Da steht er also, der hellste Stern am amerikanischen Fahrzeughimmel. Der Ford F150 ist aber nicht nur das meistverkaufte Automobil in den USA - er ist gleichzeitig auch der meistverkaufte Pick-Up der Welt. Und das nicht erst seit kurzem. Die Amerikaner stehen schon seit über drei Jahrzehnten auf den selbstgemachten Detroiter.
Zwar sitzen ihm die Pick-Up-Konkurrenten Chevrolet Silverado und Ram im Nacken. Doch so richtig gefährlich werden sie dem ab 25.000 Euro erhältlichen Ford noch nicht. Doch warum ist das überhaupt so? Was finden die Amis und auch andere Nationalitäten an solch einem Nutzfahrzeug? Sind die doch viel zu groß, unhandlich und eigentlich auch gar nicht so wirklich praktisch. Vom Spritverbrauch einmal ganz abgesehen.
Die Antwort ergibt sich schon nach wenigen Meilen am Lenkrad des Ford F150. Der Punkt "zu groß" zieht hier im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon mal gar nicht. Die Straßen und Parkplätze sind breiter als in Europa. In den USA herrscht vor allem außerhalb der Metropolen alles andere als Platzmangel. Dort sind vier, fünf oder sechsspurige Straßen keine Seltenheit. Was gleichzeitig dafür sorgt, dass es nur wenige Baustellen gibt, die eine Fahrspurverbreiterung zum Ziel haben. Davon können Autofahrer in Deutschland nur träumen.
Ein weiterer Vorteil des Verkehrssystems in den USA kommt Fahrern eines solchen für deutsche Ansprüche zu langsamen Pick-Ups zugute: Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von je nach Bundesstaat maximalen 130 km/h. In Kombination mit dem sich nur sehr schleichend etablierenden Rechtsfahrgebot kann zudem über einen längeren Zeitraum - und der kann in den USA schon mal mehrere Stunden betragen - von einem Spurwechsel abgesehen werden.
Das Besondere ist aber eigentlich das reine Fahrgefühl in solch einem F150 Platinum 4x4 SuperCrew. Denn dass hinter der zweiten Sitzreihe, in der Passagiere mehr Platz als in einer S-Klasse-Langversion haben, noch eine gewaltige Ladefläche prangt, ist überhaupt nicht spürbar. Es wäre zwar gelogen zu behaupten, dass sich der 5,89 Meter lange und zwei Tonnen schwere Truck wie eine Limousine fährt. Zu indirekt ist seine Lenkung, zu groß das Lenkrad an sich und zu holperig das blattgefederte und starrbeachste Hinterteil. Angst muss aber niemand vor ihm haben.
Um die Strandparty perfekt oder die Federung einfach ein wenig komfortabler zu machen, fehlen nur noch ein Paar Zentner Sand auf der Ladefläche
Im Gegenteil. Erst einmal ins Cockpit geklettert übermannt einen das Gefühl von purer Freiheit. Fährt nicht gerade ein noch größerer Truck vor einem her, finden die Augen erst an weit entfernten Punkten Halt. Und auch im Inneren herrscht vor allem eines: Platz. Allein in der Mittelarmlehne findet ein Elferkasten mit Getränken Platz. Da kann man gleich ein paar Kilogramm Eiswürfel dazu kippen. Um die Strandparty perfekt oder die Federung einfach ein wenig komfortabler zu machen, fehlen nur noch ein Paar Zentner Sand auf der Ladefläche. Wem das wiederum zu wenig ist, der kann auch einfach einen Anhänger mit bis zu 5,5 Tonnen hinter sich her ziehen.
Der 3,5 Liter große und 370 PS starke Fünf- oder auf Wunsch auch Sechssitzer wirkt ohne Anhänger überraschend spritzig. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und der 1,95 Meter hohe Riese reißt sich von der Kette. Unter angemessenem Motorenklang werden die freie Ladefläche und alles, was an ihr dranhängt und draufliegt, vergessen. Die Sechsgang-Automatik schaltet unauffällig und die Abrollgeräusche halten sich in Grenzen - trotz der riesig wirkenden Außenspiegel, ohne die der F150 lediglich 2,03 Meter breit wäre.
Zu einer sicheren Fahrt mit einem solchen Ungetüm gehört allerdings auch ein gutes Gedächtnis. Denn vor der nächsten Kurve sollte man sich der Masse, die soeben so flink nach vorn gepeitscht wurde, schnell wieder bewusst werden. Die Bremsen des F150 packen zwar zu - doch die Gesetze der Physik können auch sie nicht umgehen.
Gleiches gilt auch für den Spritverbrauch von 14 Litern Benzin auf 100 Kilometern. Eine Tankfüllung kostet rund 55 Euro - nur, dass der Tank auf Wunsch mit 136 Litern Fassungsvermögen mehr als doppelt so groß ist wie bei einem deutschen Mittelklassewagen.
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