackig fallen die Fahrleistungen aus. Für den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h braucht der GTI mit seinem temperamentvollen Motor nur 7,2 sec, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 235 km/h. Der Frontantrieb bringt die Kraft dank der Traktionskontrolle souverän ohne Ruckeln und durchdrehen auf die Straße. Als Verbrauch gibt VW selbst einen Durchschnitt von 8,0 Litern an. Wer das schafft, der hat den GTI nicht verdient. Im Test kamen wir auf einen Verbrauch von 12 Litern auf 100 km. SuperPlus, versteht sich.
Bei der Abstimmung des aufwändigen Fahrwerks haben die Wolfsburger Ingenieure einen guten Kompromiss zwischen sportlicher Härte und bequemer Alltagstauglichkeit hinbekommen: Die Fahreigenschaften sind in dieser Klasse spektakulär. Kurven nimmt er souverän und sicher, im Grenzbereich neigt er zu leichtem Untersteuern. Das ESP greift sportlich spät - aber immer rechtzeitig. Und selbst, wenn man es per Knopfdruck ausschaltet, hält das Fahrwerk den GTI im Rahmen der Physik immer noch präzise in der Spur. Der Federungskomfort ist zwar nicht ganz so bequem wie beim "zivilen" Golf - aber auch gröbere Unebenheiten bügelt das Fahrwerk klaglos weg.
Spontan und direkt
Lenkung und Handschaltung überzeugen ebenfalls. Das dicke und unten abgeflachte Lederlenkrad ist eines der handlichsten, dass wir in den vergangenen Jahren in Händen hatten. Hervorragend griffig, angenehm anzufassen, präzise zu zirkeln. Die integrierten Bedienknöpfe sind leicht zu erreichen. Die elektromechanische Lenkung selbst arbeitet spontan und direkt und vermittelt einen guten Kontakt zur Fahrbahn. Entsprechend Laune macht der GTI auf kurvigen Landstraßen. Die 6-Gang-Schaltung (ohne Golfball als Knauf) hat kurze und exakte Wege. Die Bremsen sind so, wie sie aussehen: Kräftig und zupackend, aber genau und sensibel dosierbar.
Mit 24.400 Euro Grundpreis haben die Wolfsburger ihrem Spaßmobil noch einen halbwegs moderaten Grundpreis verpasst. Der 2.0 FSI zum Beispiel kostet nur rund 3.600 Euro weniger - ist aber weder so üppig ausgestattet noch mit seinen 150 PS auch nur ähnlich kraftvoll. Konkurrenz wird dem GTI sicher aus dem eigenen Haus erwachsen: Mit dem R32 und dem GT, der aus 1,4 Liter Hubraum satte 170 PS zieht und ähnlich sportlich zu bewegen ist wie der GTI.
Bis dahin: Freuen wir uns einfach über einen guten alten Bekannten. Der GTI ist wieder da.
Technische Daten | ||
Volkswagen Golf GTI | ||
Motor | Reihe | |
Zylinder | 4 | |
Hubraum (cm³) | 1984 | |
Leistung (kW/PS) | 147/200 | |
Zuladung(kg) | 457 | |
Gesamtgewicht (kg) | 1900 | |
0-100 km/h (s) | 7,2 | |
Vmax (km/h) | 235 | |
Verbrauch (L/100 km) | 8,0 | |
Kraftstoff | SuperPlus | |
Grundpreis (€) | 25.650 | |
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