Sportwagenlegenden sind rar gesät. Neben der Corvette ist der Ford Mustang das spektakulärste, was seit Jahrzehnten auf den Straßen unterwegs ist. Und der beste Ford Mustang ist der Ford Mustang Shelby GT 500. Wer einmal das kompressorbeatmete V8-Geschoss fuhr, der weiß, dass alle anderen Motorisierungen nur Vertreter des automobilen Streichelzoos sein können.
Das Aussehen des Ford Mustang Shelby GT 500 ist kraftvoll, gefährlich, hungrig und unersättlich. Der Blick mit den LED-Augen macht den Einsatz von Lichthupe oder Blinker beim Durchsetzen des Überholwunsches überflüssig. Die Autos vor dem GT 500 räumen nicht nur auf der Autobahn beflissenen die Spur. Die elegante Seitenlinie mit ihren stark konturierten Radläufen schwingt im düsteren Heck aus, das nicht nur mit den dunklen Leuchtelementen, den mächtigen Endrohren und dem Spoilerwerk Eindruck schindet. Doch wer das GT-500-Heck erst einmal sieht, der kann durchatmen: Dann ist die US-Rakete aus Flat Roch/Michigan schon vorbei, ohne größeren Schaden angerichtet zu haben.
Die Leistungsdaten katapultieren den Ford Mustang Shelby GT 500 ihn in eine Liga mit Porsche 911 Turbo S, Lamborghini Aventador oder Mercedes SLS. Der 5,8 Liter große Achtzylinder leistet dank Kompressoraufladung 478 kW/650 PS und ein gigantisches Drehmoment von 800 Nm, das bei 4.000 U/min zur Verfügung steht. Per Overboost lässt sich die Maximaldrehzahl kurzzeitig von 6.250 auf bis zu 7.000 Touren steigern. Der Klang: Ohren betäubend.
Was beim Beschleunigen mit dem 1,8 Tonnen schweren Mustang passiert, ist kaum noch zu beschreiben. Man sollte das Wildlederlenkrad jedenfalls fest halten. Denn wenn 800 Nm und 650 PS anfangen, an der hinteren Starrachse los zu trampeln, dann sind die anderen Verkehrsteilnehmer nur noch Statisten. Gigantisch für einen Mustang ist auch seine Höchstgeschwindigkeit: über 320 km/h. Sein Verbrauch ist kaum weniger beeindruckend - unter 17 Litern geht nichts.
Kupplung statt Fitnesscenter
So spektakulär sich der Ford Mustang Shelby GT 500 von außen präsentiert, so wenig beeindruckt er im Innenraum. Armaturenbrett, Schalter, Bedienelemente und Verkleidungen sind lieblose Massenware aus dem Ford-Regal. Kein Hauch edler Noblesse und selbst kühle Sportlichkeit sucht man vergeblich. Immerhin bieten die Ledersitze guten Seitenhalt und trotz ihrer eingeschränkten Verstellmöglichkeiten einen guten Reisekomfort. Im Fond kann ernsthaft niemand sitzen.
Der Shelby GT 500 ist alles andere als ein normaler Mustang. Und so fährt er sich auch. Obwohl Fahrwerk, Lenkung, Bremsen und Schaltung an das gewaltige Triebwerk angepasst wurden, wirkt der Amerikaner wenig filigran, eher ungelenk und unbeholfen - besonders, wenn man mit mäßigem Tempo unterwegs ist. Klasse ist die präzise Lenkung und überraschend gut schlägt sich die straffe Fahrwerksabstimmung. Die Kupplung erspart einem den Ausflug ins Fitnesscenter und die Tremec-Sechsgang-Handschaltung verlangt nach einer harten Hand.
Die Fahrt durch die immervollen Straßen von Los Angeles wird zu einer nervenden Geduldsprobe. Erst nördlich der Millionenmetropole an der Westküste bekommt der Mustang den Auslauf, nach dem er schon seit einer halben Stunde giert. So richtig zu Hause fühlt sich der 650-PS-Bolide in lang gezogenen Kurven oder auf der Rennstrecke, wenn er seine gigantische Motorleistung auf den Asphalt brennt und die Reifenindustrie glücklich macht.
Ungemütlicher wird es allerdings bei höheren Geschwindigkeiten. Dann zuckt schon mal die Vorderachse mit ihren McPherson-Federbeinen, die Hinterachse mit Panhard-Unterstützung poltert bei Wellen nervös und die Windgeräusche sind gigantisch. So wie das Fahrgefühl selbst. Kein Sportcoupé ist derzeit mehr Pony-, mehr Muscle Car. In den USA ist der Ford Mustang Shelby GT 500 ab 54.500 Dollar zu bekommen. Das sind kaum mehr als 41.000 Euro. Wer sich den Eigenimport sparen will: In Deutschland geht es für das Coupé bei US-Importeuren für rund 66.000 Euro los.
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