Viele Hersteller von Navigationssystemen haben spezielle Stärken entwickelt. TomTom verspricht mit seiner riesigen IQRoutes-Datenbank eine revolutionäre Routenberechnung. Falk und Merian füttern ihre Geräte mit Reiseführer-Kompetenz. Bei Navigon liegt die Stärke vor allem im Kartenmaterial von Navteq, das als eines der besten und aktuellsten der Branche gilt.
Das Navigon 8110 kostet 449 Euro. Dafür gibt es vorinstalliertes Europa-Kartenmaterial von 39 Ländern, ein integriertes Modul für die Stauumfahrung mit TMC pro, MP3-Spieler und FM-Radio-Transmitter. Außerdem hat das Gerät einen Diebstahlschutz durch PIN-Eingabe, eine USB-Schnittstelle, einen Bildbetrachter und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung. Ladekabel fürs Auto, Netzteil, Kopfhörer und Strom-Adapter fürs Ausland gehören zum Lieferumfang.
Durch sein silbernes Metallgehäuse hebt sich das Navigon von vielen Konkurrenzprodukten ab. Die kommen meistens in schlichtem Schwarz daher – allerdings nicht ohne Grund: Trotz der matten Oberfläche des Navigon-Silberlings gibt es je nach Lichteinfall leichte Spiegeleffekte.
Gelungen dagegen ist die Befestigung des Gerätes. Die lange, fast bananenförmige Halterung wird mit einem Saugnapf an der Scheibe befestigt. Das Navi lässt sich mit einer Art Bajonettverschluss elegant und im Handumdrehen anbringen oder abnehmen. Vibrationen während der Fahrt übertragen sich praktisch gar nicht auf das Gerät. Das Stromkabel für die 12 Volt-Steckdose verspricht mit seinem verstärkten Kabelausgang Langlebigkeit. Eine kleine Kontrollleuchte zeigt an, wenn das Navi am Bordnetz hängt. Kabelsalat entsteht nicht – die TMC-Antenne ist ins Ladekabel integriert.
Berg und Tal in 3D
Nach dem Einschalten brauchte das Gerät während unserer Testphase immer eine ganze Weile, bis es das GPS-Signal empfangen hatte. Die Routenberechnung ging dann allerdings flott vonstatten.
Das kristallklare und mit 4,8 Zoll in 16:9 im Klassenvergleich sehr große Display gefällt mit einer angenehmen Farbauswahl, die die Karte bei allen Lichtverhältnissen gut lesbar macht. Die Karten sind sehr detailliert und zeigen neben zahlreichen POIs – darunter Tankstellen und Autohäuser – auch viele Straßennamen an. Die Karte liefert einen sehr plastischen Eindruck von der Umgebung. Im 3D-Modus werden auch Berge und Täler angezeigt.
Die Routenführung erlaubt sich keine Schwächen, die Sprachansagen sind präzise und klar verständlich. Wenn man eine Abzweigung verpasst, wird die neue Route innerhalb weniger Sekunden berechnet. Ähnlich wie die neuen TomTom-Geräte bietet das Navigon einen Fahrspur-Assistent mit dreidimensionaler Darstellung samt Straßenschildern, was besonders bei unübersichtlichen Autobahnknotenpunkten eine große Hilfe ist.
Weniger hilfreich ist die Anzeige von Tempolimits. Nicht ohne Grund: Kein Kartenmaterial der Welt kann mit der wirren Beschilderung und den abertausenden Wanderbaustellen samt ihren wechselnden Limits mithalten. Die im Navi angezeigten Limits jedenfalls waren in vielen Fällen zu hoch oder zu gering.
Infocenter
Die Größe des Bildschirms ermöglicht die Einblendung vieler Zusatzinformationen, ohne dass zuviel von der Karte verdeckt wird. Die Art und Menge der Infos (z.B. Ankunfts- und Fahrtzeit, Höhe, Geschwindigkeit) lässt sich weitgehend frei konfigurieren. Einige Buttons auf dem Touchscreen-Display, etwa die Zoom-Schalter, sind dabei ein wenig klein geraten.
Die Menuführung des Gerätes ist unproblematisch, Verzögerungen oder "Einfrier"-Effekte des Displays traten während des Tests so gut wie nie auf. Wichtige Funktionen sind meistens mit wenigen Klicks verfügbar. Wenn man sich nicht auf die gute Stauumfahrung mit TMC pro verlassen möchte, kann man die Strecke voraus auf verschiedenen Längen ab 5 Kilometer sperren. Das System berechnet dann für die gesperrte Strecke eine Alternativroute.
Sowohl bei der Routenführung als auch der optischen Darstellung muss sich das Navigon nicht vor fest installierten Systemen verstecken. Im Gegenteil: Viele Hersteller-Systeme kommen deutlich altbackener daher. Navigon bietet zudem den Service "Freshmaps" an, mit dem man das Kartenmaterial per Download aus dem Internet alle drei Monate aktualisieren kann. Beim 8110 ist der Service zwei Jahre kostenlos. Normalerweise kostet das Abo 99 Euro. Bei fest installierten Navis ist ein Update oft kostspieliger.
Einige Automarken setzen bei Klein- und Kompaktwagen schon gar nicht mehr auf fest installierte Navis. Bei Skoda zum Beispiel gibt es gegen Aufpreis mobile Systeme mit einer Fahrzeug-internen Stromversorgung. Seat bietet beim neuen Ibiza eine Plug-and-Play-Schnittstelle für TomTom-Navis an, die elegant ins Armaturenbrett integriert ist. Schnittstellen für weitere Systeme sollen folgen.