Hinter dem Glasportal von Mercedes-Benz of Beverly Hills am exklusiven Beverly Drive biegt man direkt scharf nach links. Dort, wo ehemals Maybach und McLaren SLR ihre kaufkräftigen Kunden fanden, hat sich seit Frühjahr 2008 dick und breit der kleine Smart eingenistet.
Im Verkaufsraum stehen gleich fünf Fortwo – in schwarz-rot, rot-schwarz, blau, gelb und gold. Auch Vinnie Mandzak, einer der charismatischsten Autoverkäufer Kaliforniens, hat sein Büro gewechselt. Der ehemalige AMG-Chefverkäufer bei einem der umsatzstärksten Mercedes-Händler des Landes widmet sich nun nahezu ausschließlich dem 71 PS starken Winzling aus Hambach. "Der Smart ist einfach das richtige Auto zur richtigen Zeit. Die Kunden laufen uns die Türen ein", erzählt Vinnie und strahlt.
Er, der den Hollywood-Größen in der Los-Angeles-Area seit Jahren mit Rat und Tat in Sachen Luxuskarossen zur Seite stand, hat sein Herz für die knuffigen Zweisitzer entdeckt. "Der Name Smart ist Programm. Natürlich steigen die Leute hier jetzt nicht von einem SL 550 oder einem AMG-Mercedes auf einen Smart um", erzählt er. "Aber der Fortwo ist so cool und trendy wie ein iPhone. Jeder will einen - natürlich customized."
Heißt: Mit einem langweiligen Serienmodell muss Vinnie Mandzak seinen exklusiven Kunden gar nicht erst kommen. Mit Ledersitzen, Navigation und Breitreifen allein ist es auch nicht getan. Wie bei den anderen Fahrzeugen im hauseigenen Fuhrpark wollen die VIPs einen Smart, den so sonst keiner hat.
Preise bis 40.000 Dollar
Mit entsprechenden Individual-Lackierungen, Karosserie-Kits, Soundsystem oder Leistungssteigerungen kostet ein Smart Fortwo dann nicht 15.000, sondern schnell mal 25.000 bis 40.000 Dollar. That’s Beverly Hills.
Und eines hat sich ebenfalls nicht geändert. Mit Wartezeiten muss Starverkäufer Vinnie seinen treuen Kunden – egal ob für Mercedes SL 63 AMG, Smart Fortwo oder Maybach 57 S – gar nicht kommen. “Sie wollen ihr Auto sofort – und wer fragt bekommt das bei mir eben. Auch einen Smart“, versichert Vinnie.
Dabei macht er es seinen Kunden stilecht vor. Auch er hat nach wie vor einen stattlichen privaten Wagenpark, kommt jedoch mit einem Power-Smart im schwarz-grünen Karo-Lack ins Büro. Fledermaustüren, ein 6.000-Dollar-Soundsystem, Sportfahrwerk und ein speziell angefertigter Innenraum machen Vinnie’s Smart mit dem Kennzeichen "SMRT4U" in Los Angeles einzigartig. Neben dem Kennzeichen am Heck dreht sich als Gag ein überdimensionaler Aufziehschlüssel.
Wie viel Leistung sein Smartie hat, verrät Mandzak nicht. "Aber er schafft locker über 120 Meilen pro Stunde." Das sind immerhin 200 km/h.
Die finanzstarken Kunden in Kalifornien sind heiß auf den Smart Fortwo. Knapp 600 Fahrzeuge hat Mercedes of Beverly Hills im Jahre 2008 bisher an den Kunden gebracht. Im gleichen Zeitraum verkaufte man am Beverly Drive knapp 2.200 Mercedes-Fahrzeuge – bevorzugt SL, S-und die noch junge C-Klasse. In ganz Kalifornien waren es 2.500 Smarts, in den USA mehr als 20.000.
Smartes Statement
Der Konzern ist dabei ebenso zufrieden wie die Händler. Trotzdem gibt es nicht nur lachende Gesichter. "Die Unsicherheit der Kunden ist riesengroß. Viele Firmen kaufen sich erst einmal gar keine neuen Autos und warten die Trends an den Finanzmärkten ab", erzählt Mandzak. "Das trifft hier alle. Einige haben sich auch verzockt und können sich eine AMG S-Klasse für 150.000 Dollar gar nicht mehr erlauben.“
Wenn dem Smart Fortwo derzeit etwas zu schaffen macht, dann ist es der wieder günstige Benzinpreis in den USA. Vor einem halben Jahr kostete die Gallone (3,8 Liter) Super in Kalifornien fast fünf Dollar. Mittlerweile bezahlt der Kunde an der Zapfsäule nicht einmal mehr die Hälfte. Ein sparsames Auto sucht da kaum jemand mehr.
"Doch für viele ist es das Statement, das zählt", sagt Mister Smart: "Die Leute haben natürlich nach wie vor mehrere ihrer PS-starken Autos und so verkaufe ich einen Smart auch öfter einmal zusammen mit einem SL oder einem CLS – bevorzugt als AMG." Kunden und Vinnie warten denn auch schon auf eine Sportversion des Smart.
Viele schicken ihren "kleinen Freund" direkt zum Tuner, um ihm Beine zu machen und die Optik anzuschärfen. Zwar wurde am Rande der Los Angeles Autoshow verkündet, dass der sportliche Brabus Smart nun auch in die USA kommt - jedoch nur mit dem entsprechenden Karosserie-Kit. Der knapp 100 PS starke Powermotor aus dem Hause Bodo Buschmann bleibt den Amerikanern ebenso vorenthalten wie Diesel-, Hybrid- oder Elektroversionen des Smart Fortwo.
Trotzdem halten viele Passanten auf der Straße den Smart Fortwo wegen seiner geringen Größe für ein Elektro- oder zumindest Hybridauto. Die meisten Kunden wollen ihn als geschlossene Version. Vinnie Mandzak: "Wir verkaufen 65 Prozent Coupés. Cabriolets wollen deutlich weniger – dazu ist es bei uns in Kalifornien einfach zu heiß."
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