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Weltspiegel: Citigolf in Südafrika
Der Kapstadt-Käfer
 Südafrikas Golf

Noch immer wird in Südafrika der Golf 1 gebaut - optisch von vorgestern, aber klassenlos und bei Dieben heiß begehrt. 2010 ist damit Schluß. Die Südafrikaner trauern dem Citigolf schon jetzt hinterher.

Südafrika ist ein Land der Gegensätze, vor allem zwischen Arm und Reich. Im Schauraum des VW-Autohauses Barons Culemborg in Kapstadt aber bietet sich ein ungewöhnlicher Bild der Gleichberechtigung: Links steht der neue Golf GTI. Rechts daneben, mit einer riesigen roten Schleife umwickelt, parkt ein Auto, das eigentlich mehr als drei Jahrzehnte alt und dennoch nagelneu ist.

"Oh ja, der Citigolf", sagt eine Mitarbeiterin des Autohauses und schaut den kantigen weißen Kleinwagen mit einem liebevollen Lächeln an, "den verkaufen wir immer noch wie verrückt. Wir können uns gar nicht richtig vorstellen, dass es ihn bald nicht mehr geben soll".

 Südafrikas Golf - Foto: Viehmann

Noch bis 2010 soll der Citigolf in Südafrika verkauft werden, dann wird eins der längsten Kapitel in der Volkswagen-Geschichte abgeschlossen. Ungefähr 65 Prozent der Citigolf-Teile entsprechen laut Auskunft von VW im Prinzip noch der ersten Golf-Generation. Allerdings habe sich die Qualität der Teile im Vergleich zu damals "signifikant verbessert", betont der Autohersteller. Der Citigolf benötigt keine hochmoderne Fertigungsstraße, sondern wird aus vorgefertigten Komponenten weitgehend in Handarbeit im VW-Werk Uitenhage zusammengebaut.

Ob in Kapstadt oder Johannesburg, in den schicken Nobelvierteln oder den bettelarmen schwarzen Townships – der Citigolf ist aus Südafrikas Straßenbild nicht wegzudenken. Er ist ein echter Volkswagen, bei Studenten und Fahranfängern ebenso beliebt wie bei einkommensschwachen Familien oder reichen Hausfrauen, die einen praktischen Zweitwagen suchen.

Viele Citigolf-Besitzer möbeln ihren Wagen mit kräftigen Lacken oder schicken Felgen auf. Wirklich gepflegte Exemplare sind aber die Ausnahme – den meisten Citigölfen sieht man die vielen Schmarren und Beulen als Zeugnis des automobilen Überlebenskampfs in Südafrika deutlich an.

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Fast so stark wie der Ur-GTI
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Eingeführt wurde der Wagen im Jahre 1985, als in Europa schon längst die zweite Golf-Generation auf den Straßen rollte. Die aber war in Südafrika ein Flop – ganz im Gegensatz zur ersten Generation, die von 1978 bis 1984 mehr als 137.000-mal verkauft wurde.

So blieb der reparaturfreundliche und simple Ur-Golf am Leben, wurde Citigolf getauft und bekam immer wieder ein paar Retuschen und technische Verbesserungen. Optisch unterscheidet sich der aktuelle Citigolf nur durch eine geänderte Front und neue Rückleuchten vom Golf "Mk 1". So hieß die erste Generation des Wolfsburger Dauerbrenners in Südafrika. Von 1985 bis Mai 2009 wurden fast 360.000 Citigölfe montiert.

Unter der Haube des Kanten-Zombies sitzt heute ein 1,4-Liter Motor mit 75 oder 84 PS, der dem Wagen zu recht ansehnlichen Fahrleistungen verhilft. Der Citigolf beschleunigt in rund 11 Sekunden auf 100 km/h und schafft immerhin 170 Sachen. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 7,6 Litern pro 100 Kilometer. Eine kleine Rakete ist der Citigolf, wenn der 1,6-Liter Motor mit 100 PS an Bord ist – damit ist der Kapstadt-Käfer fast so stark wie der erste Golf GTI.

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Preis wert
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Die Preise des Afrika-Golf starten bei 82.900 Südafrikanischen Rand (ungefähr 7600 Euro) für das Basismodell TenaCiti, das teuerste Modell kostet kaum mehr als 110.000 Rand (knapp 10.200 Euro). In der bunten Modellpalette tummeln sich neben dem TenaCiti noch der CitiStorm, CitiSport, CitiRox, CitiWolf und CitiXcite.

Einen echten Ersatz für ihren Dauerbrenner haben die Südafrikaner noch nicht. Das einzige in der Größe vergleichbare Modell ist der Polo, der auch in einer Stufenheck-Version angeboten wird. Der Basis-Polo kostet aber deutlich mehr als der teuerste Citigolf. Die restliche Modellpalette – darunter Golf VI, Jetta, Tiguan, Passat, New Beetle, Scirocco und Caddy – dürfte den knappen Budgets vieler Südafrikaner nicht ganz entsprechen.

Obwohl der Citigolf schon mit einem Reifen im Grab steht, tragen die Südafrikaner immer noch Rouge auf. Ein Sondermodell ist der "Citi Billabong", ein jugendlich angehauchter Wagen im Surfer-Stil mit schicken 15-Zoll-Alufelgen, Sportsitzen und einem MP3-fähigen CD-Radio. Dazu gibt es einen Fahrer-Airbag und ein Set aus Accessoires: Strand-Handtuch, Sonnenbrille, Schlüsselring und Laptop-Tasche. VW Südafrika gibt für den Citgolf 3 Jahre oder 120.000 Kilometer Garantie.

Der Kapstadt-Käfer ist übrigens nicht nur bei ehrlichen Käufern, sondern auch bei Langfingern heiß begehrt. Viele Autodiebe können die deutschafrikanische Blechbüchse in Windeseile knacken. Einige Autovermietungen haben den Wagen deshalb schon aus ihrem Angebot gestrichen: „Im Schnitt wurde ihnen einer von drei Citigölfen gestohlen“, sagt Stanley Anderson von Hyundai Motors South Africa. Des einen Freud, des anderen Leid: Die Vermieter haben stattdessen in großer Zahl den Hyundai Atos geordert.

 
 Südafrikas Golf - Foto: Viehmann
 Südafrikas Golf - Foto: Viehmann
 Südafrikas Golf - Foto: Viehmann
 Südafrikas Golf - Foto: Viehmann

Text: | Fotos: Viehmann


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