Ob auf den staubigen Highways in Kalifornien, den Straßenschluchten von New York oder direkt vor dem Weißen Haus: Der Ford Crown Victoria gehört so selbstverständlich zum US-Straßenbild wie Pick-Ups und Drive In-Restaurants - denn er ist der erfolgreichste Streifenwagen des Landes.
Das wird sich so schnell auch nicht ändern, denn noch sind tausende "Crown Vics" unterwegs. Die speziell für den Polizeidienst ausgerüsteten Autos sind wegen ihrer kräftigen V8-Motoren mit Hinterradantrieb, ihrer Strapazierfähigkeit, dem großzügigen Platzangebot und nicht zuletzt wegen ihrer bulligen Optik bei amerikanischen Polizisten sehr beliebt.
Doch die großen Limousinen sind auch reichlich betagt und blieben überhaupt nur wegen des Flottengeschäfts im Programm. Die Produktion wird 2011 eingestellt - doch Ford will sich das prestigesträchtige Polizei-Geschäft nicht entgehen lassen. Ein spezielles Polizeifahrzeug auf Basis des neuen Taurus soll den Crown Victoria ersetzen. Und der Ausblick auf den "2012 Police Interceptor" (Interceptor heißt wörtlich: Abfangjäger) sieht aus wie auf ein Requisit aus dem Film "Robocop".
Der Wagen ist schwarzweiß lackiert, Kühlergrill und Lufteinlässe sind komplett eingeschwärzt. Ein martialischer Rammbügel mit integrierten Frontblitzern wird bald für Schweißperlen auf den Gesichtern böser Buben sorgen, wenn sie den Taurus bei einer Verfolgungsjagd im Rückspiegel sehen. In den Außenspiegel-Gehäusen befinden sich ebenfalls Blitzer und auch auf dem Dach breitet sich eine blau-rote Lichtorgel aus. An der A-Säule des Wagens ist ein Suchscheinwerfer befestigt.
"In der ganzen Nation hat die Polizei um eine neue Waffe für den Kampf um die öffentliche Sicherheit gebeten", sagte Fords Amerika-Chef Mark Fields mit bravem Patriotismus bei der Vorstellung des Wagens in Las Vegas. "Und Ford kommt dieser Bitte mit einem Spezialfahrzeug nach, das ebenso dynamisch wie robust ist - entwickelt und gebaut in Amerika."
Grenzen der Belastbarkeit
Der Polizei-Taurus habe sich harten Tests unterziehen müssen. Das Testverfahren wurde durch die Staatspolizei von Michigan sowie das Los Angeles County Sheriff’s Department entwickelt und der Wagen sei dabei "bis an die Grenzen der Belastbarkeit" gegangen. Für den täglichen Einsatz wurde der Taurus unter anderem mit größer dimensionierten Bremsen versehen.
Auch einen speziellen Crashtest musste der Wagen über sich ergehen lassen - nämlich den Heckaufprall mit 75 Meilen pro Stunde (120 km/h). Solche Unfälle kommen immer wieder vor, wenn Streifenwagen auf der rechten Spur oder am Straßenrand stehen und übermüdete Autofahrer trotz Warnleuchten und Absperrungen in vollem Tempo auf den Wagen prallen.
Zu den Sicherheitssystemen des Streifenwagens gehören ESP, Spurwechselwarner, Rückfahrkamera sowie das Sync-System, das es auch in Fords normalem Modellprogramm gibt und das die Steuerung diverser Funktionen per Spracheingabe erlaubt. Die Polizisten können dann nicht nur Radio oder Klimaanlage, sondern auch Blaulicht und Sirene einfach per Sprachbefehl aktivieren.
Stichfest
Die Mittelkonsole des Wagens lässt sich mit allerlei Ausrüstungsgegenständen befrachten. Der Wählhebel für die Automatik sitzt am Lenkrad, während er sich beim normalen Taurus auf der Mittelkonsole befindet. Der Fahrersitz ist mit einer durchstich-sicheren Schutzschicht versehen – für den Fall, das ein im Fond "mitreisender" Passagier trotz Durchsuchung ein Messer ins Auto schmuggelt.
Der Taurus, den Ford in Europa nicht anbietet, gilt in den USA als Mittelklassewagen, obwohl er die Ausmaße einer S-Klasse hat. Ein wesentliches Merkmal des Wagens wird einigen Cops aber gar nicht gefallen. Denn viele Gesetzeshüter stehen auf mächtige V8-Motoren - und die hat der Taurus nicht zu bieten. Das Standardmodell hat einen 3,5 Liter großen V6-Motor mit 263 PS unter der Haube, der allerdings erheblich sparsamer ist als der 4,6 Liter große V8 im Crown Victoria. In der leistungsgesteigerten SHO-Version mit 365 PS ist der Taurus außerdem mit Allradantrieb ausgerüstet.
Ford hofft, mit dem Taurus genau wie mit dem Crown Victoria wieder die Nummer Eins bei den amerikanischen Streifenwagen zu werden. Doch die Konkurrenz schläft nicht: General Motors und Chrysler basteln ebenfalls an speziellen Cop-Kreuzern. Chrysler setzt außerdem auf die schon sehr erfolgreiche Polizei-Version des Dodge Charger.
Und ein unabhängiges Unternehmen namens Carbon Motors tourt bereits mit dem E7 durch die Lande, einem allein als Streifenwagen konstruierten Fahrzeug, der ehrfurchtsvoll "The Machine" genannt wird. Der Wagen wird mit einem 300 PS starken Turbodiesel ausgerüstet und soll einen Durchschnittsverbrauch von 7,8 Litern pro 100 Kilometer erzielen – aber wohl nur, wenn sich die Cops auch immer schön ans Tempolimit halten.
|