Es ist nicht an der Tagesordnung, dass sich Politiker öffentlich in die Geschäfte von Weltkonzernen einmischen. Allenfalls hinter den Kulissen werden Firmen aus dem eigenen Land beschützt, gesichert und protegiert - sei es durch Strafzölle, Steuerbegünstigungen oder Aufträge aus öffentlicher Hand. Doch Donald Trump geht rund zwei Wochen vor seiner Amtsübernahme in die Vollen - gegen die Autofirmen, die in den USA verkaufen, aber nicht dort, sondern im benachbarten Ausland investieren wollen.
Bereits in seinem Wahlkampf hatte Trump unter dem Slogan "make America great again" keinen Hehl daraus gemacht, dass er die lokale Wirtschaft in den Fokus seiner zukünftigen Arbeit stellen wolle. Besonders der japanische Großkonzern Toyota bekam kurz vor der Eröffnung der North American International Autoshow (NAIAS) in Detroit als inoffizieller Start ins Autojahr 2017 sein Fett weg. Trump warnte die Japaner davor, neue Investitionen in Mexiko statt in den USA zu tätigen.
Kurz zuvor hatte Trump bereits gegen die in Dearborn nahe Detroit beheimatete Ford Motor Company gestichelt, falls diese jenseits der US-Grenze ein neues Werk bauen sollten. Die internationalen Börsen nahmen das keineswegs unbeeindruckt hin. Die Aktie des Autobauers Toyota geriet nach den Twitterfeeds von Trump ebenso unter Druck wie der mexikanische Peso. Noch größer ist die Unruhe in der amerikanischen Autobranche, die auf der NAIAS in Detroit vom 9. bis 22. Januar den größten Branchentreff auf dem amerikanischen Kontinent veranstaltet.
Kaum eine Automesse der vergangenen Jahre stand derart unter dem Einfluss eines US-Präsidenten. Denn wenn Barack Obama am 20. Januar 2017 die Amtsgeschäfte an seinen Nachfolger Donald Trump übergibt, läuft die Detroit Motorshow (NAIAS) nach wie vor auf Hochtouren.
Pro Jahr rollen rund zwei Millionen Neufahrzeuge aus Mexiko in den Norden - Tendenz steigend
Besonders das südlich gelegene Nachbarland Mexiko ist Donald Trump ein Dorn im Auge. Das liegt nicht nur an der löcherigen Grenze und den tausenden illegaler Einwanderer, sondern vielmehr an den zahlreichen Autokonzernen, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ihre Werke in Mexiko hochgezogen hatten und die Fahrzeuge von dort dank zahlreicher Freihandelsabkommen kostengünstig in die USA einführen. Derzeit werden mehr als drei Viertel aller in Mexiko produzierten Fahrzeuge wieder ausgeführt - insbesondere in die USA. Pro Jahr rollen rund zwei Millionen Neufahrzeuge aus Mexiko in den Norden - Tendenz steigend.
Der mittelamerikanische Staat ist damit einer der wichtigsten Autobauer weltweit und liegt mit seinen Produktionszahlen derzeit auf Platz sieben - vor Südkorea. Die Konzerne nutzen die niedrigen mexikanischen Löhne und regionale Regierungen, die es gerade den Autobauern schmackhaft gemacht hatten, in Mexiko statt den USA zu investieren. Während ein Arbeiter in der mexikanischen Autoindustrie weniger als zehn Dollar pro Stunde verdient, ist es jenseits der Grenze in den USA mehr als das Vierfache.
Nachdem US-Hersteller wie General Motors und Ford bereits ins Visier von Donald Trump kamen, stört sich der künftige US-Präsident nun daran, dass das Kompaktklassemodell Toyota Corolla, einer der Bestseller auf dem amerikanischen Markt, ab 2019/20 aus Guanajuato kommen soll.
Dabei produziert Toyota sehr wohl auch in den USA - in zehn Produktionsstätten mit mehr als 136.000 Beschäftigten. Erst in den vergangenen Jahren hatten Autofirmen wie Mazda, Honda und Nissan sich gegen neue Werke in den USA entschieden und diese stattdessen in Mexiko gebaut.
Auch die deutschen Autobauer sind mittlerweile auf den Geschmack gekommen. Gerade der VW-Konzern ist seit mehr als 50 Jahren stark in Mexiko aktiv. Erst jüngst wurde die Produktion des Mittelklasse-SUV Audi Q5 ins mexikanische San Jose Chiapa verlegt. Auch andere deutsche Hersteller produzieren dort oder bauen so wie Mercedes-Benz (im Kooperationswerk mit Nissan in Aguascalientes für Fahrzeuge der Kompaktklasse) oder BMW (neuer 3er BMW ab 2019 in San Luis Potosi) ihre Produktion gerade auf. Damit dürften auch sie bald in den Fokus von Donald Trump und seinem neuen, betont patriotischen Wirtschaftskurs geraten.
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