Wenn am Sonntag im "Houston NRG Stadium" die Atlanta Falcons auf die New England Patriots treffen, befinden sich die USA im Ausnahmezustand. Mehr als 110 Millionen Amerikaner sitzen vor dem Fernseher und verfolgen gebannt die 51. Auflage des Super Bowl-Finales. Vermutlich wird selbst der kommunikationsfreudige US-Präsident Donald Trump kurzzeitig das Twittern lassen. Schließlich ist das Endspiel um die Amerikanische Football das größte Einzel-Sportereignis des Jahres und verspricht immense Spannung.
Gut möglich, dass das Finale erst in den letzten Minuten entschieden wird. Das garantiert hohe Einschaltquoten. Alles rund um das Endspiel ist eine riesen Show und Gigantismus pur: Lady Gaga wird während der Halbzeitpause ein Mega-Konzert geben und die Nationalhymne wird der Country Sänger (schließlich findet das Spiel in Texas statt) Luke Ryan singen.
Traditionell nutzen die Automobilhersteller die große Bühne, um mit extrem aufwendigen Werbespots, die mittlerweile Kinofilm-Niveau haben, auf sich aufmerksam zu machen - Dieselgate hin oder her. Allerdings wird Volkswagen auch dieses Jahr erneut keine Werbung senden. Dabei haben die Wolfsburger vor ein paar Jahren für ihre Star Wars/Darth Vader-Videos viel Sympathiepunkte eingeheimst.
Dieses Jahr kostet ein 30-Sekunden-Werbeclip rund 5,1 Millionen US-Dollar. Da ist das Beste nur gut genug. Mercedes-Benz lässt sich da nicht lumpen und hat für die Umsetzung des einminütigen Films mit Ethan und Joel Coen zwei Oskar-Gewinner als Regisseure engagiert. Der Clip mit Peter Fonda in der Hauptrolle nimmt den Hollywood Klassiker "Easy Rider" auf die Schippe, in dem Fonda eine Hauptrolle spielt.
Der alternde Zweirad-Heroe (immer noch mir orangener Sonnenbrille) parkt mit seinem Mercedes-AMG GT-C Roadster die Harleys vor einer Rocker-Spelunke zu. Statt einer Tracht Prügel setzt es nur ein "Not bad" (nicht schlecht) von einer ergrauten Motorrad-Lady ehe der Easy Rider mit seinem Sternenmobil davonbraust.
Hollywood ist in den Werbepausen und den Automobil-Videos allgegenwärtig: Kia will den Niro ins rechte Licht rücken und hat dafür die Schauspielerin Melissa McCarthy engagiert. Nicht nur das: In zwei verschiedenen Spots mit den Titeln "Run" und "Iceberg" werden auch die Lachmuskeln strapaziert. Die Fahrerin fragt den Kia-Conciergeservice in dem einen Spot, ob die Dienste auch verfügbar sind, wenn sie sich nicht im eigentlichen Sinne auf einer Straße befindet. Beim nächsten Bild sieht man, wie sie in ihrem Niro auf einer Eisscholle in der Arktis treibt.
Wale retten, Bäume oder Eisberge - Kia setzt auf Komik und die Schauspielerin Melissa McCarthy
In der zweiten Episode, die vor dem dritten Spielviertel ausgestrahlt wird, wird die Schauspielerin immer wieder zu diversen Aktivitäten für den Umweltschutz gerufen: Wale retten, Bäume oder Eisberge etwa. Zum Schluss hastet sie durch eine Wüste und dreht sich dabei immer wieder um: Ein wütendes Rhinozeros ist hinter ihr her. Der koreanische Crossover ist bei diesem Spot nie zu sehen, sondern nur im Abspann der Niro-Schriftzug.
Hyundai fährt einen anderen Ansatz, auch um der Schwestermarke nicht ins Gehege zu kommen. Der Autobauer ist Hauptsponsor des Endspiels und daher präsent genug. Deswegen wird der Hyundai-Spot vor und nach dem Spiel gesendet, wobei der Film nach dem Finale eine klasse Idee ist. Der bekannte Hollywood-Regisseur Peter Berg (Patriots Day, Deepwater Horizon) wird während des Spiels eine 90-Sekunden-Dokumentation mit interessanten Szenen, die sich rings um das Finale abspielen, drehen und diesen dann gleich nach dem Abpfiff über die Bildschirme schicken.
Im Gegensatz zu Toyota gönnt sich Lexus dieses Jahr keine Super Bowl-Auszeit und rückt den LC 500 in einem Video mit dem vielsagenden Titel "Man and Machine" (Mensch und Maschine) in den Blickpunkt. In dem Spot des schwedischen Regisseurs Jonas Akerlund geht es nicht um (Selbst)Ironie, sondern um ästhetische Bilder von Tänzern und des roten Fahrzeugs. Bei Honda steht der CR-V im Mittelpunkt: Der Werbespot wird einen Bogen von der ersten zur aktuellen Generation des SUV spannen.
Buick macht noch ein Geheimnis um den Clip. Allerdings haben Spione den Quarterback der Carolina Panthers und Vorjahres-Finalisten Cam Newton und dem australischen Model Miranda Kerr bei Filmaufnahmen für den Buick-Spot im Zoo von Los Angeles gesichtet.
Und Audi? Zeigt ein eigenes Fahrzeug erst zum Schluss. Zuvor geht es um Seifenkistenrennen und das Gewinnen gegen fiese Gegner. Zumindest in den Spots siegen noch die Guten. Tröstlich.
Superbowl-Werbung 2016 | Video: Hersteller |
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