Stefanie ist Kassiererin im CVS-Drogeriemarkt im Carmel Valley. Die Monterey Autoweek ist für sie jedes Jahr aufs Neue ein Erlebnis. "Ich habe gestern schon wieder einige dieser Oldtimer gesehen – unglaublich schön", sagt die Mutter zweier Kinder: "Da gibt es Autos, die kosten so viel wie ein Haus."
Wie Recht sie hat. Doch die Häuser, die man mit dem Erlös der meisten Oldtimer beim Concorso d’Elegance kaufen könnte, wären wohl eher Villen. Bei den Versteigerungen, die im Rahmen der Monterey Autoweek traditionell stattfinden, werden zahlreiche Fahrzeuge für mehrere Millionen Dollar verkauft. Ob Stefanie sich dessen bewusst ist?
Eine Woche lang schaut die automobile Welt nach Kalifornien. Nicht ins Oldtimer-Mekka San Diego oder Richtung Promi-Babel Los Angeles, sondern in die Region Monterey. Im August, wenn es hier direkt an der Kiste bevorzugt kühl und nass ist, trifft sich die Oldtimer-Weltelite rund um den Golfplatz von Pebble Beach. Hier eine Sonderausstellung der "Legends of the German Autobahn" mit Modellen wie BMW 3.0 CS, Alpina B7, Porsche 356 1600 Roadster oder Mercedes 230 SL, dort die skurile Gegenveranstaltung des Concours d’Lemons, wo die hässlichsten Fahrzeuge der Neuzeit mit der gelben Zitrone ausgezeichnet werden.
Höhepunkt der Festtage ist der Concours d’Elegance, bei dem sich mehr als 200 exorbitant teure Oldtimer dem Urteil einer strengen Jury stellen. Star in diesem Jahr ist der schlicht sensationell restaurierte Voisin C-25 Aerodyne von Oldtimer-Mäzen Peter Mullin. "Ich bin sehr froh, dass wir den Voisin hier zum ersten Mal auf einer Show zeigen können", grummelt der gewohnt wortkarge Geschäftsmann aus Los Angeles, "Pebble Beach ist eben doch einzigartig. Hier gehört dieses phantastische Auto einfach hin." Was er verschweigt: Die Restaurationskosten der französischen Luxuslimousine von 1934 - mehr als 750.000 Dollar. Der Gesamtwert: unbekannt.
Die teuersten der Welt
Die Oldtimer, die an Loch 18 des Golfkurses von Pebble Beach zu bestaunen sind, gehören zu den teuersten Autos, die es gibt. Wo sonst stehen ein Bugatti Typ 57C Gangloff Coupé von 1928, einen Allard J1 Competition von 1946 oder einen 1931er Marmon Sixteen fast nebeneinander? Gerade die amerikanischen Preziosen von Packard oder Cadillac gibt es auch nicht auf der europäischen Konkurrenzveranstaltung zu sehen, die jedes Jahr im Frühjahr am Comer See stattfindet.
Während dort auf dem Gelände der Villa d’Este gut 50 Fahrzeuge aus verschiedenen Epochen und mit europäischem Schwerpunkt ins rechte Licht gerückt werden, geht es in Pebble Beach nach uramerikanischer Art etwas opulenter zu. Mehr als 200 Fahrzeuge tuckern im Morgengrauen durch das Spalier der fachkundigen Zuschauer. Das Stammpublikum weiß, dass Fahrzeuge wie der 1894er Behnz Victoria oder unrestaurierte BMW 328 Roadster am besten vor neun Uhr zu bestaunen sind. Danach wird es voll.
Längst geht es in Pebble Beach um mehr als um die teuersten Oldtimer der Welt. Autohersteller aus Asien, Europa und den USA wissen das ebenso finanz- wie imagestarke Fluidum des Events zu schätzen und zeigen neue Schönheiten. In diesem Jahr ließ BMW erstmals hier seinen neuen M5 los. 560 PS stark. Kaum weniger sehenswert der Lexus GS, der erst im Sommer 2012 nach Europa kommt und die schmalen Verkaufszahlen des Vorgängers vergessen machen will. Lotus sorgte im Rahmenprogramm des Concours ebenfalls für Aufsehen. Der Lotus Evora GTE soll ab nächstem Jahr auf die Rennstrecken dieser Welt. Noch bulliger: der junge Lamborghini Aventador oder die Studie des Cadillac Ciel.
Visuelle Höhepunkte bei der 61. Auflage des Concours d’Elegance von Pebble Beach waren die Sonderausstellungen zu 125 Jahren Mercedes-Benz, 100 Jahre Stutz und die ebenso beeindruckenden wie exorbitant teuren Ferrari 250 GTO. Jeder der legendären Renner kostet weit über fünf Millionen Euro. Das würde Stefanie von der CVS-Kasse wohl nicht nur für ein Haus reichen.
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