Mit einer einfachen Mail fing alles an. Mit einer E-Mail, die so unscheinbar im Posteingang von Peter Höller auftauchte, dass er sie zu allererst überhaupt nicht wahrnahm. Ihr Inhalt: Sie haben gewonnen - eine Green Card für die USA. "Wenn Du vier Jahre lang an dieser Lotterie teilnimmst, hörst Du irgendwann auf noch daran zu denken, geschweige denn dran zu glauben", gibt der 53jährige zu.
Doch seit diesem Tag hat sich alles in seinem Leben verändert. Er wanderte mit seiner Frau und seiner Tochter in die USA aus. Ganz so einfach ist es natürlich nicht gewesen. Höller: "Du musst eine gewisse Summe auf deinem Konto nachweisen, vorher lassen sie dich nicht rein-" Diese Hürde nahm er, indem er seinen Anteil des von ihm und seinem Bruder geführten Speditionsunternehmens an seinen Bruder verkaufte. Dann hieß es Koffer und Überseecontainer packen. Selbst eine Vespa wurde mitgenommen. Sie steht heute schmückend vor der Lodge.
Die "Lodge" steht nur wenige Meter schräg gegenüber vom berühmten Wigwam Motel an der Route 66 in Holbrook/Arizona. Ideal für Höller: "Das Motel stand zehn Jahre leer und das Angebot war ok." Das ist nun schon fast fünf Jahre her. Seitdem hat Peter Höller zusammen mit seiner Frau Mona und seiner Tochter Larissa ein gut laufendes Motel mit aktuell zehn Zimmern auf die Beine gestellt.
Anfangs sorgten die vom Wigwam Motel abgewiesenen Reisenden für den größten Anteil an Übernachtungsgästen. Heute liegen Reservierungen schon fürs nächste Jahr vor. Zudem werden im Sommer vier zusätzliche Zimmer, eine über zwei Zimmer reichende Suite und ein Restaurant fertig gebaut sein. Warum er das so genau weiß in einem Land, in dem es mit einer Lieferung auch mal ein paar Tage länger dauert? Weil Peter Höller alles selbst macht. "Mein Hobby ist die Tischlerei, also mache ich es einfach selbst."
Ein paar Meter nur entscheiden über eine ruhige oder eine schlaflose Nacht
Dabei sieht die Inneneinrichtung seiner Zimmer nicht nach der Arbeit eines Freizeit-Tischlers aus. Abgesehen davon, dass er sich nicht nur jeweils auf ein Thema - wie zum Beispiel Indianer-Kultur oder Cowboy-Style - festlegen konnte, bieten alle Zimmer einen sympathischen Charme. Dem Wigwam Motel hat die Lodge mittlerweile vieles voraus - und das spricht sich im Internetzeitalter schnell herum. Auf dem Bewertungsportal Tripadvisor führen die Österreicher die Liste der 17 Hotels in Holbrook an. Das Wigwam Motel rangiert dort aktuell auf Platz fünf.
Einer der Gründe dafür liegt zweifellos an der Lage. Die Lodge liegt zwar in Steinwurfweite von den 15 Beton-Zelten entfernt - doch entscheiden die wenigen Meter über eine ruhige oder eine schlaflose Nacht. Denn wer im Wigwam Motel ausdrücklich ein Tipi gebucht hat, kann Pech haben. "Wir haben leider doch keines mehr frei. Aber im anderen Teil des Motels haben wir noch etwas." Allerdings: Direkt an einer Eisenbahnlinie. Der Zug vor dem Fenster könnte genauso gut auch durch das Zimmer fahren. Das garantiert eine unruhige Nacht. "An das Hupverbot halten sich nicht alle Zugführer", weiß Peter Höller. Zudem sind die Züge im wilden Westen gerne kilometerlang und lassen die Wände vibrieren.
Auch in puncto Ausstattung und Komfort hat die Lodge der Österreicher mehr zu bieten. Die Zimmer von Peter Höller sind heller, ruhiger und neuer. Anstelle eines kleinen Röhrenfernsehers können sich die Gäste mit einem modernen Flachbildschirm die Zeit vertreiben. Die großen Fenster lassen sich aufschieben und der Schlaf- und Wohnraum ist großzügig geschnitten. Draußen gibt es zudem noch einen Pool, ein großer Pluspunkt angesichts der heißen Außentemperaturen. Und auch das Badezimmer ist wesentlich moderner und größer als in den 64 Jahre alten und sehr dunklen Betonlegenden gegenüber.
Ob einem der höhere Komfort 62 Euro pro Nacht wert ist, muss jeder selbst mit sich ausmachen. Das legendäre Wigwam Motel ist für Einzelpersonen bis zu 17 Euro günstiger - inklusive Zugerlebnis.
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