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Praxistest: Mercedes-Benz SL 350
Noblesse im Alltag
Mercedes-Benz SL 350

60 Jahre gibt es den Mercedes-Benz SL jetzt - das läßt viel Raum für Legenden, für Sternchen, Geschichten und Anekdoten. Doch was kann der Luxusroadster mit dem Stern im profanen Alltag?

[+] Sehr gute Verarbeitung, exzellentes Fahrwerk, gutes Platzangebot, hoher Reisekomfort, riesen Spaßfaktor
[-] Schwache Serienausstattung, Klappdach lässt sich nur im Stand bedienen, Windgeräusche

Seit sechs Jahrzehnten ist der Mercedes SL auf dem Markt. Und seit exakt dieser Zeit hat er keinen echten Konkurrenten. Kaum zu glauben, dass es in dieser Zeit niemand ernsthaft versucht hat, ihn vom Thron zu stoßen. Das ist beim neuesten Modell nicht anders. Der aktuelle SL touchiert Corvette, BMW 6er Cabrio, Aston Martin Virage/DB9 Volante, Porsche 911 Cabrio oder Maserati Gran Cabrio ohne sie anzugreifen. Einen wirklichen Konkurrenten sucht man auf den internationalen Märkten nach wie vor vergeblich. Bleibt die Frage: Wieso versucht es niemand ernsthaft?

Mercedes-Benz SL 350 - Foto: Wolff

Vielleicht, weil er eine fahrende Legende ist. Jennifer Hart folgte damit in der TV-Serie "hart aber herzlich" ihrem Self-made-Jonathan, Patrick Duffy betörte seine trinkfreudige Pam in einem offenen 107er. Und wenn es in einem Kinostreifen der vergangenen 30 Jahre darum ging, besonders edel durch die Landschaft zu flanieren - dann gerne in einem Mercedes SL.

Nach den betont sportlichen SL-Anfangsjahren hat der Mercedes SL der Baureihe R 107 den größten Anteil an der automobilen Legendenbildung. Der wurde von 1971 bis 1989 gebaut und verkaufte sich mit der Wechselkombination aus Stoffdach und wintertauglichem Hardtop weltweit prächtig. Der Nachfolger R 129 zeigte nicht nur durch sein kantiges 80er-Design eindrucksvoll, dass eine S-Klasse auch zwei Türen haben kann und der R 230 war insbesondere eines: der perfekte Roadster im neuen Jahrtausend.

Der noch junge Nachfolger nun orientiert sich auch optisch stark an seinem Vorgänger. Kritiker bemängeln das zu ähnliche Design und mäßig eindrucksvolle Innovationen. Die technischen Neuerungen sind mit einem exzellenten Frontbass-System, Wischerblättern aus denen auf Wunsch Wasser eingespritzt wird und einem umfangreichen Sicherheitspaket in der Tat wenig spektakulär.

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Bis 150 Kilo abgespeckt
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Je nach Modell haben die Daimler-Ingenieure 110 bis 150 Kilogramm Übergewicht aus dem schicken Luxus-Zweisitzer herausoperiert - aber leider keine Lösung dafür gefunden, dass sich das elektrische Klappdach nicht nur im Stand bedienen lässt. Wie sehr das nervt, merkt jeder, der einmal mit einem offenen SL unterwegs war.

Der Komfort, mit dem man in einem Mercedes SL der neuesten Generation unterwegs sein kann, ist unerreicht. Er lenkt besser ein, ist agiler und das Gesamtpaket mit steifer Karosserie ist dynamischer denn je.

Das dürfte bei der SL-Klientel aber kaum jemanden ernsthaft interessieren. Denn der SL ist kein Sportler und er will es auch gar nicht sein. Das gilt einmal mehr für den kleinsten SL, der entsprechend seines Hubraums eine 350 in der Nomenklatur trägt. Das V6-Triebwerk läuft leise und zurückhaltend, ist mit 306 PS ordentlich unterwegs und mag trotzdem nicht so recht zu einem SL passen. Die Kraftentfaltung erscheint mäßig, wobei das eher auf Kosten des beeindruckend entspannten Gesamtkonzepts geht, als auf einen unwilligen Antrieb. Man vermisst jedoch die Kraftausbrüche der aktuellen Daimler'schen Achtzylinder.

