Es ist ja nicht so, dass es Alfa Romeo besonders gut geht. Doch immerhin machte vor Wochen die statische Weltpremiere des Alfa Romeo Giulia von sich reden. Zumindest die italienische Polizei ist jedoch nicht mehr mit Alfa-Romeo-Modellen unterwegs und sagt den langjährigen 159er-Einsatzfahrzeugen ciao. Die krisengeschüttelten Norditaliener wurden bei einer Neuausschreibung der Behörden von Seat ausgestochen.
Das tut vielen Italienern mehr weh, als wenn Juventus Turin gegen Real Madrid mit einem zweistelligen Sieg nach Hause geschickt würde. Am Seat-Firmensitz in Martorell und in der Wolfsburger Konzernzentrale wurde hingegen gejubelt. Dabei geht es weniger um die 925 Fahrzeuge des Typs Seat Leon 2.0 TDI, die in einem ersten Schritt verkauft wurden. Dafür sind die Margen bei derartigen Behördengeschäften, wo es oft 40 Prozent oder mehr Rabatt gibt, einfach zu gering.
Zudem werden die Seat Leon Fünftürer nicht komplett bei Seat in Martorell nahe Barcelona gebaut, sondern gehen nach der Grundproduktion zu Nuova Carrozzeria Torinese (N.C.T.). Die norditalienische Spezialfirma hat seit 2003 einen Großteil der italienischen Polizeifahrzeuge umgebaut und insbesondere gepanzert.
Der Grund für die Aufrüstung: Während in Deutschland, Österreich, den USA oder Frankreich beispielsweise nur die Fahrzeuge des Personenschutzes und der Spezialeinheiten von Polizei oder Staatsschutz je nach Gefährdungslage in verschiedenen Stufen gepanzert sind, sieht das in Italien anders aus. Durch die organisierte Kriminalität, sowie die hohe Gefährdungssituation mit Banden und der Mafia werden die Fahrzeuge der italienischen Polizei seit Jahren gepanzert, um die Polizisten im Fahrzeug gegen Beschuss mit Pistolen und Gewehren zu sichern.
So sind meisten Polizeifahrzeuge vom Typ Alfa Romeo 159 und verschiedene Fiat-Modellen zumindest an der Frontscheibe sowie an den vorderen Türen und den vorderen Scheiben zusätzlich verstärkt.
Entsprechend hoch waren die Anforderungen bei der Ausschreibung. Seat setzte dafür die beiden Prototypen mit den internen Codenamen Panther (Carabinieri) und Gazelle (Polizia de Stato) auf und unterzog diese harten Alltagsprüfungen. Neben den normalen Tests des Polizeialltags wurden die gepanzerten Türen 100.000 Mal geöffnet und geschlossen, die Fahrzeuge beschossen und auf 30.000-Kilometer-Dauerläufe geschickt, bevor die italienischen Behörden endgültig nickten.
"Dass sich gleich beide staatlichen Polizeieinheiten Italiens für den Seat Leon entschieden haben, ist eine Bestätigung für die jahrelange fortgesetzte Verbesserung unserer Fahrzeuge und die hohen Qualitätsmaßstäbe, die wir an unsere Produkte legen. Mit dem Leon bekommen die Polizisten einen agilen, zuverlässigen und komfortablen Dienstwagen", sagt Jürgen Stackmann, Vorstandsvorsitzender von Seat.
Von den 4.000 benötigten Seat Leon wurden in einer ersten Charge 925 Fahrzeuge bestellt. Die ersten 206 Fahrzeuge wurden jetzt in Verona an die Behörden übergeben. Die 150 PS starken Seat Leon 2.0 TDI verfügen neben der Frontpanzerung über Sicherheitsreifen, Licht-/Funkanlage sowie Waffenhalterungen und ein gesichertes Fondabteil für den Gefangenentransport.
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