Die M GmbH hat sich für die kommenden Jahre viel vorgenommen. Obwohl der neue BMW M3 als Aushängeschild der Sportwagen-Submarke von BMW noch bis 2014 auf sich warten lassen dürfte, ist M-Chef Friedrich Nitschke voll Tatendrang: "Erstmals bringen wir einen Diesel und erstmals außerhalb von X5 und X6 auch einen Allradler." Und: beides in einem Fahrzeug. Der BMW M 550d xDrive hat beste Chancen zu einem der Topmodelle aus dem Portfolio zu werden – zumindest in Europa.
In der vergangenen Zeit purzeln die Tabus im Hause "M" nur so. Einst gab es nicht viel mehr als M3 und M5 – jeweils Sportlimousinen mit mächtig Sauger-Dampf, Handschaltung und Heckantrieb. Dann kamen mit X5 M und X6 M erst die krawalligen Crossover, dann der neue BMW M5 mit V8-Turbopower und jetzt gleich ein Doppelschlag: Neben den Kernmodellen bringt die M GmbH eine neue Performance-Familie an den Start.
Die Momenklatur ist dabei eher unglücklich. Wer Modelle wie einen heiß gemachten BMW M3 GTS oder gar den lange überfälligen Supersportwagen M1 erwartet, wird enttäuscht sein. Die Performance-Modelle sind unterhalb von M3, M5 und dem nachfolgenden M6 positioniert und sollen mit einer Symbiose aus M-Modellen und BMW-Fahrzeugen neue Kundengruppen erschließen.
Beste Aussichten dafür hat der BMW M 550d xDrive. Optisch kaum viel schärfer als der normale 5er BMW bietet er innen einen engen Sportdress und unter der Haube einen dreifach aufgeladenen Sechszylinder-Diesel mit 381 PS und einem Verbrauch von gerade mal 6,3 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Seine Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h – abgeregelt. Damit soll der Anstandsabstand zum M5 gewahrt bleiben.
Selbstzündertechnik in Hochleistungsfahrzeugen – da ist die M GmbH nicht der erste, der sich daran versucht. Bei Mercedes AMG ging der Versuch vor rund zehn Jahren mit dem C 30 CDI AMG ziemlich in die Hose. Der aufgeblasene Fünfzylinder auf Basis des rauhen C 270 CDI mit drei Litern Hubraum und immerhin 231 PS/540 Nm stand wie Blei in den Mercedes-Sporthallen. Und auch als Gebrauchtwagen geht heutzutage nicht viel – der C 30 CDI schafft nur Euro 3 und muss in vielen Städten schlichtweg draußen bleiben.
Ein paar M-Diesel sollten drin sein
Das Projekt floppte und die Affalterbacher Dieseltür fiel zu. "Wir prüfen zwar regelmäßig alle Optionen", sagt AMG-Chef Ola Källenius. "Aber einen Markt für diese Technik sehen wir bei uns nicht. Auf absehbare Zeit wird es deshalb von AMG keinen Diesel geben." Beim BMW-Ableger ist man vor knapp drei Jahren auf den Geschmack gekommen. In den europäischen Ländern liegen die Dieselanteile je nach Fahrzeugklasse bei bis zu 50 Prozent - da sollten sich doch auch ein paar M-Modelle an leistungshungrige Kunden verkaufen lassen.
"Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es in Europa genügend Kunden für solche Fahrzeuge gibt", unterstreicht M-Chef Friedrich Nitschke, "Autos wie der M3 oder der M5 hatten und haben immer den direkten Bezug zur Rennstrecke, da passt der Diesel nach wie vor nicht ins Bild." Daher wird es auch künftig keinen M3 D oder einen M5 D geben. So trägt das erste Modell aus der neuen Riege den Titel BMW M 550d xDrive. Doch er bleibt kein Einzeltäter. Auch die Modelle X5 und X6 sind am Frühsommer mit dem 381 PS starken Power-Diesel zu haben. Gleiches gilt für den im Sommer überarbeitungsbereiten 7er. Dort wird jedoch das M-Signet im Namen fehlen.
Technisch basiert das erste M-Diesel-Triebwerk auf dem bekannten Reihensechszylinder-Diesel mit drei Litern Hubraum. Der leistet doppelt aufgeladen aktuell bis zu 326 PS. Bei den zukünftigen M-Modellen gibt es einen dritten Lader, eine Maximalleistung von 313 kW/381 PS und ein maximales Drehmoment von 750 Nm, das Dank Allradantrieb und Achtgang-Automatik artgerecht auf die Straße gebracht wird.
Nach dem Vorbild der erfolgreichen S-Modelle von Audi kann sich Nitschke nicht nur Dieselmodelle mit dem M-Performance-Label vorstellen: "In Baureihen, in denen es wie beim Einser, X1 oder X3 kein explizites M-Modell gibt, könnten wir nach diesem Konzept auch einen besonders starken Benziner anbieten." Im Frühjahr geht es los.