Anzunehmen, dass ein paar Rancher erst einmal mit der Nase rümpfen, wenn sie hören, dass ihr Lieblingsgefährt seit kurzem mit einer Aluminiumkarosse unterwegs ist. Der gemeine Amerikaner kann dem leichten Metall allenfalls bei Bud-Light-Dosen etwas abgewinnen. Und wenn schon Aluminium am Auto, dann höchstens bei den Felgen. Doch längst ist der Ford F-150 für die Amerikaner so viel mehr als ein Lastesel im Pick-Up-Gewand - da verzeiht man auch das Alu.
Pick Ups heißen in den USA schlicht Trucks. Und wenn es um die erste Liga mit Ford F-150 oder seine Dauerrivalen Chevrolet Silverado, Toyota Tundra oder Dodge Ram geht, dann sind es Full Size Trucks. Auf Platz eins der Bestsellerlisten liegt von der Ende der 40er Jahre eingeführten F-Reihe jedoch nur der F-150. Der hat sich längst auch in die Herzen der Großstädter gefahren und ist daher in Los Angeles, Detroit oder Atlanta nicht seltener unterwegs als in Tulsa/Texas oder Billings/Montana.
Entsprechend sind Angebot und Dimension von Auto und Fahrerkabine. Dort gibt es je nach Ausführung Maße wie bei einer Oberklasselimousine. Viele entscheiden sich für die praktische Supercab mit sich gegenläufig öffnenden Türen. Die Sitzgelegenheiten im Fond werden zumeist als zusätzlicher Laderaum genutzt.
Die neue Generation des Ford F-150 hat nicht nur in Sachen Leichtbau kräftig absattelt. Die meisten Kunden werden den deutlich verbesserten Reisekomfort schnell schätzen lernen, denn auch auf längeren Strecken beweist der Ford echte Nehmerqualitäten. Die Sitzposition ist nahezu perfekt, die Instrumente auf Wunsch animiert und in die Becherhalter in der Mittelkonsole dürften auch Kölsch-Fässer passen. Einfach Bedienelemente und natürlich einen Touch-Screen verschiedenster Größen - das ist der Ford F-150 Jahrgang 2015.
Die Fahrleistungen sind für US-Vorgaben mit 180 km/h Spitze allemal ordentlich
Das Angebot der Sonderausstattungen ist nicht weniger beachtlich als bei einem deutschen Premiumhersteller. LED-Scheinwerfer, klimatisierte Ledersitze, verschiedenste Assistenzsysteme, elektrisch ausfahrbare Trittstufen oder eine ebensolche Ladeklappe und Kameras rundum.
Mit der Einführung der Aluminiumkarosse ging eine neue Triebwerksgeneration einher. Wenn ein Farmer aus dem mittleren Westen hört, dass der F-150 künftig von einem gerade einmal 2,7 Liter großen Sechszylinder mit Turboaufladung befeuert wird, dürfte ihm sein Kautabak aus dem Mundwinkel fallen. Bereits in der vergangenen F-Generation moserten einzelne Kunden an dem 3,5 Liter großen Basistriebwerk mit und ohne Turboaufladung herum und setzten sich wie gewohnt in ihren fünf Liter großen Achtzylinder, der mit bulligen Wummern glänzt.
Und es ist auch nicht so, als sei der 2,7 Liter große Turbodirekteinspritzer trotz seiner 239 kW/325 PS und 510 Nm maximalen Drehmoment uneingeschränkt eine Idealbesetzung. Die Fahrleistungen sind für US-Vorgaben mit 180 km/h Spitze allemal ordentlich und die Leistungsentfaltung kann nach einem spürbaren Turboloch ebenso überzeugen. Doch wer häufig mit schwerer Last auf der Ladefläche oder gar einem Anhänger unterwegs ist, dürfte sich den mehrzylindrigen Bruder mit seinen acht Brennkammern herbeisehen oder zumindest auf einen Sechszylinder mit mehr Hubraum setzen.
Im Fahrbetrieb macht sich schnell bemerkbar, dass der F-150 abgespeckt hat
Für die meisten Nutzer dürfte der 2,7 Liter große Ecoboost eine gute Lösung sein - auch wenn sich bei US-Kraftstoffpreisen von derzeit umgerechnet 40 Cent pro Liter gerade niemand für das Thema Kraftstoffersparnis interessiert. Trotzdem kann der F-150 2.7 mit einem Normverbrauch von rund zehn Litern punkten - es kommen auch wieder andere Zeiten. Kombiniert ist das Turbotriebwerk mit einer sechsstufigen Getriebeautomatik, deren Wandler die Schaltvorgänge betont weich ausführt - schließlich muss der 150er auch für schwere Lasten und Hängerbetrieb gefeit sein.
Im Fahrbetrieb macht sich schnell bemerkbar, dass der F-150 abgespeckt hat. Zwar ist das Fahrwerk mit Leiterrahmen und Starrachsen keines, mit dem das über zwei Tonnen schwere Gerät über Unebenheiten spurlos hinwegbügelt. Gerade mit leerer Ladefläche kann der F-150 ein leichtes Rumpeln nicht überspielen - mit ein paar Zentnern mehr auf der Hinterachse sieht es schon kommoder aus. Und die 300 Kilogramm, die er über die Alukarosserie im Vergleich zu seinem Vorgänger eingespart hat, machen sich allemal positiv in der Zuladung bemerkbar.
Auf den Allradantrieb sollte man nicht verzichten, denn er sichert nicht nur das Fortkommen auf Feldwegen und auf rutschiger Fahrbahn, sondern sorgt für einen besseren Anhängerbetrieb und mehr Stabilität bei normalen Fahrt.
Ein Bestseller in den USA ist nur zu einem fairen Preis denkbar - gerade bei Autos sind die Amerikaner deutlich preisbewusster als die Europäer. Das Basismodell des Ford F-150 ist für umgerechnet knapp 24.000 Euro zu bekommen. Ein gut ausgestatteter Ford F-150 2.7 Ecoboost XLT Supercab kostet mindestens 35.000 Euro. Nach oben gibt es mit den Edelversionen kaum Grenzen - fast wie bei der Premiumkonkurrenz.
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