Die Fahrleistungen des SL 350 sind alles andere als enttäuschend und der Verbrauch ist überraschend gering. Denn einen Luxusroadster in dieser Liga mit deutlich unter zehn Litern zu bewegen, ist beim SL gut möglich. Zwar liegt der avisierte Normverbrauch von 6,8 Litern Super in weiter Ferne. Aber selbst unter neun Litern ist allemal was machbar - trotz 3,5 Litern Hubraum, 1,7 Tonnen Leergewicht, 250 km/h Spitze und 225 kW/306 PS. Das V6-Aggregat leistet - klanglich wenig beeindruckend - zwischen 3.500 und 5.250 U/min ein maximales Drehmoment von 370 Nm und die Beschleunigung liegt bei durchaus beachtlichen 5,9 Sekunden von Null auf Tempo 100.

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Offene Punkte in der Aufpreisliste
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Doch nichts gegen die perfekte Fahrwerksabstimmung, die grandiosen Komfortsessel mit Heizung, Kühlung und Nackengebläse, das ebenso übersichtliche wie exklusive Interieur und ein Windschott, das sich auf Knopfdruck hinter den Sitzen ausfährt und Verwirbelungen nahezu vergessen macht. Die Verarbeitung setzt wie bei allen Vorgängergenerationen Maßstäbe und allenfalls bei den Windgeräuschen von Außenspiegeln und Heckscheibe hätte man sich noch mehr Detailverliebtheit der Entwickler wünschen können.

Edle Hölzer umschmeicheln die Passagiere. Im Gegensatz zu anderen Daimler-Modellen passen die turbinenartigen Lüftungsdüsen hier vortrefflich und gäbe es nicht die oben aufgesetzte Analoguhr mit ihrem Billigcharme und die silbrig glänzenden Taster an der Mittelkonsole - man würde sich wohl hoffnungslos in den SL-Innenraum verlieben. Das Be- und Entladen des 241 bis 381 Liter große Laderaums ist bei geöffnetem Dach trotz der Komfortfunktion wenig kommod. Größere Gegenstände müssen gegebenenfalls hinter den beiden Sitzen verstaut werden.

Mit dieser Perfektion wird der Mercedes SL auch noch ein paar weitere Jahre den Titel "bester Roadster der Welt" durch die Lande tragen und neidische Blicke hervorrufen. Doch etwas mehr als ein SL 350 darf es in dieser Liga gerne sein. Gerade auch für einen Basispreis von 93.534 Euro, der in Sachen Komfortausstattung kaum Wünsche zufrieden stellt und in der Aufpreisliste zahllose offene Punkte hinterlässt. Nicht einmal beheizte Ledersitze, Navigation oder abblendbare Spiegel sind bei dem Luxusroadster Serie, wenn er nur sechs Zylinder unter der langen Haube trägt. Doch der Aufstieg zum Mercedes SL 500 mit 435 Biturbo-PS ist ein teures Vergnügen: Der startet erst bei 117.096 Euro.

 Technische Daten
Mercedes-Benz SL 350 
 Motor V-Form 
 Zylinder
 Hubraum (cm³) 3498 
 Leistung (kW/PS) 225/306 
 Zuladung(kg) 380 
 Gesamtgewicht (kg) 2065 
 0-100 km/h (s) 5,9 
 Vmax (km/h) 250 
 Verbrauch (L/100 km) 6,8 
 Kraftstoff Super 
 Grundpreis (€) 93.534 
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Herstellerangaben 
 
Mercedes-Benz SL 350- Foto: Wolff
Mercedes-Benz SL 350- Foto: Wolff
Mercedes-Benz SL 350- Foto: Wolff
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 Alternativen
Porsche 911 Carrera Cabriolet
Porsche 911
Jaguar XK 5.0 CabrioletJaguar XK
BMW 6er 640i CabrioBMW 6er
Aston Martin Vantage V8Aston Martin Vantage

Text: | Fotos: Wolff


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