Altbacken, langweilig, spießig - das Stufenheck hat in Deutschland kaum Freunde. Doch während ein Auto wie der Golf hierzulande fast jeden Geschmack trifft und seit Jahren die unbestrittene Nummer Eins in seinem Segment ist, tut er sich in anderen Regionen der Erde schwer. In den USA zum Beispiel ist der deutsche Klassenprimus erfolglos - daher baut VW auch eine neue Limousine speziell für amerikanische Geschmäcker. In Osteuropa, dem Mittleren Osten und in ganz Asien ist ohnehin das klassische Stufenheck mit abgeschlossenem Kofferraum Maß aller Dinge, auch wenn immer mehr SUV die Modellpalette erweitern.
So zeigt Hyundai auf der Automesse in Peking den Verna, bereits das dritte primär für China bestimmte Modell der Koreaner. Der Wagen wird zwar auch in anderen Ländern erhältlich sein, aber wahrscheinlich nicht nach Deutschland kommen. Global gesehen dürfte der verwöhnte deutsche Markt mit seiner harten einheimischen Konkurrenz ohnehin immer uninteressanter werden.
Die Musik spielt längst woanders: 94 Prozent Plus bei den Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr konnte zum Beispiel Hyundai in China 2009 für sich verbuchen. Als es um die Entwicklung des neuen Verna ging, wurden daher durch aufwändige Marktforschung die ganz speziellen Bedürfnisse der chinesischen Kundschaft ermittelt.
"Es kommt sehr selten vor, dass wir die Weltpremiere eines Autos außerhalb Koreas feiern", sagte Hyundais Vizepräsident Euisun Chung auf der Peking Motor Show. "Damit zeigen wir den chinesischen Kunden, wie wichtig sie für uns sind".
Der 4,3 Meter lange Verna basiert auf einer völlig neuen Plattform des Konzerns und wird in Peking gebaut. Den Antrieb übernimmt ein 1,6-Liter Benzinmotor mit Benzindirekteinspritzung, variabler Ventilsteuerung und einer Leistung von 123 PS. Alternativ steht ein 1,4-Liter Aggregat mit 107 PS und einem Durchschnittsverbrauch von 5,7 Litern pro 100 Kilometer zur Verfügung. Der Kofferraum fasst 454 Liter. Die Produktion des neuen Verna startet im Juli.
Peugeots Offensive
Auch Peugeot möchte in China kräftig zulegen. Die Franzosen zeigen in Peking zusammen mit ihrem einheimischen Joint-Venture-Partner den Dong Feng Peugeot 408. "Dieses Modell stellt einen entscheidenden Schritt in Peugeots Offensive auf dem größten Automobilmarkt der Welt dar: Mit einem Absatzziel von 100.000 Einheiten im ersten vollen Verkaufsjahr will Peugeot mit dem 408 das starke Wachstum des Jahres 2009, in dem die Rekordmarke von 112.000 verkauften Fahrzeugen erreicht wurde, ausbauen", heißt es in einer Pressemitteilung der Franzosen.
Die 4,68 Meter lange Limousine hat einen Radstand von 2,7 Metern, um möglichst viel Fußraum im Fond zu ermöglichen. Der Kofferraum fasst 481 Liter. Der 408 hat optional ein Navigationssystem an Bord, bei dem auf einer 4 GB großen SD-Karte das gesamt Straßennetz des Landes gespeichert ist. Auch Bluetooth-Freisprecheinrichtung und USB-Schnittstelle sind zu haben. Dazu gibt es Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht und je nach Modellversion den Schleuderschutz ESP. Bei den Motoren ist solide Hausmannskost angesagt. Unter der Haube des 408 warten ein 1,6-Liter Motor mit 110 PS sowie ein 2,0-Liter-Aggregat mit 147 PS. Geschaltet wird manuell mit fünf Gängen oder automatisch in vier Stufen.
Die Zahl der Modelle, die allein oder hauptsächlich für die asiatischen Wachstumsmärkte bestimmt sind, wird weiter zunehmen. In einem Land wie China, in dem rund 80 Prozent der Käufer Erstkäufer und noch nicht auf eine bestimmte Marke gepolt sind, wittert jeder Automobilhersteller Morgenluft.
Was eine Zeitlang funktioniert hat - alte Modelle mit wenigen Modifikationen als billige Zweitverwertung anzubieten - reicht aber längst nicht mehr aus. Optisch werden die speziellen Modelle an die Erfordernisse des Marktes angepasst, technisch und vor allem bei der Ausstattung sind die Ansprüche der Kunden genau so schnell gestiegen wie die Verkaufszahlen. Allein bei der Sicherheitsausstattung fällt auf, dass manche Hersteller bei ihren Asien-Modellen geizen. Zum Beispiel ist manchmal nur ein Teil der verfügbaren Airbags serienmäßig an Bord, was sich in Europa auch in der Golf-Klasse wohl kein Autobauer erlauben würde.
|