So recht weiß noch niemand, ob sich die US-Kunden in nennenswerten Volumina für europäische Kleinwagen werden begeistern können. Doch insbesondere Ford geht getreu dem Motto "wer nicht wagt, der nicht gewinnt" in die Vollen. Die Ford Motor Company produziert ab Sommern 2010 im mexikanischen Werk Cuautitlán bei Mexiko City den Fiesta als Schräg- und Stufenheck für die Märkte USA, Kanada und Südamerika.
Bereits ab Ende April diesen Jahres geht der Kleinwagen aus deutscher Entwicklung in eine ungewöhnliche Testphase: 100 Kunden aus den USA haben die Möglichkeit, den Ford Fiesta sechs Monate lang aus zu probieren. "Jeder Testmonat steht unter einem besonderen Motto", erklärt Projektmanager Sam De La Garza. "So sollen die Probanden mit dem Fiesta zum Beispiels zu Freunden, Events oder in den Urlaub fahren. Wir wollen so ein Maximum an Informationen bekommen."
Doch der noch junge Ford Fiesta soll nicht der einzige Kleinwagen aus Europa sein, der in den USA auf Kundenfang geht. So bringt Volkswagen nach längerer Abstinenz wieder den VW Golf ("Rabbit") auf den Markt. Wegen der gesunkenen Nachfrage hatte es neben der vergleichsweise erfolgreichen Stufenheckversion Jetta in den Staaten lange Zeit nur einen Golf GTI gegeben.
In diesem Frühjahr wird erstmals die neue Generation des Golf VI in den USA eingeführt. Besonders vom neuen Topmodell GTI und dem später im Jahr geplanten VW Golf R mit rund 300 PS versprechen sich die Wolfsburger im ehemals so geliebten Amerika einiges.
Auch Toyota will sein Kleinwagenengagement in den Vereinigten Staaten ausweiten. Auf der New York Motorshow stellten die Japaner erstmals einige getunte Version des iQ vor. Ein späterer Serienstart unter dem Szenelabel Scion scheint nicht ausgeschlossen.
Kleinwagen in den USA – das hat es in der Vergangenheit bereits mehrfach gegeben. Die Amerikaner liebten den alten VW Käfer und konnten sich jahrzehntelang für den VW Bully erwärmen. In den 70er Jahren gab es neben anderen Europa-Importen den Simca 1100/Chrysler Horizon unter anderem als Dodge Omni und Plymouth Horizon. Auch das ein Modell der Golf-Klasse.
Es geht auch kleiner
Das wohl kleinste in nennenswerten Mengen verkaufte Automodell im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war der Yugo, der sich zu Preisen unter 4.000 Dollar in den 80er Jahren als preiswerter Automobilwinzling des jugoslawischen Herstellers Zastava einen Namen machte.
Derzeit sind in den USA eine handvoll Kleinwagen und Kompaktklassemodelle auf dem Markt. Zu den bekanntesten zählen noch der Honda Civic, der Honda Fit (Jazz) oder Toyotas Yaris. Die günstigsten Modelle gehen bei rund 12.000 Dollar los. Auch Fiat denkt nach den vereinbarten weitreichenden Kooperationen mit Chrysler über eine Rückkehr in die USA nach. Die nächste Generation des Fiat 500 oder ein Alfa MiTo stehen als Gegner des Mini auf der Agenda.
In den vergangenen Jahren versuchte Toyota seinem wenig emotionalen Image in den USA durch den Kleinwagenableger Scion Schärfe zu verleihen. Die aktuellen Scion-Modelle xB, tC und xD sind mit Dimensionen zwischen 3,75 und 4,41 Metern ungewöhnlich klein und echte Trendmobile geworden.
Dass Kleinwagen im Land der PickUps und Groß-SUV sehr wohl eine Chance haben, zeigen die jüngsten Verkaufserfolge vom Smart Fortwo und besonders dem trendigen Mini Cooper. Das Kleinwagen andererseits nicht unbedingt erfolgreich sein müssen, zeigte zuletzt vor knapp drei Jahren der Opel Astra, der unter dem GM-Label Saturn in den USA keine Chance bei den Kunden hatte.
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